Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
IV. VON DEN PAUMEN.
B. VON DENWOLSMECKENDENPAUMEN.
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6.Von dem balsempaum.
Balsamus haizt ain balsempaum. daz ist ain paum oder ain staud; sam Jacobus und Solînus sprechent und ander maister in vil puochen, den man hie vor neur in dem land Judêa vant an der stat Jericho; aber in der zeit lauf fuorten in Egypcier auf daz velt ze Babiloni und dâ pawent in die christen, die gevangen sint in der haidenschaft, wan sam Egypcier dick versuocht habent, wenn in die haiden pawent, sô beleibt er unfruhtpær, sam die historien sagent, daz sint die geschrift von den geschihten in den landen und in den zeiten. auf dem selben veld ze Babiloni sint sehs prunnen und in der ainem (sprechent etleich) hât unser fraw unsern herren Jêsum Christum gepadet und von dem prunnen und von den andern fünfen wirt des balsems velt durchfäuht. aber an andern steten gibt diu staud nümmer kainen balsemsaft. iedoch spricht Avicenna, daz diu erd durchfäuhtt werd, dâ der balsem wechst, von dem prünnel des veldes Engadi. Plinius spricht, daz des paums stam sei als ain weinreb und hab pleter als ain raut, aber si sein weizer und beleiben allzeit. der paum hât die art, daz man in dick besneiden muoz und fräwet sich wazzers. wenn man den edeln balsemzaher ab dem paum nemen wil, sô muoz man in besneiden mit paineinn mezzern oder mit staineinn oder mit gleseinn mezzern und muoz gar seiht dar ein hacken, sô tropfet daz saf her ab in gleseineu vaz, diu man dar under setzet, wan besnit man die paum mit eisen, sô verdürben si. aber Avicenna und ander maister sprechent, man besneid si mit eisen. wenn man den balsem nu gesamnet hât, sô behelt man in sehs môneid in ainem väzzel under taubenmist, und nâch der zeit zeuht man in her auz, sô ist er lauter worden, und daz ist dar umb, daz der taubenmist hitzig ist, und der balsem behelt sein kraft, wenn er niht auzdünst. der zaher ist mêr werhaft denn kain ander zaher. der paum haizt balsamus, aber sein holz oder sein traub haizt xilobalsamum und sein sâm haizt carpobalsamum und sein saf haizt opobalsamum. Platearius spricht, daz opobalsamum die pesten und die geweltigisten kraft hab, wan ez ist haiz und trucken in dem vierden grâd mit seiner kraft, und dar umb, daz ez seltsam ist, velschet man ez dick und mit mangerlai dingen. wan etleich nement therebintenzäher, der therebintina haizt, und mischent ain wênich balsems dar zuo, sô geleicht ez dem balsem; die andern nement nardenöl, daz von dem kraut nardo kümt, und mischent ez zuo therebintenzäher. Nu sprechent etleich, man schüll balsem alsô bewæren. wer in vorn an ainen griffel tuo und in anzünd, sô prinn er, aber daz tuot ain therebintenzäher auch. Diascorides spricht, nem man des balsems ainen tropfen und tuo in in ain gaizein milch, sô gerinn si zehant und der balsemtropf vall ze podem. aber ez sint vil ding, diu die milch rennent. der balsem ist gelvar und gar lauter und man erkennt in alsô vor valschem balsem. ist daz man in mit aim griffel legt unden in ein wazzer, dâ beleibt er; legt man in ze mittelst, dâ beleibt er auch, und alsô tuot er, legt man in oben in daz wazzer. ez ist auch ain ander versuochen. tuo wazzer etswar ein und tuo in daz wazzer balsem und rüer daz wazzer mit aim holz; ist der balsem valsch oder ist ez therebintenzäher, sô wirt daz wazzer trüeb, ist aber er gereht, sô wirt daz wazzer niht trüeb. Rabanus spricht, ist der balsem ganz und gereht, sô wirt ain wüllein tuoch niht unsauber dâ von und gilt niht minner dann vor. mêr, wig balsem etswar inn und wig dar nâch therebintenzäher in der selben grz in dem selben vaz: ist der balsem gereht, sô wigt er zwir oder dreistunt als swær sam der therebintenzäher, wigt aber er neur ain klain mêr, sô ist er valsch. mêr, ist der balsem gereht, sô hât er sô grôz kraft, wenn man sein an der sunnen hitz ains tropfen grôz legt in die hant, daz mag diu hant niht verdoln, er dringt zehant durch die hant, wan kainerlai fäuht dringt sô vaste durch. Michahel der Schott spricht, der balsem hât die art, wenn man milch dar auf träuft, sô gerinnt si zehant; wenn man aber in auf wazzer geuzt, sô behelt er sein kraft. man läutert den balsem mit ezzeichwaschen, wenn man in dar inn welzet. er nimt kainer andern fäuht zuomischen. des gelaub ich Megenberær niht, wan sô möht man in niht sô wol gevelschen sam man tuot. der balsem hât die kraft, daz er entlst und behelt die kreft und zeucht zuo im. under andern werken, diu er hât, treibt er daz tôt kint auz der muoter und zeuht daz pälgel her für, dâ daz kindel inn ligt in der muoter, daz ze latein secundina haizt, und volgt dem kindel in der gepurt, dar umb haizt ez secundina von dem wort sequor, daz haizt volgen. man schol balsem geben wider all veraltet siehtüem des hauptes mit ainer opiat, diu dem siechtuom zimleich sei. wer ain wahs fäuht macht mit ainem balsem und legt daz auf ain mâsen zehen tag (wan sô lang mag der balsem beleiben mit wahs und auch vierzig tag, geschiht sein nôt), sô vertreibt er die mâsen. er behelt der tôten leib ganz ân faulen gar vil jâr die man balsamt mit rehtem balsem. Dem balsem geleicht sich unser frawe in der geschrift und spricht «ich hân ainen smack geben als ain wolsmeckender balsem.» zwâr, daz spricht si mit lauterr wârhait, wan si aller tugenden vol sträwet ir grôz parmherzichait auf uns arm sündær mit sô vil genâden, daz wir den himel mêr besitzen mit gewalt wan mit reht, und dar umb spricht diu geschrift «der gereht wirt kaum behalten,» wan man vindet kaum ainen menschen, der nie kain tôtsünd hab getân, ez sein zwelfpoten oder ander hailigen, ân unser frawen allain, und dar umb spricht auch diu geschrift «celum vim patitur,» daz spricht: der himel leidet gewalt. nu schaw, wie wir ze himel komen. parmherzichait muoz der wârhait begegen und gerehtichait muoz sänftig sein und fridsam. dar umb spricht der weissag in dem salter, «diu parmherzichait und diu wârhait sint anenander begegent, diu gerehtikait und der frid habent anenander geküsset.» des küssens fräw ich mich und gibt mir ain kraft, mêr dann aller balsem smack.
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