BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

IV. VON DEN PAUMEN.

 

A. VON DEN PAUMEN

IN AINER GEMAIN.

 

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35.

Von dem palmpaum.

 

Palma haizt ain palmpaum. der hât gar vil aigenchait wider ander paum besunder. er volkümt niht wenn er neur auz ainem kern wechst, er muoz auz vil kern wachsen, und dar umb nement die pelzer vil kern in ain säckel und grabent daz in die erd, wenn si den paum wellent setzen. diu ander aigenchait ist, daz under der lai paumen si und er ist, und der er pringt nümmer kain fruht, man muoz si paid nâhent zuo enander pelzen. sô dann diu reht zeit kümt, sô naiget sich der er zuo der sien und schrenket sein este zwischen ir este und ie der sien zwên este druckent sich zesamen und umbvâhent des ers ainen ast. dar nâch rihtent si sich wider auf, wan sô hât diu si zuogevangen und ist fruhtpær worden, aber si nimt nihts von im dan ain gaistleich kraft, sam ain luft und ain dunst ist. wenn nu diu si fruht tregt, ist dann, daz der wint durch den er wæt und tregt seinen dunst auf die frawen, sô werdent die früht dester êr zeitig. des paums fruht haizt ze latein dactylus und haiz wir si ze däutsch dateln, dar umb, daz diu fruht lenklot ist, wan dactylon haizt in kriechisch lank. diu fruht hât inwendig ainen herten kern und auzwendig gar ain süezez flaisch. der paum hât auch die art, sô er ie hœher wirt, sô er sich ie vester praitt, wan der stams grœz ist niht gar weit gegen der erd sam an andern paumen, er ist dâ selben clain und knorrot, oben praitt er sich aber mêr. Dem paum geleicht sich diu oberst edel kaiserinn, der himel fürstinn, aller sünder fürsprecherinn und spricht «ich pin erhœcht als ain palmpaum an der stat Cades, dâ die paum gar schôn wachsent.» eyâ, nu prüef, mein herz, wie gar geleich die aigenchait des paums und unser frawen sint. si ist diu si, der hailig gaist der er; si wart swanger ân allez mail neur dâ mit, daz der hailig gaist sein este, daz sint sein gâb, schrenket zwischen ir este, daz sint ir tugent in irr rainen sêl, und prâht uns die süezen fruht, unsern herren Jêsum Christum. Marîâ helferinn, pin ich an dir betrogen, sô pin ich an der wârhait betrogen, diu niemd betreugt noch betriegen mag. ich verzag niht an dir mit stætem hoffen, sô mag auch dein gnâd an mir niht verzagen.