Johans, der Jansen Enikel
um 1230/40 - nach 1300
Weltchronik
Des Reussenkönigs TochterVerse 26677 - 27356
|
|
__________________________________________________________________________________
|
|
|
Nû süllen wir ân schandevon der Riuzen landevon dem künig heben an, |
26680 | wie der dar nâch rîchsen began.er was gewalticlîch starc;er het goldes, silbers manic marc.er hêt ein schn wîp,diu was im liep sam der lîp. |
26685 | dâ bî hêt er ein tohter guot,der was er frô und wolgemuot.si was sô schn, daz ist wâr,daz man nindert offenbârvinden moht irn gelîch. |
26690 | des muotes wart si alsô rîch,daz si keinen man wolt nemen,wan der ir ze man möht gezemen.diu tohter dem vater liep was,daz er vor freuden kûm genas, |
26695 | sô er sie ane sehen solt.sîn herz, sîn lîp was ir holt.
Dô er alsô ân wîp was,als man von dem künig las,dô giengen zuo die herren sîn. |
26700 | si sprâchen: «lieber herre mîn,sol ditz lant verderbenalsô, daz ir sült sterben,daz wir niht haben von iu ein kint,dem lant und liut gemein sint |
26705 | vil genzlîchen undertân?süllen wir gebresten hân,daz kumt dâ von, daz iuwer lîpniht wil haben ein wîp.»des antwurt der künic zehant: |
26710 | «ez muoz immer daz lantvon mînen schulden ân erben sîn,ich müg dann haben ein megedîn,diu mîner tohter sî gelîch,»alsô sprach der künic rîch. |
26715 | die herren sprâchen zehant:«sô süllen wir boten in diu lantsenden sicherlîche,ob ieman ir gelîchemüg vinden ein schne magt, |
26720 | diu mînem herren behagt,sît ez mac anders niht gesîn.»si santen boten zuo dem Rînund in diu lant gemein.dâ vant man nindert ein, |
26725 | diu irm antlütz wær gelîch.daz sagt man dem künig rîch,daz man gelîch niht vund irm lîp.«sô wil ich immer âne wîpsîn,» sprach der künic guot, |
26730 | «swie daz lant werd behuot.»
Dô wurden die herren ze râte dô,ê si beliben ân herren alsô,si solden ê zuo dem bâbste kêrnund in mit gold, mit silber êrn, |
26735 | daz er dem künig erloubt daz,daz er die tohter âne haznæm zuo einem wîbe,daz von ir beider lîbegot sie eines kinds beriet, |
26740 | daz daz lant nâch im hiet.des volgt in der bâbst dô,wan er des schatzes was frô,daz man im gap silber und golt,dâ von er was dem künig holt |
26745 | und erloubt im sicherlîchze nemen sîn tohter wunneclîch.dô die boten kâmen,und der künic, die Riuzen vernâmen,daz er die tohter solt nemen mit reht, |
26750 | des freuten sich ritter und kneht.der künic was herzenlîchen frô,wan er sant nach den fürsten dôund nâch sînen mâgen,und begundz in allen sagen, |
26755 | daz im erloubt wæresîn tohter âne swærenemen ze einem wîbe;irn êren und irm lîbesolt er pflegen als er kan. |
26760 | «der bâbst hât mir kunt getân,»begund er in dô verjehen,«an mîner sêl dâ sol niht geschehenvon der geschiht dhein leit;alsô hât mir der bâbst geseit.» |
26765 | die herren begunden all jehen:sô möht ez wol mit reht geschehen;sît ez der bâbst erloubet hât,sô wær ez ân missetât.die herren begunden aber jehen: |
26770 | sô möht ez wol mit reht geschehen,wan ez der bâbst erloubt hiet.er sprach: «sît mich got ie berietder schnen tohter mîn,sô möht mîn freud niht grzer sîn.»
