BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Walther von der Vogelweide

nach 1170 - um 1230

 

Sprüche und Lieder

in chronologischer Anordnung

 

Der König-Friedrichston

(um 1215/20)

 

Ich hân hêrn Otten triuwe, er welle mich noch rîchen (26,23)

Ich wolte hêrn Otten milte nâch der lenge mezzen (26,33)

Der künig mîn hêrre lêch mir gelt ze drîzec marken (27,7)

Ir fürsten: die des küniges gerne wærent âne (29,15)

Von Rôme voget, von Pülle künic, lât iuch erbarmen (28,1)

Ich hân mîn lêhen, al die werlt, ich hân mîn lêhen! (28,31)

Durchsüezet und geblüemet sint die reinen frouwen (27,17)

Vil süeziu frouwe hôhgelopt mit reiner güete (27,27)

Swâ nû ze hove dienet der hêrre sînem knehte (L XXIX,24)

Herzoge ûz Ôsterrîche, ez ist iu wol ergangen (28,11)

Er schalk, in welhem leben er sî, der dankes triege (28,21)

Ich hân gesehen in der werlte ein michel wunder (29,4)

Got weiz wol, mîn lop wær iemer hovestæte (30,9)

Sît got ein rehter rihter heizet an den buochen (30,19)

Swer sich des stæten friundes dur übermuot behêret (30,29)

Die wisen râtent, swer ze himelrîche welle (26,13)

Swelch man sich gerne frîjen wil von bœser sache (XXX,I)

Ich trunke gerne dâ man bî der mâze schenket (29,25)

Er hât niht wol getrunken, der sich übertrinket (29,35)

Vil wol gelopter got, wie selten ich dich prîse (26,3)

[Ulrich von Singenberg 29: Ich wil niht mê den ougen volgen noch den sinnen] ( L 31,3)

 

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V

Von Rôme voget, von Pülle künic, lât iuch erbarmen

(Lehensbitte an Friedrich)

L 28,1

Von Rôme voget, von Pülle künic, lât iuch erbarmen,

daz man bî rîcher kunst mich lât alsus armen.

gerne wolde ich, möhte ez sîn, bî eigenem fiure erwarmen.

ahî, wie ich danne sunge von den vogellînen,

5

von der heide und von den bluomen als ich wîlent sanc!

swelh schœne wîp mir gebe danne ir habe danc,

der lieze ich lilien unde rôsen ûz ir wengel schînen.

kume ich spâte und rîte fruo: gast, wê dir, wê!

sô mac der wirt wol singen von dem grüenen klê.

10

die nôt bedenkent, milter künic, daz iuwer nôt zergê.

 

 

VI

Ich hân mîn lêhen, al die werlt, ich hân mîn lehen!

(Lehensdank)

L 28,31

Ich hân mîn lêhen, al die werlt, ich hân mîn lehen!

nû enfürhte ich niht den hornung an die zêhen

und wil alle bœse hêrren dester minre flêhen.

der edel künic, der milte künic hât mich berâten,

5

daz ich den sumer luft und in dem winter hitze hân.

mînen nâhgebûren dunke ich verre baz getân,

sie sehent mich niht mêr an in butzen wîs, als sî wîlent tâten.

ich bin ze lange arm gewesen ân mînen danc.

ich was sô volle scheltens, daz mîn atem stanc,

10

daz hât der künic gemachet reine und dar zuo mînen sanc.

 

 

XIII

Got weiz wol, mîn lop wære iemer hovestæte

(Gegen Heuchler)

L 30,9

Got weiz wol, mîn lop wære iemer hovestæte,

dâ man eteswenne lobelîche tæte

mit gebærde, mit gewisser rede und mit ræte.

mir griulet sô mich lachent an die lechelære,

5

den diu zunge honeget und daz herze gallen hât.

friundes lachen sol sîn âne missetât,

süeze als der âbentrôt, der kündet lûter mære.

nû tuo mir lachelîche oder lache aber anderswâ.

swes munt mich triegen wil, der habe sîn lachen dâ:

10

von dem næme ich ein wârez nein für zwei gelogeniu jâ.

 

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Ulrich von Singenberg

Ich wil niht mê den ougen volgen noch den sinnen!

 

Die Autorschaft dieses Lieds ist umstritten. Heute wird es meist Ulrich von Singenberg zugesprochen (Quelle: Ulrich von Singenberg 29; in: Die Schweizer Minnesänger. Hrsg. von Karl Bartsch. Neubearbeitet von Max Schiendorfer. Bd. 1: Texte. Tübingen: J. B. Metzler 1990)

 

L 31,3

Ich wil niht mê den ougen volgen noch den sinnen!

diu rietin mir an zwei, daz ich diu solde minnen,

diu wâren âne valsch geworht beidiu ûzzen und och innen:

Da wart ein wênec în geleit, daz was niht stæte.

5

des vielten sich ir egge, dô si solten hân gesniten.

und wære eht niht wan daz alleine drinne vermitten,

so wæren si allenthalben alse ganz an ir getæte,

Daz sich ein iegeslîcher möhte lâzen dran.

owê, daz ich der trüge ie kunde an in gewan!

10

wie übel ich mich des schaden schame und in des lasters gan!