BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

IV. VON DEN PAUMEN.

 

B. VON DEN

WOLSMECKENDEN

PAUMEN.

 

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29.

Von dem weirachpaum.

 

Thus haizt ain weirachpaum und ist gar ain edel paum und vol edels smackes und wehst in dem lande Arabia, sam Platearius und Plinius sprechent. der paum ist unmæzleich grôz und voller est und hât gar ain sänft rinden und hât pleter, diu sint klainer wan die pirpaumpleter und sint underrôt. der paum trinket gar vil fäuhten in sich in dem lenzen und in dem anvang des sumers und trinket der als vil, daz sein dünneu rind dont und sich auzreckt, und dar umb, wenn die gar heizen tag koment, sô der stern auf gêt mit der sunnen der dâ canis haizt, in dem augst, sô tuot sich sein rind ain klain auf und fleuzt ain zaher dar auz, der wirt hert von dem luft, und der zaher haizt auch thus ze latein und ist rehter weirach, und der in der selben zeit wirt, der ist weiz und sinbel und ist der pest, und wenn man den auzpricht, sô ist er inwendig vaizt. wenn man in zuo dem feur habt, sô enprint er gar leiht und ist guot wider der prust siehtum. wer gar liehten weirach nimt und den gar wol pulvert und newz wahs, daz allerêrst von dem honig gescheiden ist, und ungesalzen putteren und mischt diu dreu mit geleicher wag und zerlæt si pei dem feur und rüert si gar wol under ainander und læt daz dann küelen und erwaicht ez dann aber pei dem feur und legt ez auf ain schæffein vel an dem tail, dâ ez an dem flaisch hieng, und legt ez auf die prust, dâ ain apostêm inn ist, daz hilft gar wol. wer ain pflaster macht von weirachspulver und mit wein, daz ist guot für der augenzäher fluz und wider den zantswern, der kümt von dem fluz auz dem haupt. wenn man den weirach lang kewt und in lang in dem mund helt und in izt, dem benimt er den hauptfluz, der reuma haizt. wer des paumes weizen zaher in trank nimt, daz sterket den magen. der swarz weirach, der ze andern zeiten auz dem paum fleuzt, hât kainen adel gegen dem weizen und ist niht sinbel sam der weiz. dû scholt auch wizzen, daz all die maister, die in der zauberkunst lêrent, daz sprechent, daz die götter und die gaist, die man anruoft mit pildengeschrift, die karacteres haizent, und mit insigelgraben, oder daz graben, daz man in vingerlein tuot, die zaubrær dester ê erhœrnt, wenn si in weirach opfernt. daz ist ain irrung in der haidenschaft. aber diu ganz wârhait ist, daz die pœsen gaist des weirachs rauch fliehent und daz man got besunder dâ mit êrt, und dar umb ist weirach der dreier gâb aineu, die die drei künig unserm herren Jêsû Christô opferten, und dar umb prennt man in auch in den gotshäusern, aber man nimt oft andern stinkenden harz dâ für, dar umb, daz der reht weirach seltsam ist und tewr.