|
26775 | Dâ mit er ûz in diu lantmanigen frumen boten sant,daz man im rîchiu kleider brâht,wan er hêt im des gedâht,daz er gæb rîchiu kleit |
26780 | al den sînen. als man seit,der tohter sîn hiez er gebenân aller hand widerstrebenvon pfeller und von sameîtgap er ir diu rîchsten kleit, |
26785 | diu ie dhein frou an getruoc;zwâr si wârn rîch genuoc.noch was der juncfroun unbekant,daz si iren vater zehantsolt nemen ze einem mann dâ. |
26790 | si wânt, er wær anderswâ,der ir ze mann solt gezemen,unde den si solt nemen.dô seit man ir daz mære,daz ez ir vater wære. |
26795 | des wart si trûric und unfrô.in ir kemnâten gie si dôund nam ein scharf schære.si sprach: «mir ist unmæremîn schnez hâr daz ich hân |
26800 | und sol mîn vater sîn mîn man.»daz hâr si von dem houbt sneit,ir guot gewant daz was ir leit:daz zôch si ab irem lîp,daz selb wolgetân wîp. |
26805 | einen grâwen roc leit si an sich.si sprach: «wærlîch nû, ich wil michmachen als ein schem gevar.»si zerkratzt ir antlütz gar,daz ir daz bluot ze tal ran. |
26810 | alsô begund si her für gânfür die fürsten âne zal,daz si sie sæhen überal.dô si sie dâ sâhen,gemeinclîch si dâ jâhen, |
26815 | si wær dem tiuvel gelîch,diu ê was schn und wunniclîch.
Dô ditz ir vater ersach,wider sich selber er dô sprach:«herre, waz mac ditz gesîn? |
26820 | waz wirt der schnen tohter mîn,daz si ist alliu bluotvarüber ir antlütz gar?»den fürsten si alsô geneic.ir vater hinder sich seic |
26825 | vor leid und vor ungemach.do er widerkam, gên in er sprach:«ir herren, vart heim ze lande:mîn tohter diu hât schandean mich geleit vil sêre. |
26830 | sô wil ich nimmer mêreerwinden, ir müez wê geschehendes wil ich vor iu allen jehen.»ein vaz er hiez bereiten drât,daz was gên der naht spât, |
26835 | und hiez si verslahen schier.daz guot gewant leit man zuo irund liez sie rinnen als ein wîp,diu gar hiet einn verschamten lîp.er sprach zuo sînem marschalc guot: |
26840 | «si muoz deun den kraz, daz bluot,daz si umb sust hât getân;des muoz si wol ze buoz stân.»
Dô der marschalc daz erhôrt,des küniges red an ein ort, |
26845 | dô sprach er: «liebiu juncfrou mîn,ir müezt sô gar verstôzen sînin disem vaz. mîn herr hâtgeschaffet, daz ich ez tuo drât.»diu juncfrou sprach trûriclîch: |
26850 | «ê daz ich in mînes vater rîchwær gewesen sîn wîp,zwâr ich wil ê mînen lîpverliesen, wan ez nie geschach,»alsô si wider den marschalc sprach; |
26855 | «wan von kristen nie dhein mansîn kint ze wîb gewan.»in daz vaz man sie twanc.ir kleider wît unde lancleit man zuo ir, diu wârn rîch. |
26860 | «herr got, mir niht entwîch!»sprach si, «wan dû bist sô guot.»man stiez sie ûf des wâges fluot.dâ mit si von dannen ran.
Diu selb magt wolgetân |
26865 | diu ran ze Kriechen in daz lant.daz wart dem künig wol bekant,wan er stuont bî dem mer zwâr.er sprach: «tuo war, waz dort varin des wâges fluot,» |
26870 | sprach er zuo einem vischer guot.der vischer fuor dem wâge nâch,als der künic gegen im sprach.als er daz vaz swebent vant,er fuort ez mit im an daz lant. |
26875 | dô sprach der künic rîch,vil gar gewalteclîch:«besehet, lieben knappen mîn,waz in dem vazz müg gesîn.»die selben ez ûf sluogen gar |
26880 | und nâmen in dem vazz war.dâ sâhen si ein schn meit,diu was rein und unverzeit.die selben maget si viengen.für den künic si giengen |
26885 | vil balde und vil schier.ir kleider truogen si mit ir.der künic wider sie dô sprach:«wer tet iu disen ungemach,daz ir gevangen sît gesant |
26890 | her zuo mir in ditz lant?»si sprach: «der ez hât getân,zwâr ich den niht genennen kan:ez hât getân mîn unheil,daz ich dem wazzer wart ze teil.» |
26895 | er sprach: «sagt mir, sît ir ein magt?daz sol von iu sîn unverdagt.»diu juncfrou sprach wunniclîch:«daz weiz got von himelrîch,daz ich nie dheinen man |
26900 | bî mînem leben gewannoch nimmer gewinnen wil,wan ich hân nôt alsô vilerliten,» sprach diu juncfrou guot,«als ir mich ûf des wazzers fluot |
26905 | sâhet her zuo iu fliezen.wolt iuch sîn niht verdriezen,ich klagt iu mînen kumber schier,wolt ir ez gelouben mir,wan daz ez wær ein kintheit, |
26910 | ob ich iu mînen kumber kleit.»der künic zühticlîchen sprach:«mir ist vil leit dîn ungemach.an iuwern kleidern ich wizzen sol,daz ir sît edel und guot wol: |
26915 | ir habt fürstlîchiu kleit,»alsô er der junkfroun seit.
