Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
III. HIR HEBT AN DAZ DRITTSTÜCK DES PUOCHSVON DEN TIERNIN AINER GEMAIN
E. VON DEN SLANGEN.
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10.Von dem tracken.
Draco ist der grsten tier ainz, daz diu werlt hât, sam Jacobus und Augustînus sprechent. daz tier hât niht vergift. er ist gekrnt auf dem haupt nâch der grzen seins leibes, reht als er ainen grôzen kamp hab. er hât ainen engen munt und hât klain halsâdern. wenn er gêt, sô reckt er sein zungen für den munt. er greint und ginet mit dem maul, aber er schatt mit den zenden niht vil, iedoch ist sein piz gar schad, wie daz sei daz der piz klain sei, sam ain vorscher spricht. aber der gar grôz schad kümt niht von den zenden, er kümt dâ von, daz er vergiftez dinch izt. wen der track mit seim zagel pint, den ttt er, wan vor dem mag der grôz helfant niht sicher gesein. in dem lenzen undäut der track und wüllet im. daz selb übel vertreibt er mit lattuken saff, sam Plinius spricht. er wont daz mêrer tail in holen pergen und allermaist dâ stainrütschen sint. daz tuot er umb die übrigen hitz seines leibes und seiner nâtûr und allermaist suocht er die stet wenn er geflogen hât, und auch etswenn durch der grôzer hitz willen, diu von der sunnen kümt sumerzeiten, wan diu hitz ist gar grôz in den landen gegen der sunnen aufganch, dâ der track wont. sein stimm und sein geschrai erschrecket die läut. sein gesicht ist sô graussam den läuten, daz si ez niht erleiden mügent und daz si etswenn dâ von sterbent. wenn der track in sein alter kümt und zuo seinr pilleichen grze, sô lebt er lang ân ezzen, sam Aristotiles spricht, und wâ er izt, dâ wirt er niht gar leiht sat. Augustînus spricht, daz der track gern won in den tiefen abgrünten der erd, und wenn er ains ungewiters enpfint, sô sleuft er etswenn her auz und fleugt gar hôch über die lüft und zetailt den luft mit seinen gar grôzen flügeln und treibt den luft von aim stuck in daz ander. sein flügel sint häutein, reht als ain grôzeu haut auf gespannen sei in der weis sam diu fledermaus flügel hât in irr mâze; aber des trachen flügel sint gar grôz nâch der grz seins leibes. wâ er wont dâ verunraint er den luft mit seim âtem, der im auz dem hals gêt. er hât ain tôtpringendez anhûchen oder anplâsen auz seinem hals, dâ mit pringt er ttleich siehtüem. ez ist auch ainrlai trachen, der hât niht füez und slingt neur auf der prust an der erden, und ainr ander lai trachen die hânt füez, aber die sint seltsein. Adelînus spricht, daz man auz seim hirn ainen stein sneid, der haizt draconica oder draconcides und haizt ze däutsch drachenstain, als her nâch kunt wirt, wenne wir von den edeln stainen sagen. aber der stain hât kain adel, man zieh in dann auz des lebendigen drachen hirn, wan man sleht si mit aim slag ungewarnt oder unfürsihticleich, wenn si sumerzeiten an der sunnen ruoent, und sleht si durch daz haupt und zeuht den stain her auz, wenn si dannoch krefticleich zabelnt. des trachen zung und sein gall gekocht in wein sint ain erznei den, die anvehtung habent von den psen gaisten, wenn man ir leib dâ mit salbet. des trachen flaisch ist glasvar und erküelt die ez ezzent, und dar umb ezzent ez die môrn in der gar grôzen hitz, die si habent in irm land, wan daz flaisch ist kalter nâtûr. der trach erhitzet gar vast in seim flug, und dar nâch begert er sich widerzepringen mit des helphandes pluot, wan daz selb pluot küelt gar vast. er fürht des donrs galm und daz himelplatzen mêr dann kain ander tier, und dar umb, wenn er den donr hrt, sô fleucht er in diu hölr, und daz ist pilleich, wan der donr ist im scheder denn kaim andern tier, sam Plinius spricht. aber der donr schadet dem adlarn aller minst und schadet auch dem lorpâm niht. der trach wehset zwainzig daumeln lang oder mêr und wirt sô grôz, daz er seinen aufsitzer gar verr füert auf im selber, aber sô er müed wirt, sô senket er sich und die pürd in daz mer. wenn man in verjagen wil oder vorhtig machen, sô nimt man ain aufgeplâsen plâtern und sleht dar auf mit coralleinn gärtleinn; den dôn oder daz klâppern fürht er und entweicht und wirt gehôrsam. |