BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johans, der Jansen Enikel

um 1230/40 - nach 1300

 

Weltchronik

 

Karl der Große, Sultan Saladin

Verse 25539 - 26676

 

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Ich sag iu daz offenbâr,

25540

daz künic Karl vierdhalp jâr

rîchset und der bruoder sîn.

er tet im grôze triu schîn.

dâ mit der bruoder tôt lac.

dô hiez er naht unde tac

25545

rüefen grôze hervart.

dô wart niht lenger gespart,

er rit ûz in Sahsen lant.

daz betwanc er mit sîner hant

und daz lant Italyam,

25550

daz muost in sîner hant stân.

dannoch reit er mit grôzer schar

und betwanc Lamparten gar

unde kom ze Rôm wider

und saz dâ mit gemach sider.

25555

daz geschach nâch des bruoder tôt.

er tet den heiden grôze nôt,

die do wider den stuol strebten

und wider got lebten.

nâch des bruoder tôt zwâr

25560

rîchset er zwei und vierzic jâr.

 

Nâch gotes geburt siben hundert

jâr und vier und sibenzic jâr.

 

Dar nâch sazten sich die Sahsen wider.

daz gerou si sider.

die wolden ungeloubic sîn,

si kêrten von unserm trehtîn.

25565

daz was zem dritten mâl geschehen,

des muoz ich den Sahsen jehen.

er fuor ouch ân alle scham,

unz er kom in Ytaliam.

dâ sluoc er den künic inne.

25570

daz machten sîn sinne.

der künic Caucasus hiez,

den er von dem leben stiez.

dâ mit fuor er zehant

in Yspanienlant.

25575

die betwanc er, daz was in leit.

si muosten den gelouben der kristenheit

all samt gelîch enpfâhen.

er muost in niht versmâhen.

die alten Sahsen und ir kint

25580

wider wurden an dem gelouben blint.

daz was zem vierden mâl geschehen,

des muoz ich von schulden jehen.

die betwanc er, als ich vernomen hân,

daz si got wurden undertân.

25585

dô fuor er hin ze Frankenlant.

dô wart in ouch dâ bekant,

daz der hunger zwâr

tœtet daz lant ân mâzen gar.

 

Daz geschach nâch gotes geburt siben

hundert jâr und niun und sibenzic jâr.

 

Dar nâch gewan er einen sun,

25590

von dem wil ich kunt tuon,

daz er hin ze Rôm kam

und er daz dâ vernam,

daz er ein schœnez kint hêt,

daz ze grôzen êren stêt.

25595

daz kint touft man im sus:

ein bâbst hiez Adrianus,

daz was ein sæligez dinc:

er hiez ez nennen Pippinc.

dô ez die touf entphie,

25600

vil frœlîch er zuo im gie.

er sprach: «nû müez dîn sicherlîch

pflegen got von himelrîch

der dich sô schôn beschaffen hât

der behüet dich vor missetât.»

 

Nâch gotes geburt siben hundert jâr

und einz und ahzic jâr.

 

25605

Dar nâch die Sahsen aber gar

wurden ungeloubic, daz ist wâr.

die betwanc er aber mit strît.

reht an der selben zît

macht er si kristen, daz ist wâr,

25610

wan si wârn ungeloubic gar.

daz was zem fünften mâl geschehen.

daz ist wâr, des muoz ich jehen.

 

Nâch gotes geburt siben hundert

jâr und funf und ahzic jâr.

 

Dâ mit kam der künic zwâr

hin ze Rôm offenbâr.

25615

dar nâch wart er bekant

in der werden Beier lant.

daz selb lant betwanc er mit strît

zwâr an der selben zît.

die muosten kristenlîchen leben.

25620

der bâbst begund in ir schuld vergeben.

 

Nâch gotes geburt siben hundert

jâr und aht und ahzic jâr.

 

Dâ mit er sicherlîch

fuor aber in ein künicrîch,

und betwanc die liut dar inne

mit strît und mit sinne.

