Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
IV. VON DEN PAUMEN.
A. VON DEN PAUMENIN AINER GEMAIN.
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12.Von dem cypressenpaum.
Cypressus ist auch gar ain hoher paum und tregt vil gemainschaft mit dem cederpaum, wan der cederpaum und der cypressenpaum und der therebint und diu tann tragent vil über ain und allermaist dar an, daz die paum all harz tragent vil nâhent áins smackes, iedoch sint der ceder und der cypress lengers wesens wan diu tann oder diu viecht. der cypress praitt sein wurzeln vast, iedoch seiht und niht tief in der erden und hât klaineu spitzigeu plätel sam diu viecht oder diu tann; iedoch ist des cypressen holz ain klain herter wan der viechten holz und auch swerzer. ez sint auch tannzäpfen und cypressenöpfel geleich an der gestalt und ir körnel smeckent geleich. diu ezzent die aichorn ab den viechten winterzeiten. des cypressen holz ist gar guot zuo palken in kirchen und zuo grôzem gepäw und ist gar vest, alsô daz ez grôz und swær pürd mag auf gehalten und getragen. Dem paum geleichet sich auch unser fraw in der geschrift und spricht von ir selber 'ich bin auf gehcht als ain cypress auf dem perg Syôn;' daz spricht si pilleich, wan Syôn ist als vil gesprochen als ain gesiht des frides. nu ist si auf dem perg, daz ist der himel, des êwigen frides, und praitt ir genâd herab und helt daz gepäw auf der hailigen christenhait. wær des niht, wærleich sô wær diu christenhait gar krank pei unsern zeiten, wan zucht, tugent, trew und wârhait sint auz der welt gevarn und habent vier swær gesellen hinter in gelâzen: unzucht, untugent, untrew und valschait. |