BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Walther von der Vogelweide

nach 1170 - um 1230

 

Sprüche und Lieder

in chronologischer Anordnung

 

Der Atzeton

um 1204/05

 

Swâ guoter hande wurzen sint (L 103,13)

Uns irret einer hande diet! (L 103,29)

Mir hât hêr Gêrhart Atze ein pfert (L 104,7)

 

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I

Swâ guoter hande wurzen sint

(Gärtnerischer Rat)

L 103,13

Swâ guoter hande wurzen sint

in einem grüenen garten

bekliben, die sol ein wîser man

niht lazen unbehuot.

5

er sol in spilen vor als ein kint,

mit ougen weide zarten.

dâ lît gelust des herzen an

und gît ouch hôhen muot.

sî bœse unkrût dar under,

10

daz breche er ûz besunder

(lât erz, das ist ein wunder),

und merke ob sich ein dorn

mit kündekeit dar breite,

daz er den furder leite

15

von sîner arebeite.

si ist anders gar verlorn.

 

 

II

Uns irret einer hande diet

(Klage über Störenfriede)

L 103,29

Uns irret einer hande diet!

der uns die furder tæte,

sô möht ein wol gezogener man

ze hove haben die stat.

5

die lâzent sîn ze spruche niet:

ir drüzzel der ist so dræte,

kund er swaz ieman guotes kan,

daz hulfe niht ein blat.

«ich und ein ander tôre

10

wir dœnen in sîn ôre,

daz nie kein münch ze kôre

sô sêre mê geschrei!»

gefüeges mannes dœnen,

daz sol man wol beschœnen,

15

müget des mannes hœnen.

hie get diu rede enzwei.

 

 

III

Mir hât hêr Gêrhart Atze ein pfert

(Klage gegen Atze)

L 104,7

Mir hât hêr Gêrhart Atze ein pfert

erschozzen zIsenache.

daz klage ich dem den er bestât:

derst unser beider voget.

5

ez was wol drîer marke wert.

nû hœrent frömde sache,

sît daz ez an ein gelten gât,

wâ mit er mich nû zoget:

er seit von grozer swære,

5

wie mîn pferit mære

dem rosse sippe wære,

daz im den vinger abe

gebizzen hât ze schanden.

ich swer mit beiden handen,

5

daz si sich niht erkanden.

ist ieman der mir stabe?