25625

daz lant was Pils genant.

mit strît wart er in bekant.

er betwanc si zuo der kristenheit,

ez wær in liep oder leit.

die wurden im dô undertân

25630

und wurden alle sîn man.

 

Daz geschach nâch gotes geburt siben

hundert jâr und niun und ahzic.

 

Dannoch die Sahsen und ir kint

wâren an dem gelouben blint,

wan si sich zwâr

sazten wider gar,

25635

wider die Rœmær.

daz wart dem künig Karl swær,

daz si von got sô dick kêrten.

die pfaffen si des niht lêrten.

den volgten si kleine.

25640

ir herz was unreine.

dô fuor der künic an der zît

in der Sahsen lant wît,

wan si hêten sich verkêrt,

daz si wirser danne vert

25645

wârn an dem gelouben.

daz ist âne lougen.

dô betwanc er sie mit strît

ze der selben zît.

daz was ze dem sibenden mâl

25650

daz er si betwanc über al.

dô wart er des ze rât,

daz er die Sahsen mit im drât

ze Rôm fuort daz dritteil.

daz was in dâ ein unheil,

25655

wan si sîn gîsel wâren

bî den selben jâren.

 

Daz geschach nâch gotes geburt aht

hundert jâr ân II jâr.

 

Dar nâch vil unlange

fuort er die gevangen

engegen Francrîch

25660

vil gar gewalticlîch.

er teilt ûz diu selben jâr

sînen grôzen schaz gar

mit den bischofen über al;

des gewan sîn lop grôzen schal.

25665

er wart herr über alliu lant

und wart dâ keiser genant

und gewan des ein urteil.

daz was im ein grôzez heil,

daz er solt künig machen

25670

mit wîch und mit sachen,

der ieslîcher under im wær.

daz was im êrbær.

 

Daz geschach nâch gotes geburt

aht hundert jâr.

 

Dâ mit fuor der wîgant

hin ze Ungern in daz lant

25675

und begund si kristen machen,

die Ungern unz in Walachen.

dâ leit er sich mit sînem her.

ez was nâhen bî dem mer.

er hêt gelobt der frouwen sîn,

25680

wenn er wær zehen jâr von ir schîn,

daz er lenger wære,

daz si dann west diu mære,

daz er wær mit grôzer nôt

zwâr ûf dem weg tôt.

25685

do beleip er sicherlîch für wâr

mêr dann niun jâr

ze Ungern in dem lande.

dô huop sich grôz schande

ze Âch bî dem Rîn.

25690

dô er ze lang wolt ûz sîn,

sich huop roup unde brant

zwâr über alliu lant.

er hêt gelobt der frouwen sîn,

wann er ir sant ein vingerlîn,

25695

daz si wol erkant –

daz selb hêt er ir vor genant

und hêt ir ez gezeiget dâ –

er sprach: «sô du ez gesihest iesâ,

daz guot vingerlîn,

25700

swaz dir sag der bot mîn,

des solt dû geloubic sîn

zehant, liebiu frou mîn.»

 

Ze den selben zîten zwâr

hêten sich die Rœmær gar

25705

vermezzen, daz si den künic guot

niht hieten mêr in irr huot;

si jâhen, daz der künic rîch

hiet si betrogen sicherlîch.

er solt ir herr nimêr sîn,

25710

des wolden si im schier tuon schîn

und an dem liebsten man,

den er indert geleisten kan.

daz wolden si im erzeigen gar

an sînem bruoder, daz ist wâr.

25715

der was ze den zîten erkant:

bâbst Leô was er genant.

si nâmen sicherlîche

einen esel niht ze rîche.

den hiezen si gewinnen.

25720

si huoben sich mit sinnen

zuo dem bâbest dâ er was.

si funden in da er diu buoch las

und nâmen den herren guot

mit irm zornigem muot

25725

und brâchen im ûz diu ougen sîn,

daz er dâ hêt dheinen schîn,

und sniten im ûz die zungen.

im was niht wol gelungen.

