BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

VI. VON DEN EDELN STAINEN

UND DES ÊRSTEN IN AINER GEMAIN.

 

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66.

Von dem saphir.

 

Saphirus ist gar ain edel stain und ist der zwelfer ainer, die Johannes sach. der stain ist himelvar, wan er ist liehtplâ. iedoch mag er nümmer sô lauter werden, daz er ain pild in sich nem sam ain spiegel. wenn sich der sunnen schein widersleht auf dem stain, sô gibt er ainen prinnenden schein von im und ist den himelkreften allzeit annaigich. aber der ist der pest, der von India kümt, und der ist kainer durchläuhtich. der stain behelt den leip und diu glider ganz in irr narung von nâtûr, diu ze latein vegetatio haizt, und senftigt die inwendigen prünst und verstellt den swaiz und benimt der augen und der stirn smerzen und hailt auch der zungen siehtum und gesetzt swulst und hailt swern und schäuht den grausamen siehtum, der daz antlütz negt und haizt ze latein noli me tangere, daz haizt: rüer mich niht. aber er verleust sein varb dar nâch. der stain ist auch guot wider untrew, wider haz und wider erschrecken, und ist gnædich zuo frid. aber der in tregt, der muoz sich gar vast vleizen, daz er käusch sei. ez sint auch saphir pei der stat ze Poi gegen der sunnen underganch, die sint klaines geltes wert und habent gar klain kraft. die sint sam ain gar tunkel cristall gevar, aber man undersetzt si mit plâwen sezzeln in den vingerleinn, daz si etwaz plâ scheinent. der pringt man vil in däutscheu lant, aber si habent niht kreft. iedoch die dâ her koment und hieten die gestalt die die saphir habent von Orient, daz ist von der sunnen aufganch, die wæren die pesten under in und kreftich, aber man vint ir wênig. die saphir, die von Orient koment, die sint die pesten und allermaist die oben weizloteu wölkel habent und dicker varb sint. ez sint auch etleich saphir von Orient, die ainen rubîn zuo in habent gemischt, und die sint die klærsten und die kreftigisten under den andern. die zaubrær handelnt den stain vil in iren werken. Der saphir, der dem lautern himel geleicht und der ainen prinnenden schein von im gibt, wenn sich der sunnen schein auf im widersleht, der bedäut die hoffenung, dâ mit wir gezukt werden in die êwigen fräud, und wir dann dâ mit enzünt werden und durchflammet mit der haizen flammen der götleichen lieb und die werlt versmæhen, alsô daz wir mit sant Pauls mügen gesprechen „unser mitwandeln ist in den himeln.“ und dar umb spricht got durch des weissagen munt, der Isaias haizt, zuo dem menschen, den er maint „ich wil dich gruntvesten auf saphir,“ daz ist auf hoffenung. Dar umb hân ich unserr frawen den stain geleicht und hân gesprochen: tu saphirus sancte spei; daz spricht: dû pist ain saphir der hailigen hoffenung, wan ich waiz kain sicherr zuofluht in allen ängsten und in nœten, wenn der öbrist rihtær nu rihten schol über leib und über sêl, wan den gar edeln saphir, die muoter der parmherzichait, Marîam. kain jud noch kain ander ketzer mag mich des gewenden, wan ich sprich, daz ich daz zaichen der wârhait mêr dann ains mâls hân gedruckt in mein sêl, und dar umb leid ich. niemant darf frâgen, war umb ain mensch leid mêr dann anderr hundert.