BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

III. HIR HEBT AN DAZ DRITT

STÜCK DES PUOCHS

 

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[Von den tyrn in eyner gemain.]

 

Daz dritt stuck des puochs schol sagen von allerlai tiern, und des êrsten von den, die dâ gênt auf der erden, dar nâch von allem gefügel und denn von den wazzertiern. Aristotiles spricht, daz diu tier, diu zwên füez oder vier füez haben, vil pluots haben; aber die mêr wann vier füez haben, diu haben niht pluotes. daz verstêt man von dem pluot, daz in den runstâdern läuft; aber die würm habent niht sämleichs pluotes, sam die kintpeizen sint, wan si habent niht runstâdern, sam Plinius spricht. ain gemainer lêrspruch ist, daz elliu mertier herteu augen habent, sam si von pain gemacht sein, und habent hert häut dar ob, dâ von, daz daz gesalzen wazzer in dem mer ir waicheu augen iht verderb, wan ir augen möhten niht beleiben, si hiet denn diu nâtûr sterker gemacht dann ander augen. dâ pei verstên wir diser welt kint, diu ir gedenk versenkent in dem üppigen unstæten mer diser armen werlt: die mügent ir hert vernunft niht erhœhen noch gewaichen zuo gaistleichen dingen, si mag auch daz salz der êwigen weishait niht durchgên. Aristotiles spricht: ain iegleich tier mag seineu ôrn gewegen, ân der mensch, und daz ist pilleich, wann der mensch schol diu götleichen gepot, diu daz ôr hœrt, haben unwendeleichen in seiner sêl und in seinem herzen. ain iegleich tier mag seinen undern kinpacken gewegen, ân den cocodrillen, daz ist ain mertier, und cencili, die wegent irn obern kinpacken, als her nâch kunt wirt. diu zung, diu niht ze prait noch ze smal ist (daz ist diu mitelmæzik), diu ist löbleich, wan die mag ain mensch zimleich gefüeren. dâ pei verstê, daz der mensch mæzig schol sein mit worten, wan vil reden ist niht ân mail. er schol auch niht zemâl sweigen sam ain stumm und sam ain hunt, der niht gepellen mag. des menschen augen næhernt mêr zuo ainander denn anderr tier augen nâch des menschen grœz; alsô schol in uns gesellet sein vernunft und begir und gotes bekantnüss und unser selbes. Aristotiles spricht: ain iegleich tier, daz ainen rauhen zagel hât, daz hât ain klain haupt und grôz kinpacken. alsô sint der fürsten zägel lanch, wan in volgent vil diener nâch, und ist daz haupt (daz ist der sin oder diu vernunft) klain; aber der kinpack (daz ist diu vræzichait) ist grôz. ain iegleich tier, daz zwai hörner hât, daz hât der obern zend niht und hât zwên päuch: ainen vorn, dâ ez daz ezzen des êrsten ein vazzt unz daz ez geidruckt, und den andern hinder paz, dâ ez daz ezzen dar nâch ein vazzt. aber ain tier, daz niht hörner hât, daz hât neur ainen pauch, sam der mensch und der leo und andreu tier. von der fäuhten überflüzzichait und dem dunst in des tiers leib wechst daz hâr, und von des ezzens überflüzzichait kümt der fäuhten übermæzichait in dem leib. ain iegleich tier, daz vil ünslits hât, daz hât wênig sâmen; alsô die läut, die vaizt sint mit reichtum, die würkent gar wênig guotes. daz verstê, ob si irn muot in den grôzen reichtum sô gar versenkent, daz si got niht erkennent noch sich selber. Aristotiles spricht, daz ain iegleich tier, daz vil hârs hât, und ain iegleich vogel, der vil vedern hât, der ist unkäusch und hât vil sâmen, den er gesæen mag. sô sich diu vaizten ie paz mêrt in dem tier, sô minnert sich daz pluot ie vester in dem tier. welhez mensch vil pluotes hât, daz altet schier, reht sam daz getraid tuot, daz ze vil fäuhten hât. man vint rennen in der jungen tier magen, diu noch saugent und dar