BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

VI. VON DEN EDELN STAINEN

UND DES ÊRSTEN IN AINER GEMAIN.

 

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56.

Von dem onichen.

 

Onichinus ist der zwelf stain ainer an Aarôns klaidern, und habent die maister zwên wân von dem stain. der ain wân ist, daz ez ain klainz österl sei, daz ist ain mervischel alsô genant, daz smeckt gar wol und ist an der grœz und an der varb sam ains menschen vingernagel; wenn daz auz dem wazzer köm und hert werd, sô werd der stain dar auz, und ist der stain auch gevar sam ain vingernagel. dar umb haizt er in kriechisch onichinus, wan onichina in kriechisch haizet lidnagel. den wân von dem stain hât diu alt glôs über daz puoch Leviticum. ain ander wân ist (den hât Beda), daz onichinus oder onix ain tail swarz sei und daz in der swerz weiz und rôt streimeln sein, und daz spricht kain maister von der nâtûr. aber Platearius spricht, daz onicha oder onix oder onichinus ain paumzaher sei, der fliez auz ainem paum und werd sô hert, daz der stain dar auz werd, sam man list von dem stain, der succinus haizt, und daz ist gar geläupleich. war auz nu der stain werd, sô ist doch aller maister wân von der nâtûr gemainleich, daz der stain gevar sei sam ain nagel, reht sam ain rœtlot wazzerperl; daz ist der sterker wân. der stain ist für die räudichait oder für daz kratzen guot und macht daz antlütz weiz, und sô man in in feur legt, sô gibt er gar ainen süezen smack. man schreibt auch ain wunder von dem stain. wer in leg in ain siechez aug, sô gê er hin ein in daz aug inwendig ân allen smerzen und umbgê daz aug über al, unz er die pœsen fäuhten dar auz pringt. zwâr, daz ist ain grôzez wunder, wan ez ist nihts sô klain, ez tuo in dem augen wê. dar umb spricht Salomôn in dem puoch der hôhen sprüch „daz aug ist ain klaineu wonung, wan ez leidet kainen gast.“