BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

IV. VON DEN PAUMEN.

 

A. VON DEN PAUMEN

IN AINER GEMAIN.

 

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16.

Von dem veigenpaum.

 

Ficus haizt ain veigenpaum. der paum ist gesträut mit weit gritenden esten und pletern, sam Isidorus spricht, und sô man die nidersten est peugt und si mit erden beschütt, sô pringent si ain neu gesläht umb die muoter. der schat, der von seinen pletern gêt, der ist allen dingen schad. Plinius spricht, ez sint die veigen in dem land India vil süezer wan ander veigen, aber si sint auzlendigen läuten gar schad und krenkent ir sterk und ir kraft, und dar umb gepôt der geweltig kaiser Alexander seim volk, daz ez der veigen niht æz, dô er in dem land lag. der paum pringt ê fruht, ê daz er laub oder pleter pring. Isidorus spricht, wenn die alten läut vil veigen ezzent und oft, sô vergênt in ir runzeln, wan die veigen ziehent die überflüzzigen fäuhten zwischen vel und flaisch und die füllt dann die runzeln. er spricht auch, daz der veigenpaum sô grôzer kreft sei, pinde man ainen gar wilden grimmen ochsen dar an, er werd zam und sänftig. des paumes saf ist milchvar und hailt vergiftig pizz, die von slangen oder von töbigen hunden geschehent. ez ist auch guot wider die fleck an dem leib und vertreibt diu mail in den augen, sam ain vorscher spricht. die veigen machent niht guot pluot und dar umb machent si dem menschen vil leutswürm, die ich vor füezling hiez, dô ich von den würmen schraib. die veigen habent die art, daz si die überflüzzichait auztreibent in dem menschen an die end zwischen vel und flaisch, und dâ von machent si den menschen switzent mit haizem swaiz. daz wazzer, daz gesigen ist oder gewaschen durch der veigenpaum aschen, daz ist guot zuo dem gerunnenn pluot in dem leib, wan daz zeflœzet ez, wenn man ez trinkt. sein laug öffent und waicht die herten apostem und die geswern, und des paums pleter sint guot den geswern und den flecken, die von grober fäuhten koment, und sein saf und sein asch nagent und durchpeizent, dar umb sint si paideu zuo den geswern guot. sein laug ist den siechen âdern wunderleichen guot, sô man si aingeuzet und trinkt. wenn man die veigen izt, sô man vastet, mit nuzzen, sô öffent si des ezzens ganch wol. ir ezzen ist schad mit groben dingen, sam gepäurisch ezzen ist, milich und sämleich dinch. iedoch, wie daz sei daz die veigen niht sô wol fuoren sam flaisch und prôt, doch fuorent si paz wan kainrlai ander obz. der pleter saf öffent die âdern, die zuo dem aftern gênt, und daz ist mangem man gar guot, der vil fauls pluotes in im hât. der veigen milch ist guot für der scorpen stich, und wer unzeitigeu frischeu veigenpleter legt auf die wunden, die ain töbiger hunt hât gepizzen, daz hilft gar wol, sô man si zereibt. ain pflaster gemacht mit dem weizen ains ais ist guot wider all vergift. Plinius spricht, diu veigenmilch samnet daz dünne pluot und macht ez dick und zeflœzt daz dick. man mag die veigen grüen behalten in honig, wenn si dar ein ordenleich sint gesatzt, alsô, daz aineu die andern niht rüert. die veigenpaum habent gar ain pitter rinden und habent doch gar süez früht, die pringent si ân plüet. die früht sint dreirlai und die pest ist weiz, dar nâch sint die rôten veigen die pesten und die swarzen die allerpœsten.