ûf den esel si in zehant

25730

sazten. dâ wart im bekant

laster an der tagweide.

si tâten ez ze leide

dem künig Karl zwâr.

die schand tâten si im offenbâr,

25735

daz si sîn antlütz kêrten,

als si ir schalkeit lêrte,

dem esel gegen dem zagel sîn.

sîn ruck muost bekêrt sîn

gegen des esels houbt guot.

25740

des freutens sich in irem muot.

dem künig si in dô sanden

ze laster und ze schanden.

daz was dem herren swære.

die selben Rœmære

25745

muosten von im dar nâch

lîden grôzen ungemach.

daz geschach dô er ze land kêrt,

als in sîn frümkeit lêrt.

hin ze Âch wart er im gesant.

25750

blinter wart er im bekant.

als ich vor gesagt hân,

ûf einem esel reit er dan.

 

Nû lâzen wir die red stân

und grîfen den künic an,

25755

dô er lac in Ungern lant,

als ich iu vor tet bekant.

er was niun jâr ûz gewesen,

daz sült ir an dem buoch gelesen.

dô huop sich roup unde brant

25760

über al in sînem lant,

als ich iu vor hân verjehen.

des wolden die herrn niht übersehen,

die in dem lande wâren

bî den selben jâren.

25765

die giengen zuo der küniginn.

si jâhen: «zwiu süllen unser sinn,

sît wir niht haben herren?

des haben wir grôzen werren.

dâ von well wir iuch des biten,

25770

daz ir, frou, mit guoten siten

nemet einen fürsten guot,

dâ mit diu lant sin behuot.

mîn herr ist wærlîch tôt.

in möht niht betwingen sölich nôt,

25775

er hiet iu, frou, in ditz lant

sîn botschaft sider her gesant.»

diu frou antwurt zehant:

«sô müest ich sîn von im geschant.

swenn künic Karl rein

25780

kæm in diu lant gemein,

sô möht er mich wol tœten

mit angst und mit nœten.

mir ist daz wortzeichen niht bekant

noch her wider niht gesant,

25785

daz er mir gap, dô er sich schiet

von mir. dô mich sîn got beriet,

sô brach ich nie die triu mîn:

si sol ouch immer stæt sîn.»

die herren gegen ir jâhen:

25790

«süllen wir iu nû versmâhen,

daz wir disen werren

haben ân herren?

uns ist daz wol bekant

von boten, die wir haben gesant,

25795

daz unser herr mit grôzer nôt

ist ûf dem weg tôt.»

 

Sô lang die herrn ûz sinne

reten mit der küniginne

und manten sie ir ungemach,

25800

unz diu küniginne verjach:

«und sol mir iht werren,

daz kumt von iu herren.

ich ziuch ez an got den guoten,

den getriuwen, den wolgemuoten,

25805

daz ich vil gar unschuldic bin.

tuot von mir die red hin.

geschiht mir iht, daz muoz von iu varn.

ich kund mich selber wol bewarn.»

die herren sprâchen aber dô:

25810

«frou, sô wurden wir nimmer frô.

süllen wir mit disem werren

immer leben ân herren,

sô wizzt, ir müezt des tiufels wesen,

wan unser lützel mac genesen.»

25815

diu frou zühticlîchen sprach:

«swie grôz nû sî mîn ungemach,

sô wil ich iu nû volgent sîn,

swie grôz nû sî der kumber mîn,

wan ir mich sîn niht welt erlân.

25820

iuwern willen wil ich begân,

ez ergê mir übel oder wol.

iurn willen ich niht brechen sol.»

 

Dar nâch stuont ez unlang zît,

unz si ein grôz hôchzît

25825

pruoften mit einem künig rîch,

den gâben si ir sicherlîch.

diu hôchzît, nâch des buoches sag,

solt werden an dem dritten tag.

daz wolt got selber understân,

25830

als ich vor mir gehœrt hân,

wan got einen engel sant

ze boten in daz Ungerlant,

dâ der künic lac

und was gelegen mangen tac.

