Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
III. HIR HEBT AN DAZ DRITTSTÜCK DES PUOCHSVON DEN TIERNIN AINER GEMAIN
B. VON DEM GEFÜGELIN AINER GEMAIN
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49.Von der amseln.
Merula haizt ain amsel und hiez hie vor ze latein modula, daz haizt ze däutsch ain süez sängel, dar umb, daz der vogel süezleich singt und allermaist in dem lenzen, wan winterzeiten sweigt er als ain stumm. diu haimisch amsel izt flaisch wider ir nâtûr und diu singt süezleicher wan die andern. diu amsel mag kaum gevliegen vor vaizten in dem winter. si padet sich gern und saubert sich mit dem snabel und ist doch swarz. si wirt rôt nâch swarzer varb, allermaist an dem snabel und an den füezen. si verändert irn snabel alliu jâr an der varb. iedoch hân ich ain weize amsel gesehen, die het mein herr von Hainberch tuomprobst ze Regenspurch. daz was dâ von, daz der selb vogel von ainem kalten sâmen komen was und daz sein vater ain kalt dinch gezzen het, sam pilsensâm ist oder etwaz anderz, oder in der pruot ist ain kaltez dinch zuo dem ai gevallen, wan in dem selben nest wâren zwuo swarz amseln und zwuo weiz und ain swarzeu diu het ainen weizen zagel. daz aber diu kelten ain ursach sei der weizen varb an den tiern, des nim war an allen tieren in Norweien lant. daz ist gar ain kaltez lant und dâ vint man weiz pern, weiz amseln, weiz raben und vêh aichorn, die in den warmen landem rôt sint und swarz. dû scholt auch wizzen, daz ainerlai amseln sint, die sint vil grzer wan die gemain amseln und sint wol als die tâhen, si habent aber rôt snäbel und rôt füez; die haizent ze latein caprimulgi, daz spricht ze däutsch gaizmelk, dar umb, daz si in der hirten ställ vliegent und sitzent auf der gaiz äuter und saugent die milich dar auz, und von dem raub swint daz äuter und die gaiz verplindent. die selben vogel gesehent under stunden niht, als man sagt. |