BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

IV. VON DEN PAUMEN.

 

B. VON DEN

WOLSMECKENDEN

PAUMEN.

 

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20.

Von dem arabischen mirrern.

 

Mirra Arabie haizt arabischer mirr und ist ain paum, der ist zehen daumellen lang, sam Isidorus spricht, und ist voller dorn und stichling und ist herter von der rinden dann an andern enden. des paums zaher ist grüen und ist pitter. welher zaher willicleich fleuzt von dem paum, der ist pezzer wan der her auz fleuzt, sô man des paums rinden verwundet. wer sein este in ain feur wirft, daz ist den läuten pei dem feur gar schad, wan si koment in unhailsam siehtuom von dem rauch, der dâ von gêt, si laufen denn zehant zuo dem smack des paumes, der storax haizt, von dem wir her nâch sagen. wenn man des paumes pleter und sein plüet samnet und si an der sunnen derrt, die habent die art, daz si kreftigent und zesamen ziehent und sint guot wider die undäw und wider des leibes auzlauf und wider des pluotes auzfluz. aber sein früht sint pezzer, die haizent mirruli und ze däutsch mirrel, und sein saf ist auch pezzer. des paums pleter sint als ains ölpaums pleter, ân daz si kräuser sint und spitzelig und ain wênig sinweller wan ains ölpaums pleter. des paumes harz oder sein zaher haizt auch mirra und naigt sich zestunden an der varb zuo ainer weizen, und der ist der pest. aber der sich zuo ainer rœten naiget oder zuo ainer swerzen, der ist niht sô guot. der zaher ist haiz und trucken und öffent und entlœst die wint in dem leib und in den gelidern, und der rauch, der dâ von gêt wenn man in prennt, der hât auch diu selben werk; aber der rauch trückent sneller diu fäuhten gelider und behendicleicher ân peizen und nagen. der zaher ist guot zuo erznei und dar umb tuot man in zuo grôzen starken erzneien. er wert der fäulen sô vast, daz er ainen tôten leichnam behüett und behelt vor faulen und vor änderung und vor gestank und allermaist wenn man in mischet mit aloe, von dem wir vor gesait haben. daz weste Joseph von Aromathia wol, der aloe kaufot und mirram, dô er unsern herren wolt begraben. ez gâben auch die drei künig ze verstên, daz Christus begraben schölt werden, dô si im mirren opferten. der mirr hât auch die art, daz er die rôhen überflüzzikait auzzeuht und dem mund seinen stank benimt und macht den wolsmeckent, und wenn man in mischt mit ainem weizen ains ais und mit wein und salbt die ahseln dâ mit und niden die schämigen stat, daz benimt den stank paider seiten und under den üehsen und unden an dem leib. er macht auch die stimm clâr. wer in clistiert mit rautenwazzer, sô pringt er den frawen ir gewonhait, diu menstruum haizt, und daz tuot er auch mit wermuotwazzer und zeuht die gepurt auz dem leib und die würm, die in dem leib wahsent. Dem mirren geleicht sich unser fraw in der geschrift und spricht 'ich hân ainen smack der süezikait geben als ain auzerwelteu mirr.' daz spricht si dar umb, daz si got hât auzerwelt und gesegent ob allen frawen zuo ainer archen seins aingeporn suns, dar inn er kain mail nie enpfieng.