BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

III. HIR HEBT AN DAZ DRITT

STÜCK DES PUOCHS

VON DEN TIERN

IN AINER GEMAIN

 

E. VON DEN SLANGEN.

 

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11.

Von dem drachencopp.

 

Draconcopes haizt ain drachenkopp und ist ain slang in Kriechenlant gar grôz und mâhtig, sam Adelînus spricht. diu slang hât ainr junkfrawen antlütz geleich ainem menschen, aber daz ander tail irs leibes geleicht ainem drachen, nu sprechent die maister, daz diu slang derlai sei gewesen, diu Evam betrog in dem paradîs, wan Beda spricht, daz diu selb slang ain junkfrawenantlütz hab gehabt, dar umb, daz si mit gleicher gestalt Evam zämt und zuolocket, wan der mensch und ain iegleich tier nimt sein geleichz und ist lustig gegen im. diu selb slang, dô si Evam betrog, zaigt ir neur daz haupt und verparg daz ander tail under der paum pleter und buschen. wie aber der teufel daz gemachen moht, daz diu slang menschleicheu wort sprach, daz ist uns verporgen, wir wellen dann sprechen, daz diu selb slang halsâdern und andern gezeug hab gehabt in dem hals und in dem haupt sam ain mensch, dâ mit si geschikt wær zuo mensleichen worten, reht als wir sehen, daz etleich vogel menschleicheu wort für pringent, wenn man si des êrsten dâ mit üebet. iedoch wæn ich und ist geläupleich, daz der teufel sich selber verkêrt in ainer slangen weis und auch menschleich sprâch mit Even rett, wan er mag sich verkêren in aller tier form. nu schaw, wie sich der teufel hât gemacht auz menschleichem haupt und auz ains tracken leib, auz dem pesten leiphaftigen dinge und auz dem pœsten. der anplik was guot und käusch, aber daz end was vergiftig und tœtleich. wê, ach und owê got vater, lâz dich erparmen, daz ze meinen zeiten diu werlt sô vol ist worden der drachenkoppen, die iedem menschen guotes under diu augen erzaigent und ist daz end irr handlung valsch und vergiftig. verporgen pôshait mag wol haizen ain drachenkopp, aber verporgne güet und tugent mag wol haizen almagalan, daz ist als vil gesprochen als ain verporgne käuschait in der menig oder in dem haufen des volkes. daz wort ist gesamnet auz hebraischen worten, wan alma haizt ain verporgneu käuschait, sô haizt gal ain hauf und an haizt ain volk. nu merk, wer ist almagalan. wærleich unser fraw, diu rain käusch magt voller gnâd, diu ist allzeit mit irr gnâd verporgen in dem haufen des sündigen volks und beschirmt die sündær, die irn namen êrent, und sichert si vor allen drachenkoppen. und wizz, daz daz wort kain mensch hat gesament, ez kom aim grôzen sündær für in seim slâf mit wolgeflorierten puochstaben, dem het unser fraw geholfen auz grôzen kriegen und auz angsten, alsô daz ez die werlt wundert und auch den selben sündær, wie ez möht gesein. dô erzaigôt sich unser frawe dem sünder mit dem selben wort: dô verstuont er sein niht und suocht seineu stuck in den hebraischen wörtern, dâ si geschriben sint zeletzt an etleichen wibeln, und vant ez, als vor geschriben ist. eyâ, Maria, lâz uns niht.