Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
V. VON DEN KRÄUTERNIN AINER GEMAIN.
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62.Von dem peonkraut.
Peonia haizet peonkraut. daz geleicht an den pletern etswie vil der nieswurz und sint under derlai kräutern paideu er und si, aber diu si hât praitereu pleter wan der er. daz kraut füert auz ainer wurzel vil langer pleter und aufgericht und diu sint gar rôt, wenn si her für lauzent des êrsten, und dar nâch werdent si ie lenger ie grüener. daz kraut, paideu si und er, hât gar ain rôt pluomen mit mêr praiten pletern wan der rôsen pleter sint, und die pluomen pringt ez under ainer deck, diu ist nâhen sam der sêpluomen deck, und diu deck tuot sich auf in vier stück und læt die pluomen auz und naigt sich diu deck gegen dem stengel. dar nâch wehst ain ander deck in der pluomen, diu ist länkelot und dar inne wehset swarzer sâm, der scheint vor swerz. wenn der sâm zeitig wirt, sô tuot sich diu deck selber auf, diu ist inwendig rôt, sô velt der sâm dar auz. der er des krautes hât wurz grôz sam ain vinger, aber diu si tailt ir wurzeln und iren stengel in vil tail. daz kraut ist an der kraft haiz und trucken, sam Platearius spricht, und hât die art, daz ez diu swarzen mail abstreicht an dem leib und ist guot für der pain siehtum oder für der füez geprechen, der dâ ze latein podagra haizt. sein sâm ist guot für daz vallent lait, daz ze latein epilencia haizt. man hât daz gesehen, wenne man die kern ainem menschen an den hals hieng, daz si hulfen für den siehtum, sam Galiênus spricht. iedoch vint man daz niht an der gemainen peon. Isaac der jud spricht, wer ainen underrauch mache von des krautes sâmen, daz sei den teufelhaftigen läuten guot, die ze latein demoniaci haizent, und den hinvallenden, die epilentici haizent; des krautes fruht genomen mit rôsenhonig und getrunken, daz sei den selben siechen auz der mâzen gesunt, und wer der körner fünfzeheneu trink mit rôsenhonig, daz sei guot für die gaist, die pei den frawen slâfent in mannes weis, die ze latein incubi haizent. des krautes sâm sterket auch den magen und sein wurzel ist guot für die gelsuht, diu ze latein ictericia haizt, und öffent der lebern verschoppen, daz oppilacio epatis haizt. des krautes wurzel gesoten und getrunken mit wein als grôz sam ain mandelkern, daz reinigt den menschen von seiner fäuhten und fürbt die stinkenden überflüzzichait auz im. |