BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

III. HIR HEBT AN DAZ DRITT

STÜCK DES PUOCHS

VON DEN TIERN

IN AINER GEMAIN

 

D. VON DEN VISCHEN.

 

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[Vorwort]

 

Hie schüll wir sagen von den vischen und des êrsten in ainer gemain. Aristotiles spricht, daz kain visch ainen hals hab noch ain mansruoten noch mansgezeugel noch tütel oder prüstel. iedoch habent etleicheu merwunder diu vorgenanten dinch, als vor geschriben ist, wan diu gepernt in ir geleichs. ich wæn auch, daz der walvisch under der gemain niht lig, wan der unkäuscht mit seinr frawen, als her nâch kunt wirt. all visch und alliu tier, diu linder häut sint, diu slâfent wênich, und wenn die visch slâfent, sô rüerent si nicht wan die zägel gar ain klain. ez sprechent etleich, daz die visch von ainr manung irr aigen nâtûr vor auz dem land fliehen, dâ daz volk inne sterben schüll oder auz dem die läut vertriben schüllen werden. die visch habent die art, daz si niht laichent mit fremden vischen, die auz ir art sint, noch mit fremden tiern, sam ain hecht laicht neur mit ainem hecht und ain slei mit ainem sleien. aber daz vælt an der murên, diu laicht mit ainer slangen, und sprechent etleich, der æl tuo daz selb. all visch ezzent anander in dem mer, ân ain tier, daz haizt Aristotiles fascaleon, daz izt niht flaisches. kain mertier izt seineu kint unz si grôz werdent und den alten gleich. der mervisch flaisch ist sterker und gesünder die pei dem gestat wonent, aber die visch, die in der tiefen gênt, die habent waicher flaisch und sint niht sô gesunt. all stainvisch sint gern vaizt und aller visch her hât ainen maister und ainen laiter. ain iegleich visch, der des raubs lebt, der swimt gesellicleich, sam der hecht und sämleich visch. all visch, die nâch der praiten swimment, die werdent vaizt wenn der sudenwint wæt von mittem tag, als die prähsem tuont und die halbvisch und die den geleichent. aber die sich nâch der leng streckent wenn sie swimment, sam der hecht tuot, die werdent vaizt sô der nordenwint wæt, der ze latein aquilo haizt. der visch weibel sint grœzer wan die mändel, wan die rogner werdent grœzer denn die milcher. der vischvanch ist allerpest des morgens ê diu sunn auf gêt, wan sô ist ir gesiht gar betrieglich. si sehent auch des nahtes reht als an dem tag. si sterbent von öltrinken. daz mêrer tail der vischair verderbent, wenn der rognær diu air læzt in seim gang hin und her. etleich visch gepernt von in selber ân allez laichen, und etleich von dem ertreich anderr visch, dâ si geruot habent, etleich von ainvaltiger erden, etleich von fauler zerprochner fäuhten, die man auf dem wazzer siht swimmen sam daz öl. die visch habent die art, daz si hin und her swimment und spazierent, ê si gepernt oder ê si mitenander laichent. etleich visch werdent krank wenn si gepernt oder rogen lâzent, und dar umb væht man si denn leihticleicher denn ander zeit. dürrein schat den vischen sêr, wan si werdent gemaincleich vaizt wenn regenzeit ist, und ist in diu regenzeit kreftig, reht als den pflanzen, die auz der erden wahsent, und dar umb swimment si ob, sô ez regent, als ob si sich des regens fräwen. ist daz man ain holz reibt mit ains mervisches lebern, daz print reht als öl, und dar umb spricht ain vorscher, daz man auz etleicher mervisch lebern öl mach. etleich visch berüernt daz vaz nümmer dâ mit man si væht, ez sei dann frisch. der visch weibel sint lenger wan die männel und sint herter an dem flaisch. die visch habent auch die art, daz si gern widerkêrent an die stat, dâ si geporn werdent, wâ si hin koment, ez sei über sich oder under sich, und dar umb nement si dick schaden. der grôz maister Basilius spricht: schaw, wie iesleich gesläht der visch sein besunder lant hât und sein gegent, und nimt ainr dem andern sein wonung niht: ez genüegt ain iegsleich gesläht der visch an seiner wonung.