Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
III. HIR HEBT AN DAZ DRITTSTÜCK DES PUOCHSVON DEN TIERNIN AINER GEMAIN
B. VON DEM GEFÜGELIN AINER GEMAIN
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63.Von dem sitich.
Psitacus haizt ain sitich, daz ist ain vogel in Inden lant, sam Jacobus und Solînus sprechent, und ist grüener varb, aber sein halskraiz ist rôtvar und vil nâhent goltvar. er hât ain grôz prait zungen und dar umb macht er auch gestuckteu wort sam ain mensch, als schôn, sæhst dû sein niht, dû wændest, ez wær ain mensch. er grüezt den menschen und spricht: ave chere, daz spricht in wälhisch: got grüez dich, lieber, oder er grüezt mit andern worten als er gelernt hât. iedoch lernt er in dem êrsten oder in dem andern jâr allermaist und helt diu wort allerlengst. des vogels snabel ist sô hert, daz er sich dâ mit widerhabt auf ainem herten stain, wenn man in dar auf wirft. er hât auch ain sô stark haupt, daz in die läut mit ainem eisneinn zainl slahen müezent, wenn si in twingen wellent, daz er menschleich stimm lern. er ätzt sich selber mit seim fuoz als ain mensch mit der hant. er nist auf dem perg Gelboe, dar umb, daz ez dar auf nümmer geregent, wan er mag des regens niht gedulden, wie daz sei, daz er ander wazzer leidt, iedoch stirbt er von dem regenwazzer. er hüett seines swanzes mit grôzem vleiz und saubert sein federn gar mit vleiz mit seinem snabel. die alleredelsten habent fünf zehen an den füezen, aber die unedeln habent neur drei zehen. Aristotiles spricht, daz der sitich gern wein trink und ist gar ain unkäuscher vogel, und daz ist niht ain wunder, wan der wein ist ain ursach der unkäusch. ez spricht auch Aristotiles, wenn der vogel trunken wirt von wein, sô schawet er gern junkfrawen an und ist an dem anplick gar lustig.
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