BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

II. Von den himeln und

von den siben planêten.

 

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22.

Von dem honig.

 

Ez kümt auch ze stunden in dem sumer, daz hönig vellet von den lüften auf die paum und auf daz gras, und fliegent die peinen dar auf und sament daz. daz haizt man trôr. daz kümpt dâ von, daz der fäuht dunst von der sunnen aufgezogen wirt sumerzeiten auz den pluomen, auz den kräutern und auz den frühten unz in daz reich des luftes, daz ob den wolken stêt. dâ wirt der dunst dann aber gedicket an im selber von der sänften kelten, diu dâ ist gar nâhent pei dem obristen reich des luftes, und von der dicken und von dem frost entsleuzt sich der dunst in süeze fäuhten und vellt her wider ab auf die früht und auf die pluomen, und daz haiz wir wildez honig. iedoch scholt dû wizzen, daz zwairlai honig ist; ainz ist nâtürleich, daz ander maisterleich. daz nâtürleich ist dâ von wir ietzo gesagt haben. daz maisterleich ist daz der pein maisterschaft ze haufen tregt in ir wonung. dû scholt auch wizzen, daz des nâtürleichen hönigs in unserr wonung wênig vellet, sein vellt aber vil in den landen gegen der sunnen aufganch. daz ist dar umb, daz der behend zart dunst, dar auz daz höng wirt, von den pluomen und von den frühten in unserr wonung niht mag aufgên durch den zæhen slipfrigen luft unz an sein reht stat, dâ er zuo höng würd. wan unser luft, dâ wir wonen, der ist vol wäzriger wolken und der verkêrt den selben dunst und verderbt in. iedoch vellt daz honig sumerzeiten pei uns auch, wenn unser luft rain und schœn ist, und daz geschiht in dem prâchmônn, der ze næhst nâch dem maien ist, allermaist pei den sumerleichen sünwenden. wenne daz geschiht, sô sterbent diu schâf und die gaiz gern, dar umb, daz daz hong coleram macht in der tier leib. des vindest dû ain zaichen: wenne si tôt sint und man si aufsneidet, sô sint si inwendig gel von der prunst colora. aber in den landen gên der sunnen aufganch ist der luft gar lauter und still durch daz ganz jâr gar vil; dar umb vellt ez in den landen oft. wenn ez gevallen ist, sô schol man daz vich dâ heim lâzen und schol den kinden wern, daz si ez niht ab den paumpletern saugen. iedoch hân ich des vil gezzen auf dem geu, dô ich ain kindel was; dâ nâch tet mir mein leibel gar wê und west niht, wâ von daz wær. waz kraft daz hönig hab, daz sag wir her nâch, wenn wir von den peinn sagen.