zuo idruckent, und sô diu renne ie elter wirt, sô si ie pezzer wirt, und ist guot für des leibes fluz und aller maist hasen renn und des hirzes. der tier fräulein sint krenker wan die man, ân diu perinne und diu leupartinne. under den vierfüezigen tiern ist daz fräwel vil gelerniger wann daz mändel. Alfragânus spricht: des hundes milch ist dicker dann kains andern tiers milch, ân des sweins und des hasen milch. er spricht auch, daz ain iegleich vierfüezigz tier begert der unkäusch in dem lenzen allermaist. daz flaisch aller vierfüezigen tier ist pœs, wenn si ir narung suochent an wäzrigen steten. ain iegleich tier, daz ainen praiten kurzen zagel hât, leit mêr den winter, wan daz ainen langen zagel hât. daz rint hât ain grœzer stimm wan der ohs, und alliu weibel anderr tier habent klainer stimme wann diu mändel. er spricht auch, daz pfert und daz maul, der helfant und daz kämlein habent ir gallen niht besunder in ainem plæslein sam andreu tier, aber si habent âdern, dâ gallen inne ist. er spricht auch mêr, der wolf, der fuchs und der hunt gepernt ireu kint alsô plint. Aristotiles spricht, die götlær oder die weissagen sprechent, wenne sich diu tier von enander tailnt, daz bedäut streit zwischen den menschen, aber wenn sich diu tier samnent und ainz dem andern volget, daz bedäut vrid. er spricht auch, welhiu tier lang an ainr stat wonent, diu streitent gern mit enander, ist daz si wênig ezzens habent, sam daz männel kriegt wider daz weibel und der vater wider den sun, und wenne des ezzens vil ist, sô koment diu wilden tier wider und werdent zam. der tier streit ist neur umb ir ezzen und umb ir wonung. welhiu tier rôch flaisch ezzent, diu streitent mit allen andern tiern, wan si nement ir ezzen von in allen. welhez tier vil wäzriger nâtûr ist, daz ist vorhtig: vorht macht des leibes nâtûr kalt. welhez tier haiz pluot hât, daz hât ain lungel, diu den luft in sich ziech, dar umb, daz diu hitz von dem luft gesänftigt werd. aber daz niht haiz pluot hât, daz bedarf der lungel niht. ain iegleich tier, daz vil hârs hât, daz hât zæhen sâmen; alsô der alweg in wollusten seins leibes lebt, der mag niht lautreu werch gehaben. welher man vil hârs hât an dem part und an der prust, der macht schier kint, und allermaist, ob er swarz ist. ain iegleich tier, daz augprâw hât, daz tuot si in dem slâf zuo, ân den hasen und den leben. ain iegleich ackertier, daz säglisch zend hât, daz izzet flaisch. dâ pei verstên wir die fürsten, die pœs diener habent, die frezzent armen läuten daz ir. welhiu tier vil zend habent, diu lebent lang daz mêrer tail; aber diu wênig zend habent, diu sint kurzes lebens. ain iegleich tier, daz niht lungen hât, daz hât niht stimm; iedoch mag ez ain lungen haben, daz ez niht stimm hât. kain tier sæt seinen sâmen slâfend oder wachend auzwendig seins weibes schôz, ân allein der mensch. dâ pei verstêt man des menschen pôshait. aller tier zuonemen ist von dem, dâ ir nâtürleich glust an ligt. alsô nem wir allermaist zuo an menschleicher sælichait von got, der unser vernunft aller lustigst ist. alliu diu tier, diu idruckent, diu bezzernt sich gar vil und behelfent sich mit dem idrucken, wan si enpfindent dar an irs wolgelustes und werdent sneller vaizt von aim klainen ezzen wan andreu tier, diu niht idruckent. daz geschiht von dem wolgelust irs idruckens. alsô welheu sêl gotes lêr oft her wider nimt und die wol betraht mit ganzer andâcht, diu wirt vaizt in götleichen genâden und wirt truncken in götleicher minne. ain iegleich tier, daz niht gallen hât, lebt lang, sam der elephant, der hirz, daz