Dâ mit er sie behielt.ir tugent sich niht enspielt.si was bî im, daz ist wâr, |
26920 | völliclîch ein halbez jâr,daz si nie getet, des si hiet scham.dar nâch sie der künic namze einer konen êlîch,als ez wolt got von himelrîch. |
26925 | dô stuont ez unlanger,eins kindes wart si swanger,als ez got selber wolde,und als ez wesen solde.
Der künic ein muoter hêt zwâr, |
26930 | diu was bitter gar,als noch diu übeln wîp sint:si müezen werden all blint!die niht wellent guot sîn,man sol si trenken in dem Rîn |
26935 | und dar in versenken:des muoz ich ir gedenken.des küniges muoter ûz Kriechenlantdiu was mit übel wol erkant,dâ von der frouwen ungemach |
26940 | vil dick dâ von ir geschach,wan si zuo dem künig sprach:«dû soldest billîch ungemachlîden umb die hîrât dîn.man solt dich werfen in den Rîn |
26945 | und dar in versenkenund dich ze tôd ertrenken,hâst dû genomen ein bsez wîp.wie kan diu gezemen dînem lîp?ich sag dir daz für vol, |
26950 | mit ir sô kan ich nimmer wolgeleben unz an mînen tôt.ich tuon ir hie vil grôz nôt.»
Dô daz der künic erhôrt und sach,wider den marschalc er dô sprach: |
26955 | «lâ dir von mir enpfolhen sîn,nim die alten muoter mînûf ein burc verr hin dan.jâ hât si leides vil getânder lieben hûsfrouwen mîn. |
26960 | lâ sie verr von uns sîn,dâ ichs niht hr noch müg gesehen.»alsô begund der künic jehen.dô der marschalc erhôrtdes küniges red und sîn wort, |
26965 | dô fuort er sie balde danûf ein burc wol getân.
Ze den zîten was ein künic baltgeriten mit gewaltin daz lant ze Kriechen, |
26970 | und macht dâ mangen siechen,die wund lâgen in den tôt,daz si liten grôze nôt.dô wart dem künig geseit.der hiez ouch unverzeit |
26975 | ruofen zehant hervart.dô wart niht lenger gespart,daz sült ir wol gelouben mir,mit her leit er sich gên im schieran einem wazzer, daz was breit. |
26980 | dâ lâgen diu her unverzeitbeid gegen einander. –dô wart diu frou swanger,diu künigin ûz Kriechenlant.einen brief si dem künig sant |
26985 | nâch des marschalkes rât,als ir frümkeit wol an stât.der brief dô geschriben wart.der bot huop sich ûf die vart.geschriben was dar an zwâr, |
26990 | daz si ein kint offenbârhêt gewunnen mit liehtem schîn,daz nimmer schner möht gesîn.ein degenkint wær ez ze reht,ez wær ritter oder kneht, |
26995 | allen liep, sô frum ez wær.der brief solt sagen dem künig diu mær.
Dô der bot von dannen schiet,sîn reis zuo der frouwen geriet,des küniges muoter ûz Kriechenlant. |
27000 | wærlîch tet er ir bekant,daz er fuort dem künig zwâreinen brief offenbâr.er sprach: «liebiu frouwe mîn,mir sol niht versagt sîn |
27005 | iuwer werdez botenbrôt:mîn frou ist genesen von ir nôtund hât ein schn degenkint.swâ friunt unde mâg sint,die süllen des werden freuden rîch. |
27010 | ez ist ein kint wunneclîch.mîn herr mac mich zwârvon mîner armuot garscheiden und von mîner nôt.er gît mir rîchez botenbrôt.» |
27015 | daz übel wîp wider in sprach:«wæn mir lieber nie geschach!ich wil dir helfen ûz der nôtund wil dir geben daz botenbrôt,so dû kümst von dem sun mîn; |
27020 | dîn armuot sol verswunden sîn.»si macht in trunken, daz ist wâr,und hiez im sanft betten dar.den rehten brief si im stal.daz selb si vor den liuten hal. |
27025 | einen andern brief si im leitin sîn briefvaz weît.
