Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
IV. VON DEN PAUMEN.
A. VON DEN PAUMENIN AINER GEMAIN.
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34.Von dem ölpaum.
Olea oder oliva haizt ain ölpaum, sam Isidorus spricht. des fruht haizt ze latein oliva und sein saf, der auz den fäuhten kümt, haizt oleum und haizt ze däutsch paumöl. der paum ist gar ain freuntleich paum. sein öl ist grüen, sänft und vaizt. daz macht diu augen lieht und die siechen gesunt. sein êrster zäher ist gar süez, der ander niht sô süez, der dritt pitter und ungesmach. daz verstên ich alsô, daz man die ölfrüht dreistunt twingt und druckt und presst und daz der êrst saf daz pest sei und daz edlist. des ölpaums plüet sint wunderleich gestalt, si habent niht vil pleter sam anderr paum plüet, wan si habent daz mêrer tail neur zwai plätel und sint weiz und gesprängt mit ainer gelben varb und die plüet sint den swangern frawen gar schad. Augustînus spricht zuo seinen münchen: daz öl ist unsern leiben gar gesunt, aber den vierfüezigen tiern ist ez gar schad. wenn man den ölpaum pelzet und ablist, sô schickent die Kriechen raineu kint und maigd zuo den werken. der ölpaum mag niht gewachsen und zuo genemen mit andern paumen, er muoz besunder stet haben. er wirt auch unfruhtpær, wenn daz vich und die läut vil umb in gênt und daz ertreich umb seinen stam nider tretent, und nimt ab, sô in die gaiz laidigent. er teuft sein wurzel niht verr in die erd und wechset mêr von dem regenwazzer wan von den pächen oder von prunnwazzer. wenn öl gekocht ist mit warmen dingen, sô ist ez ain warm erznei, und mit kalten dingen ain kalteu erznei. ez hât auch die art, daz ez die peizenden schenpf in den wunden und in den geswern vertreibt. waz dings in öl gekocht wirt, daz læzt im sein aigen fäuhten und verleust die. wizz, öl wol geläutert scherpft minner und peizt denn kain ander erznei, wan tuot man ez in ain aug, ez berüert niht vil und ist doch daz aug gar zart. ez hailt auch die nezzelpizz und anderr kräuter nagung. ez wermt den leip reht sam daz ezzen, dâ mit man ez izt, under den dingen, diu dâ hitzent und küelent. ez hilft auch den müeden und den swærn glidern, dar umb, daz ez diu obern tail durch gêt und verwaichet in die stuck des leibes, diu verstarrt oder verhertt sint, oder dar umb, wenn man diu glider dâ mit reibet, sô entlzt ez und zeuht die fäuhten auz, die von der arbait zwischen daz vel komen sint. wenn die schefleut öl nement in ir münd und lâzent ez under dem wazzer under sich in daz mer, sô scheint ez. wer warm wazzer vast klopfet und trüftelt mit öl, daz ist den müeden glidern gar guot, wan des warmen wazzers würken beleibt lang in den gelidern. Aristotiles spricht, wer öl vorn in der slangen hol geuze, der wer in irn herauzganch. er spricht auch, ez hab ain iegleich dinch in der werlt öl, aber daz ist niht ainr lai. daz öl und ain iegleich vaizt macht daz feur sêr prinnent und macht der flammen rôst haizer, und dar umb prinnent die psen christen vast in der hell, die daz hailig öl und die andern hailichait unwirdicleich enpfangen habent. ez wær wol, daz der ps gaist manig pôshait ân öl fræz. wenn man ain schermezzer mit öl sänftigt, dâ mit schirt man dester sänfter. wenn man im lâzen wil, der dann den arm mit gemainem paumöl salbet, dem gêt diu âder dester leihticleicher. wer seinen leip mit öl salbet, des leib wirt füegsam zuo künftiger arbait. Dem zarten edeln ölpaum geleicht sich diu schönist ob allen frawen in der geschrift und spricht von ir selber «ich pin erhcht sam ain gar schner ölpaum auf dem veld». eyâ, dû gar schneu genâden vol, hail mein scharpf wunden meiner durchsiechen sêl mit dem süezen sänften öl deiner überflüzzigen güet, mach mein müeden glider an guoten werken resch, wan ich stên auf disem ellenden veld und wart deiner genâden mit andern sündærn, die sich dein fräuwent. |