25835

dô in der engel dâ vant,

diu botschaft wart im bekant:

«ob ez dir liep ist oder leit,

künic, sî dir für wâr geseit,

kümst dû niht zuo der küniginn,

25840

zwâr sô verleitent dich dîn sinn.

ein ander künic hât sie genomen.

dâ von solt dû ze land komen

zwâr an dem dritten tag.

geloub dû mir daz ich dir sag.

25845

dîn hûsfrou wolgetân

wil zwâr gern gân

an eines küniges bett rîch;

des geloub mir sicherlîch.»

 

Der künic Karl sprach zehant:

25850

«wie sol ich komen in mîn lant

in drîn tagen offenbâr?

zwâr ich sag dir für wâr,

daz dar ist hundert rast lanc.

dannoch sô ist daz mîn gedanc,

25855

beidiu spât unde fruo,

daz fünfzehen rast ist dar zuo

zwâr in daz lant mîn.

wie sol ich dar koment sîn,

solt ich dar rîten oder gân?

25860

daz selb ich niht betrahten kan.»

dô sprach der engel an der stunt:

«und ist dir niht worden kunt,

daz got mac tuon swaz er wil,

sint er hât grôzes gewaltes vil?»

25865

der künic sprach: «daz mac wol sîn,

ich geloub ez, lieber herre mîn;

dâ hân ich dheinen zwîvel an,

vil wunders er betrahten kan.»

 

Zehant der engel vil gewær

25870

sprach: «ginc ze dînem schrîbær:

der hât ein pfert alsô starc,

daz kouf umb pfenning oder umb marc,

swie dû imz mugest gewinnen an.

daz guot pfert wolgetân,

25875

daz rîtest dû völliclîch einen tac,

als ich für wâr gesprechen mac.

diu tagweid wirt dir lanc:

doch hât daz pfert solhen ganc,

daz ez dich snell unde drât

25880

treit ze Rab in die stat:

daz ist dîn êrst tagweid.

ez treit dich velt, mos und heid.

des andern tages fruo

solt dû bereit sîn dar zuo» –

25885

alsô sprach der engel rîch –,

«daz dû rîtest snelliclîch,

sô kümst dû ze Pazzou

hin ûf zuo der Tuonou:

«daz ist dîn andriu tagweid.

25890

von dem pferd dû dich scheit.

ze Pazzou vindest du einen wirt,

daz dich dîn leit gar verbirt.

dû kümst dar bî sunnen schîn,

des solt dû gewis sîn.

25895

der selb wirt ist wolgemuot.

er hât einn schœnen volen guot,

den solt dû koufen an der stat.

der treit dich balde unde drât

zuo Âche schône in die stat,

25900

des wil got niht haben rât.

sô understêst dû dannoch wol

die hôchzît diu dâ wesen sol.»

 

Zehant er daz pfert gewan

sînem schrîbær an,

25905

und reit des morgens tougenlîch,

der edel künic rîch,

hinz Rab, als im der engel seit.

dâ sach er die wârheit.

was daz niht ein stark reis,

25910

daz er reit mit grôzer freis,

daz er von der Bulgarî

reit alsô gemaches frî

hin ze Rab in die stat,

als in der engel rîten bat?

25915

er sprach: «ich got wol getrou.»

des andern tages gên Pazzou

kom er von Rab geriten

nâch gotes lêr, mit guoten siten.

als im der engel hêt geseit,

25920

vant er den wirt unverzeit.

er schuof im guoten gemach,

mit guoten siten daz geschach.

er kom dar bî sunnen schîn,

des dankt er sînem trehtîn.

25925

des âbents dô daz vich in gie,

dô lief der vol. er in gevie

bî sînem kopf und bî der man,

wan im des voln got wol gan.

er sprach: «her wirt, gebt mir daz ros,

25930

daz wil ich rîten velt und mos.»

dô sprach der wirt: «herr mîn,

der vol mac ze junc sîn,

er mac iuch niht getragen.»

er sprach: «waz welt ir sagen?