Des morgens dô der tac ûf brachund daz er den schîn sach,dô huop er sich drâte, |
27030 | daz er niht kæm ze spâte,und îlt von dannen zehant,dâ er den werden fürsten vant.dô er den herren an sach,vil zühticlîch er zuo im sprach: |
27035 | «iu enbiut mîn frou hôchgemuotiren willen und iren dienst guotund hât iu disen brief gesantund der marschalc von dem lant.den brief er dâ lesen hiez, |
27040 | als in sîn frümkeit tuon liez.an dem brief geschriben was,den man im vor der hütten las:der marschalc enbiut iu, herre,daz ein grôzer werre |
27045 | ist worden in iurm lande,des müezt ir haben schande.einen tiuvel hât mîn frou getragen,daz wil ich iu für wâr sagen,ez ist gestalt als ein schem. |
27050 | ein tiuvel ez schier hin nem!ir müezt mit im haben schant,und kmt ir immer in daz lant,sô mügt ir niht belîben.heizt sie von hinnen trîben. |
27055 | des habt ir frum und êr,oder ir müezet herzensêrlîden unz an iuwern tôt.alrêst sô hebt sich iuwer nôt:ez ist sô eislîch getân, |
27060 | ez getar nieman sehen an.
Zehant dô der herreerhôrt disen werren,do gewan er grôzen ungemach.wider sînen schrîber er dô sprach: |
27065 | «schrîp snelliclîchemînem marschalc rîche,wan er den brief seh an,daz er des niht lâz understân,er slah die hûsfrouwen mîn |
27070 | in ein vaz eichîn,als si mir ê wart bekant,und send sie ûz in diu lantvil balde und vil schier,daz kint leg zuo ir, |
27075 | daz eislîch ist getân.wil er mîn botschaft übergân,und er daz niht tuot zehant,er muoz mir rûmen daz lant;und ist daz ich sie vinde, |
27080 | des ich nimmer erwinde,er müez mir lân den lîp sîn;daz hab er ûf den triuwen mîn.vind ich kint oder wîp,zwâr ez gêt im an den lîp.»
|
27085 | Der bot îlet drât,als er in rîten bat,und fuort den brief dem marschalc guot;des wart trûric dô sîn muot.dô er den brief dâ gelas, |
27090 | wie reht trûric er dô was,daz kan iu nieman gesagen.sîn lîp begund verzagen.des vorht er des küniges zorn,daz sîn lîp wær verlorn, |
27095 | ob er nû daz liez,daz sîn herr tuon hiez.ein vaz gewan er drât.die frouwen er weinend bat,daz si im vergæb daz, |
27100 | er müest sie slahen in ein vaz;des möht kein rât sîn.si sprach: «wem sol das kindlînbelîben? daz solt dû mir sagen.»er sprach: «man sol ez ouch tragen |
27105 | zuo iu in daz eichîn vaz;»doch er des weinens niht vergaz.dô sprach diu frou wolgetân:«daz ich die huld verlorn hânund mînes herzen swære, |
27110 | west ich, wannen daz mære,von welhen sachen ez wær geschehen,der mir des wolt ein wênic verjehen –ich hiet mich ê geleit in ein suht,ê ich dhein unzuht |
27115 | hiet an ihtiu begân –,ich kund ez vil wol understân.»
