Konrad von Megenberg
1309 - 1374
|
Buch der Natur
I. Von dem Menschenin seiner gemainen Natur.
|
___________________________________________________
| |
7.Von den ôren.
Daz ôr an dem menschen ist ain venster, hin und her gekrümpt inwendig, und haizent ez die maister ain tür oder ain porten der sêl, und an des fensters ende gegen dem hirn ist ein lindez häutlein, dar inn ist des gehrdes kraft und kümpt alliu stimme dâ hin, und wenn daz verwarlôset wirt, sô wirt daz mensch ungehrnde. Ain iegleich tier, daz ôren hât, daz mag si gewegen hin und her, ân den menschen. daz verstên ich an den tiern, die ir ôrn erhebt habent von dem haupt. iedoch hân ich ainen mensehen gesehen, der sein ôrn wegt und die swarten auf dem haupt. Diu vorgenant sidel des gehrdes ist gegen dem hindertail des haupts, dar umb daz daz selb tail vol lufts ist und ist niht flaischs dâ noch hirns. daz vorgenant häutel ist vol nâtürleichs lufts und der luft nimpt die ebenpild aller stimme. Ez geschiht auch ze stunden von siechtum oder von ezzen oder von trinken, daz ain fremder rauch beslozzen wirt in dem pälglein, der vert hin und her und stôzt an die wend. wenn daz geschiht, sô dunkt den menschen, wie im ainz in den ôrn pauk. des gehrdes nâtûr ist sinbel gesetzet vil nâh ze mitelst in dem haupt; dar umb hrt der mensch die stimm, von welhem satz si her kümpt, si kom von oben oder von unten, von hinden oder von vorn. der auzwendich luft, der die stimm füert, muoz rüern den inwendigen luft in dem pälglein, dar umb daz er die stimm unz dar gefüeren müg. |