25935

gebt mir den volen alsô guot.»

der wirt sprach: «er iu leid tuot

zwâr lieber herre mîn.

er muoz iuwer eigen sîn,

wær er gezemt und geriten.»

25940

der künic sprach: «ich wil iuch biten

immer durch den dienst mîn,

daz ir den voln lât mîn sîn,

und gebt mir in in kurzer frist.»

er sprach: «sît er iu liep ist,

25945

sô sol er iu niht sîn verseit.»

dô kouft er in mit stætikeit

umb guldîn pfenning rôt.

daz pfert er im ze lîtkouf bôt,

daz er hêt dar geriten

25950

von der Bulgarî mit guoten siten.

ez was ein wunderlîch geschiht,

daz ez im was erlegen niht,

wan daz selb wunder

daz schrîbt man billîch besunder.

 

25955

Des dritten morgens fruo

der künic bereit sich dar zuo,

daz er reit aleine

drât und niht seine

hin ze Âch für daz bürgtor.

25960

dâ vant er einen wirt vor,

der herbergt in als im gezam,

den werden künic lobesam.

dâ hôrt er einen grôzen schal

in der stat über al.

25965

von floiten und von singen,

von tanzen und von springen

wart dâ ein michel wunder

in den gazzen besunder.

dô frâgt der künic der mære,

25970

waz in der stat wære.

er sprach: «daz sag ich iu, herr mîn,

ein hôchzît, kund niht grœzer sîn,

diu sol fruo hie ergân.

dar zuo sô hât sich manic man

25975

gesamnet in die grôzen stat,

als si mîn frou her komen bat.

diu hât genomen einen man,

für wâr ich iu daz sagen kan,

der ist ein künic rîch.

25980

daz sag ich iu, herr, wærlîch,

ir moht der kost wol ân sîn,

wan man gît brôt und wîn

in der stat unde spîs;

er sî junc oder grîs,

25985

man gît in allen genuoc.

den rossen man daz vuoter truoc

ungemezzen für si dar,

des hân ich wol genomen war.»

der künic wider in dô sprach:

25990

«her wirt, mac ich hinn gemach

haben mit hulden,» sprach er,

«sô wil ich enruochen, wer

die spîs von hof nemen sol.

zwâr ich enbir ir wol.

25995

ich hân wol die kost mîn.

ich wil irr kost ân sîn.

her wirt, kouft mir in der stat

die spîs umb pfenning drât,

zwâr die sint guldîn;

26000

her wirt, die lât von mir sîn

iu gegeben ze êren.

iur kost wil ich mêren.

diu spîs sol sich hînt von mir

mêrn. heizet sie bereiten schier,

26005

daz iuwer diern und iuwer kneht

mîn hînt geniezen, daz ist reht,

ir schaffet uns vil und genuoc.»

der künic vil pfenning für in truoc.

dô der wirt daz golt ersach,

26010

wider sich selber er dô sprach:

«diser herr ist ein edelman.

sînen gelîchen ich nie hân

zwâr mit den ougen mîn

gesehen, er kund niht milter gesîn.

 

26015

Dô diu kost wart bereit,

ze tisch saz er, als man seit.

von trinken und von spîse

heten si ein paradîse.

dâ mit der künic des niht enlie,

26020

als ez wart naht, er slâfen gie.

den wirt gar êrbær

bat er umb einen wahtær,

der sîn des nahtes pflæge,

do er an dem bette læge.

26025

er sprach: «wahter, tuo mir bekant,»

alsô er in tiuwer mant,

wan den künic des niht verdrôz –

er sprach: «sô man den singôz

an ziech ze dem tuom rîch,

26030

sô weck dû mich sicherlîch,

sô wil ich dir ze miet geben,

sô mich got lâz leben,

ditz vingerlîn guldîn,

daz dû dir lâst enpfolhen sîn,

26035

daz mir daz liuten werd bekant.

dû solt mich wecken zehant,

als liep dir ditz kleinôt sî.

weck mich, sô wird ich sorgen frî.»

daz tet der wahtær zehant.