Waz sol ich mêr dâ von jehen?sô manic klag wart nie gesehenals umb daz klein kindlîn |
27120 | und umb ir minneclîchen schîn.in dem vaz man sie versluoc.daz kint man zuo ir truocund guoter kleider ein michel teil.riu und jâmer was ir wol veil |
27125 | man stiez sie ûf des wâges fluot.dô ran diu schn frou guotin die Tîver, daz ist wâr,ûz dem mer offenbârze Rôm für die grôzen stat, |
27130 | als sie gotes will bat.dô was ein Rmæregegangen mit swæreze der Tîver ûf die bruck,dem was wê in dem ruck, |
27135 | und hêt das püllisch vieber gar.der sach daz vaz, daz ist wâr,in der Tîfer fliezen.«ir lât iuch niht verdriezen,»sprach er zuo einem vischær, |
27140 | «daz vaz sî vol oder lær,bringt mir ez her an die stat.iuwern lôn gib ich iu drât.der vischær tet, als er in bat.er brâht daz vaz an die stat. |
27145 | daz wart zerbrochen an der zeît.diu kleider man zesamen leit.diu frou was minneclîch getân.mit zühten sie der Rmer ansach und sprach: «frou guot, |
27150 | got hab iuch in sîner huot,iuch und daz kleine kindelîn –dâ von ich ez wil ziehend sîn.»alsô er wider die frouwen sprach:«ir habt bî mir guoten gemach.» |
27155 | daz kindel und die frouwen guotbehielt er; des wart si wolgemuot,diu edel Rmærinne.von Kriechen diu küniginneübergie der frouwen willen nie, |
27160 | swâ si saz oder gie.
Nû lâzen wir die red stânund grîfen von Kriechen den künic an,der dort mit sînem her lac.vor leid er dheiner fröuden pflac. |
27165 | doch gesiget der künic zwârden heiden an vil garund fuort si heim gevangen.ez was im wol ergangen.
Dô er ze land kêrte, |
27170 | als in sîn frümkeit lêrte,und den marschalc ersach,«wie klagest dû mînen ungemach,»sprach er, «lieber marschalc guot?»ez wart zornic mîn muot, |
27175 | dô man mir dînen brief las.wie reht trûric ich was,daz kan ich dir niht gesagen:mîn herz, mîn lîp wolt verzagen.dô mir wart kunt von im getân – |
27180 | dô muost mîn fröud zergân –,daz ez als ein tiuvel wær,dô wart mîn herz swær,wan mir leider nie geschach.ich muoz leider ungemach |
27185 | lîden von dem brief dîn.»dô sprach der marschalc: «herr mîn,den brief den ich gesant hân,dâ was daz niht geschriben an.mîn brief sprach, daz nie dhein kint, |
27190 | diu ê noch sît geborn sint,nie sô schnez wart getân.»der künic sich roufen began.vor jâmer und vor leideviel er ûf die heide, |
27195 | daz er ein wort nihte ensprach,noch weder gehôrt noch gesach.er hiez den boten für sich gân.er sprach: «sag mir, verteilter man,wie ist dem brief geschehen? |
27200 | der wârheit solt dû mir verjehenoder ich tuon dir den tôt.»diu vorht dem boten gebôt,daz er sprach: «lieber herr mîn,ich kan niht wizzende sîn, |
27205 | wie dem brief sî geschehen,wan eines wil ich iu verjehen:do ich kom zuo der frouwen mîn,diu iuwer muoter sol sîn,dâ beleip ich über naht. |
27210 | ob si iht arges mir hab gedâht,des kan ich gesagen niht.»«der tiuvel hât mit ir pfliht!»sprach der künic an der stat.«den brief si dir verkêrt hât.» |
27215 | vor zorn hiez er gâhen,sîn muoter vâhen,und hiez sie vermûren êwiclîch.dâ muost si, diu sünderîch,büezen unz an iren tôt |
27220 | mit smerzen, jâmer unde nôt.
«Ich lîd billîch ungemach,»alsô der künic ûz zorn sprach.«ôwê mir vil armen!wie lützel ich erbarme |
27225 | dem almehtigen got!des muoz ich lîden spotumb die lieben frouwen mînsô muoz ich immer trûric sîn.»er gedâht: ich muoz ze Rôm gên |
27230 | und wil dâ in buoz stênumb mîn angstlîch getât,die mîn lîp begangen hât.ze Rôm huop er sich an der stat.in grôz buoz er dâ trat.
|
27235 | Dô was dem bâbst gesagt mær,daz ein edel frou wærund ein kleinez kindelîn,daz nimmer schner kund gesîn,zesamen geslozzen wære |
27240 | in ein vaz mit swære,und wær ze Rôm gerunnen gar;des hiet genomen ein burger war,der hêt sie behalten schôn.«sô wil ich im geben ze lôn,» |
27245 | sprach der bâbst, «ze urkünd –:ich wil im für sîn sündgeben und für sîn missetât,die sîn lîp begangen hât,daz er behalt die frouwen guot; |
27250 | sîner sêl er ein grôz êr tuot;und behaltet er sie schôn,im gît got der êren krôn.»