kämel und daz merswein. alsô die sänftigen läut erwerbent daz lant und daz erb der lebentigen in dem êwigen leben. ain iegleich tier vierfüezig hât ainen zagel. aber der mensch hât kainen sterz. iedoch hât er an des sterzes stat und fuort im daz die afterpell daz andern tiern den sterz fuort. alsô ist auch dem pern und dem affen. welheu tier grôzes leibs sint, diu gepernt niht vil, wan ir kost und ir narung entsleuzt sich vil in in und gêt in ireu glider; dar umb habent si wênig überflüzzichait und wênig sâmen. alsô sint laider die läut auf ertreich, die grôz wirdikait habent, sam pistuom, pröbstei und ander prêlâtûr, die wênig früht pringent mit predigen und mit andern guoten werken. dar umb sô des menschen sin sich ie auf mêr naigt, sô er zuo iegleichem ding ie klainr ist. ain iegleich tier, daz sein ezzen slindet und niht kewt, daz ist mager, sam der wolf und der leb; wan sô daz ezzen niht wol gemaln ist, sô fuort ez den leip niht wol. etleich sprechent, daz uns mangeu tier übertreffen an den fünf sinnen: der per oder der eber an dem gehœrd, der luhs an dem gesiht, der aff mit dem versuochen in dem mund, der geir mit dem smack (wan der smeckt daz âs gar verr), diu spinne mit der gerüerde. diu tier diu sint unsätleich, den ir ezzen zehant auz dem magen gêt, sam der wolf und sämleicheu tier, und under den vogeln der pellicân und daz taucherlein, daz ze latein mergi haizt. alsô sint die menschen mager in guoten werken, die gots wort zehant lâzent und sein vergezzent, wan mangez spricht: 'ach, wie ain guot predig der herr heut tet!' sô frâg ich 'waz hât er gesait?' ez antwürt: 'wærleich, ich enwaiz!' der mensch hât aht ripp und etleichz zeheneu. aber diu tier, diu hörner tragent, habent dreizehen, die slangen dreizig. Plinius spricht, welheu tier von nâtûr lengers lebens sint, diu sint lenger zeit in irer muoter leib. man frâgt, war umb etsleicheu tier niht idrucken? daz ist dar umb, daz etleich tier gar ainen haizzen magen hât, dar umb kocht ez sein ezzen leiht, daz ez der nâtûr eben ist, und daz selb idruckt niht, sam daz swein, der hunt und sämleicheu tier. aber andreu sint, die kalt magen habent, die müezent idrucken und ir ezzen zwir maln, daz ez ir mag gekochen müg, sam diu rinder, die hirz und den geleicheu tier. wizz auch, daz diu selben tier trückner und herter vaizten habent, und sterker ünslit dann die haize magen habent. diu haizen tier bedäutent die sinnereichen schuoler, den haiz und lieb ze lernen ist, die vestent gar leihticleichen die kost der hailigen geschrift. aber diu kalten tier bedäutent die trægen schuoler ze lernen, die die hailigen geschrift swærleich enpfâhent, wan in die pœsen sêl, diu zuo loterhait ist genaigt, kümt diu weishait niht, sam Salomôn spricht. die habent herter ünslit wan die andern, daz ist, si habent ir süezen und ir wollust ân götleich andâcht, die dienent der naht und niht dem tag, die vallent leiht nider auf den aftern, wan si vergezzent der künftigen sælichait und ergebent sich der erdischen üppichait. iedoch wizz, daz daz schâf ainen haizen magen hât und idrucket doch. daz ist dar umb, daz ez pœs zend hât und daz ezzen niht wol gemaln mag. alsô tuont die sinnereichen maister und schuoler, die lesent oft daz her wider, daz si vor wol künnen, wan si habent der scharpfen zend niht, dâ mit si die üppichait der werlt niezent.

Nu hab wir gesait von den tiern in ainr gemain; für paz well wir sagen von ainem iegleichen tier aigencleichen, und des êrsten von den, der nam sich ze latein anhebt an ainem A, dar nâch an ainem B, reht als daz ABC stêt.