26040

den herren er slâfen vant.

er sprach: «herr wolgemuot,

stêt ûf und gebt mir mîn guot.

man liutet den singôz.»

den herren dô des niht verdrôz,

26045

er leit an sich sîn rîch wât.

den wirt er flîzic bat,

daz er mit im gienge,

sô daz man in iht vienge;

er wær dâ leider unbekant.

26050

den wirt den vienc er bî der hant.

si giengen zuo dem bürgtor,

dâ wâren stark rigel vor.

dô begund der wirt rüefen:

«herr, ir müezt hie durch sliefen,»

26055

sprach er zuo dem künic zehant,

«sô wirt horwic iur gewant.»

der künic sprach: «des aht ich niht,

ob ez wirt gar enwiht,

daz wizzet sicherlîch,»

26060

sô sprach der künic rîch.

 

Zehant er slouf zem tor hin in.

der herre hêt dâ wîsen sin,

wan er zuo dem tuom gie.

den wirt er heim gên lie,

26065

und gie er selber in den tuom.

daz macht sîn wîstuom,

daz er zwâr niht vergaz,

wan er ûf den stuol saz,

dâ die künege werdent gewîht;

26070

er si hôch oder lîht,

sô muoz er sîn eine künic genant.

ûf den stuol saz er zehant.

daz dûht in dô ein guot gewin.

ab dem swert liez er hin

26075

sliefen die scheid, daz ist wâr.

er nam daz swert alsô bar

und leit daz über sîniu knie.

zehant der mesner zuo gie

und wolt diu buoch her für tragen.

26080

dô begund er gar verzagen,

dô er in alsô sitzen sach

mit blôzem swert, er nicht ensprach;

er gie, dâ er den priester vant.

er sprach: «mir ist wol bekant

26085

ein freissamez mære,»

sô sprach der mesnære:

«ez ist ein man lîse

gesezzen, der ist grîse,

ûf dem gesegenten stuol zwâr;

26090

er hât ein blôzez swert bar

geleit über sîniu knie.

dô ich zuo dem alter gie

und ich in sach sitzen,

do begund ich aller switzen.»

 

26095

Dô sprâchen die tuomherren:

«wil dû uns machen werren,

des mac an uns niht ergân.»

«die wârheit ich gesehen hân,»

sprach der mesnære,

26100

«dâ von ist mir swære.

geloubt ir mir niht, daz ist mir leit.

gêt selb und seht die wârheit.»

dâ mit ein tuomherr gie.

der selb ein lieht dâ gevie,

26105

und gie zuo dem stuol unverzeit.

dâ sach er selb die wârheit,

wan ez im sicher wart bekant.

daz lieht warf er ûz der hant

und flôch bald von im dan,

26110

dô er sach den grîsen man.

zuo dem bischof er dô gie.

er sprach: «welt ir hœren, wie

uns herrn ist zuo dem tuom geschehen?»

der wârheit begunden si im verjehen.

26115

dô der bischof daz erhôrt,

der kôrherren wort,

dô îlt er vil drâte

ûz sîner kemnâte.

gegen dem tuom man dô gie.

26120

zwô grôz kerzen man gevie,

daz tâten zwên knehte,

und lûhten im vil rehte

hin, dâ der künic saz

ûf dem stuol: er niht vergaz,

26125

er hêt daz swert alsô bar,

daz sagt unz daz buoch für wâr.

 

Dô der bischof und sîn man

kômen zuo dem stuol dan

und er in dâ erblicte,

26130

vor forhten er erschricte.

er sprach: «ir sült mich wizzen lân,

wer iu iht leides hab getân,

oder waz mannes ir sît;

daz sagt mir, wan des ist zît.

26135

sît ir ungehiuwer?

iuwer red ist mir tiuwer.

ich beswer iuch bî dem got,

daz ir leistet mîn gebot,

und sagt mir reht, wer ir sît.

26140

daz ist zwâr an der zît.»

der künic antwurt zehant:

«ich was iu wol erkant,

dô ich der künic Karl hiez.

an gewalt ich nieman für mich liez.»

