BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

I. Von dem Menschen

in seiner gemainen Natur.

 

___________________________________________________

 

 

32.

Von den prüstlein.

 

Diu prüstel an den frawen sint gemacht von der nâtûr auz waichem lindem flaisch und die schüllent an den juncfrawen klain sein und tapfer. ez spricht auch Aristotiles, wenn die juncfrawen habent prüstel zwaier twerhvinger lang, sô beginnent si die man liep haben. der swarzen frawen milch ist pezzer wan der weizen. aber an den gaizen ist ez anders: wan der weizen gaize milch ist pezzer wan der swarzen. daz verstên ich also. die frawen, die swarz sint von grôzer hitz, habent pezzer milch wan die frawen, die weiz sint von kalter nâtûr. wilt aber dû gemainleich wizzen, welher frawen milch pezzer sei, sô nim ain glas oder ain glate tafeln von holz und lâ des gespüns tropfen dar auf: sint si dann dick und zevliezent niht, sô ist daz gespünn guot, zevliezent si aber, sô ist ez niht guot. dû scholt auch wizzen, daz der unvernünftigen tier milchwäppel aigenleichen äuter haizent, aber an der frawen haizent si prüstel oder tütel. iedoch ist ez underschaiden, wan an den juncfrawen, die noch niht swanger sint gewesen, haizent si aigenleichen prüstel von der prust, dâ si an stênt, und an den frawen, die kindlein genesen sint, haizent si aigenleich tütel oder fruhttragerlein, dar umb, daz si den kinden ir fruht tragent und ir narung. kain tier hat seineu äuter vorn an der prust sam der mensch hât seineu prüstel.