Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
III. HIR HEBT AN DAZ DRITTSTÜCK DES PUOCHSVON DEN TIERNIN AINER GEMAIN
B. VON DEM GEFÜGELIN AINER GEMAIN
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29.Von dem falken.
Falco haizt ain falk. der hât die art, daz er daz haupt umb und umb reidet mit ainem reiden, alsô daz sein prust doch unverriden beleibt. daz augenreiden des falken ist sô behend, daz seineu augen zwainhundert augen gleich kreftig sint mit erkennen. er lâgt dem raub vleizicleichen, der nâch im ist gegen seinem ruck. er hât krank nieren und ain starch prust und vertregt klain den andern vogeln. er wil lusticleich gespeist werden. er fleugt gar ungestüemicleich und ist im selber mit huot unsicher. aber wenne er den raigel væht und der valken zwên sint, sô vliegent si geselleich, ainer auf, der ander nider pei der erd, dar umb, daz der in der hhen den raiger her nider slah und der pei der erd in begreif und hab. ez sint zwairlai falken. ainerlai sint unedel, die vâhent niht denn mit grôzem hunger und mit grôzer arbait. die andern sint gar edel, die vâhent von nâtur mit klainer gewonhait. der unedel falk wenn der den raigel zuo der erd gesleht und wil in vâhen, sô læzt der raigel ainen frischen visch auz dem kropf, den er gevangen hât, den selben nimt der unedel falk und læzt den raigel vliegen. alsô tuot der edel falk niht: wan sô der raiger den visch auz dem snabel læzt, sô helt er in vester denne vor. die psen falken bedäutent uns die psen prelâten, pischölf, prbst, dechant und all ps rihter, die gelt nement von den schuldigen und lâzent die ledig umb daz unrain guot. von den spricht Isaias, si machent den ungerehten gereht umb gâb. ez hât der falk ain scharpfez pain an seiner prust, daz ist gar hert, daz hât im diu nâtûr geben, daz er den raup dâ mit stôz. der falk ist aller pest in der andern oder dritten mauze. ain wilder falk wirt sô haimlich, daz man in sêr læzt erhungern und in dar nâch äzt. alsô werdent wild läut zam nâch vil arbait.
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