Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
III. HIR HEBT AN DAZ DRITTSTÜCK DES PUOCHSVON DEN TIERNIN AINER GEMAIN
B. VON DEM GEFÜGELIN AINER GEMAIN
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65.Von dem wutsch oder ämrinch.
Strix haizt aigenleich nâch der latein ain säuser oder ain zandklaffer, und hât den namen von seinr stimm, sam Isidorus spricht, wan sô er singt, sô säuset er mit der stimm, reht als ob er den luft durch die zend seih. dar umb spricht Lucânus, daz der træg auf und der nähtleich säuser klägleich singen, und dar umb sprechent etleich, daz der säuser ain nahtvogel sei. aber daz ist niht wâr, wan er fleugt des tages und singt auch an dem tag sumerzeiten, und Lucânus haizt in dar umb nähtleich, daz er als slæfleich singt, wan all säusend stimm machent slâfend. dar umb säusent die ammen irn kinden pei den wiegen. der vogel haizt auch ama oder ze däutsch ain amer oder ain ämerinch nâch der latein (wan amor haizt lieb) dar umb, daz der vogel seineu kinder gar liep hât. iedoch müg wir sprechen, daz strix oder ama der nahtvogel sei, der in etleicher däutsch wutsch haizt oder ain stainäul, und ist ainr äulen geleich, danne daz er klainer ist, und wenn er schreit, sô schreit er zitterent hu hu hu, als ob in friese oder er zandklaffe vor froscht. der vogel hât die art wider allen andern vogeln, daz er seinen kinden ain fäuhten eintropft sam milch, wenn er si fuort und speist, reht als diu tier, diu ireu kint seugent. der vogel hieze wol aigenleich nâch der latein der zitrær oder der zandklaffer von seiner stimm oder von seinem geschrai. der sin ist gereht und mit dem bestêt der vorgeschriben spruch Lucâni, und schüll wir sprechen, daz zwairlai vogel sein, die ze latein strix haizent. der ain schol haizen strix diurna, daz ist ain ämerinch, der ander strix nocturna, daz ist ain wutsch oder ain stainäul. iedoch seind der ämerinch ain klainr vogel ist, sô mag er ze latein stridula haizen und der wutsch schol strix haizen.
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