Dar nâch den künic ze urkündrouwen dar nâch sîn sünd. |
27255 | von Kriechen was er genant.ze Rôm gie er, dâ er vantunsern vater, den bâbst zwâr.sîn sünde wolt er sagen gar,die er an sîner frouwen guot |
27260 | getân hêt, und den übermuot.daz was dar nâch zwârein dem fünften jâre.
Ze den zîten got der rîchmant ouch andæhticlîch |
27265 | den künic von Riuzen, daz ist wâr.er gedâht: ich wil mîn sünd garbüezen, die ich begangen hânan mîner tohter wolgetân,wan ich ez gar umb sust tet; |
27270 | sie enhalf weder flêg noch bet,si muost den tôt von mir doln:ûf daz wazzer hiez ich sie boln,dâ hât si verlorn irn lîp.ich gesach nie sô schnez wîp. |
27275 | ze Rôm wil ich mich heben anund wil in grôzer buoz stân.ze Rôm der selb künic gie,wan im diu riu sîn herz vie.
Dô ieglîch künic ze Rôm kam |
27280 | und der bâbst ir bîht vernam,dô west der bâbst diu mære,daz ez diu frou wære,die der Rmær hêt behalten,daz junc kint und die alten. |
27285 | dô si ir sünde heten geseitund iren bresten gekleitdem bâbst an gotes stat,der bâbst die fürsten beid bat,daz si in sîn hûs sæzen |
27290 | und sîn brôt mit im æzen.dô sant der bâbst ân swærenâch dem Rmære,und bat in durch den willen sîn,daz er bræbt daz kindelîn |
27295 | und die frouwen dâ ze stet.daz was sîn flêg und sîn bet.dô brâht der burgæredie frouwen âne swære;diu truoc dô an ir rîchiu kleit, |
27300 | als ich iu vor hân geseit.dô si dâ gesâzen,getrunken und geâzen,dô sprach der bâbst: «herr guotvon Riuzen, nû sît wolgemuot! |
27305 | sæht ir iht gern iuwer kint?»er sprach: «ich wolt sîn blint,daz ich solt sehen die tohter mînund irn werden liehten schîn.»dô sprach er: «herr von Kriechenlant, |
27310 | ob iu iur hûsfrou wirt bekant,woldet ir des iht frô sîn?»«jâ, lieber herr mîn,daz ich sie sehen solt an,sô wær ich gar ein sælic man; |
27315 | dar umb sô wolt ich geben,sô mich got lâze leben,mînen fuoz und mîn hant,daz si mir noch wurd bekant.»der bâbst zühticlîchen sprach: |
27320 | «ein end hab iuwer ungemachund iuwer herzensêre,nû habt beid freud und êre!»dar bâbst gie ûz für die tür.die frouwen wîst er hin für |
27325 | und daz klein kindelîn.ir freud kund niht grzer gesîn.dô si die frouwen an sâhen,dô begunden si beid gâhen;daz was an in ein guot sin. |
27330 | der bâbst sprach: «nemt iur tohter hin,her künic von Riuzen, diu ist guot.»dô wart der künic wolgemuot.gên dem von Kriechen er dô sprach:«nû sît frî vor ungemach! |
27335 | habt iu wîp unde kint!»all die ê geborn sint,die wurden in irm rîchenie sô frlîche.dô was ir freud niht ze klein. |
27340 | die frouwen und daz kint reinfuortens beidiu gelîcheheim in ir rîche.dâ wart si schôn ein küniginn.nâch êren kund si ring |
27345 | beidiu tac unde naht.dâ wart freud ûz der aht.daz sült ir wizzen alle,si lebten mit grôzem schalleund mit grôzer wirdikeit. |
27350 | alliu wunn was in bereit,und wurden ergetzet garalles des in ie gewarvon got von himelrîch,dem niht ist unmüglîch. |
27355 | der geb uns daz êwic rîchund mach uns all freudenrîch. |