BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

VI. VON DEN EDELN STAINEN

UND DES ÊRSTEN IN AINER GEMAIN.

 

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14.

Von dem calcedoni.

 

Calcedonius ist der zwelf stain ainer, die Johannes sach. der ist ainer stumpfen varb und ist allzeit ainer vaizten plaichen, wan sein varb hât ain mittel zwischen des jâchants varb und des berillen. ist der stain geslagen und hengt man in an den hals oder tregt in an dem vinger, sô macht er sighaft in kriegen und senftigt des haizen fibers hitz. der stain ist dreierlai. ainer ist ainer plaichen lucern geleich und scheint mêr an dem lieht dan in dem haus. wenn der stain erhitzt von der sunnen oder von der hant, sô zeuht er hälmel an sich, und læzt sich niht gern graben. der andern lai habent ander varb. Der stain geleicht der lieb. die weil diu inwendig in dem herzen verporgen ist, sô ist si plaich und ist sam ain lieht in ainer lucern. wenn aber si betwungen wirt, daz si auz dem herzen her für gêt den andern zuo ainem nutz, sô erzaigt si auzwendig, wie si inwendig gestalt was. und wenn si diu wâr sunn berüert, diu Christus ist, oder der vinger des hailigen gaistes, sô zeuht si die sündær an sich und læzt sich niht tailen noch durchgraben, wan si mag mit kainer widerwärtichait zeprochen werden, si wirt ie mêr und mêr gesterkt. dar umb spricht diu geschrift in dem ahten stück des minnenpuoches „diu minn ist vest sam der tôt,“ und spricht auch „vil wäzzer mügent die lieb niht erleschen“. alsô spricht auch sant Paulus zuo den Korinten „diu lieb ist gedultig und senftig, si tregt alleu dinch und wirt doch niht zeprochen noch wirt mit smaichendem lob erwaicht“. dar umb hân ich armer den stain geleicht unserr frawen lieb in dem lobsang von ir, dâ hân ich ir tugent ir zwelfen auzerwelten stainn geleicht.