26145

zehant der bischof gên im trat,

als in dô sîn will bat.

mit triuwen er gên im sprach,

dô er in reht ane sach:

«sît willikomen, lieber herr mîn,

26150

iurr kunft wil ich frô sîn.»

zuo im er lieplîchen gie.

mit armen er in umbevie

und wîst in sicherlîche

in sîn hûs rîche

26155

und hiez die glocken über al

liuten. dô wart ein grôzer schal.

dannoch ez nieman weste

die kunden noch die geste

di dar wâren komen

26160

di hêten disen schal vernomen;

dô frâgten si der mære,

waz in der stat wære.

dô seit man in sicherlîch,

daz künic Karl der rîch

26165

wær komen in die stat.

dâ mit ein ieslîch gast bat,

daz man im bræht sîn ros.

si fluhen velt unde mos.

swer niht moht gerîten,

26170

der wolt niht lenger bîten,

er viel die mûr ze tal.

von den gesten wart ein schal,

dô si entrunnen von der stat.

der bischof den künic bat,

26175

daz er im gæb einen solt

und der küniginn wær holt –

ez wær gar ân ir schuld –,

daz er ir gæb sîn huld.

den bischof er gewert der bet

26180

und wart ir holt al dâ ze stet.

 

Dô der künic daz rîche

besaz gewalticlîche,

dô santen die Rœmære

mit schanden und mit swære

26185

Leônem den bruoder sîn

hin ze Âch und tâten im schîn,

daz die selben herren

wolden stiften werren.

si tâten ez im ze schanden

26190

und santen in ze diutschen landen.

des wolden si niht erwinden,

si santen [im] in alsô blinden,

sînen bruoder bâbst Leô,

zuo im und enbuten im dô,

26195

si wolden sîn ze herren niht.

daz was ein lesterlîch geschiht.

 

Dô der künic Karl diu mær

vernam, dô wart im swær

des bruoder herzenleit.

26200

er sprach: «mînen friunden sî gekleit

und dar zuo den mannen mîn

und allen den die umb den Rîn

gesezzen sîn mit frümkeit,

den sol mîn grôzez herzenleit

26205

und mîn unschuld erbarmen.

den rîchen und den armen

klag ich ez besunder

daz ungefüeg wunder,

daz an mînem bruoder ist ergân.

26210

es sol doch got geniezen lân

mich, daz ich in strîte

nâhen unde wîte

diu rîch [ich] gar betwungen hân.

wil er mich des engelten lân,

26215

sô wil ich im nimmer mêr

dienen alsô sêr,

sît mir mîn bruoder ist worden blint.

dâ von ich nimmer des erwint,

ich zerbrech Rôm die grôzen stat

26220

und zerfüer sie ân mâzen drât

und leg den öbristen stein

zuo dem nideristen gemein.»

 

Dô wart niht lenger gespart,

er hiez rüefen hervart

26225

unde fuor ze Rôm dâ mit

die hervart nâch dem alten sit.

die wartliut er für sant.

dô wart ein zeichen im bekant

von got dem vil rîchen.

26230

er liez sicherlîchen

dem bâbst wider sîn gelider

und gap im diu ougen wider.

daz was ein grôz geschiht,

wan er gesach ê nihtes niht.

 

[Zusatzverse aus HS 10]

do her du sprach und sach,

aldo zu Rome daz geschach,

das her do predigete und larte

und mannig mensche bekarte.

5

der zu deme male daz geschach,

daz mangeme waz ungemach.

do konnig Karl zu Lateram

uf deme velde lag ane scham

mit sime groszen here,

10

di Romere mochten sich nicht irwere,

her vinge si alle gemeine

beide groz und cleyne.

den wegesten di her hatte da,

den liez her di houbet abesla.

15

der waren dryhundert und me.

daz liez her si darumme verste,

daz si den babest hatten geschant

und en eme blint zu huez gesant.

dannoch sante her der Romer vil,

20

der ich aller nicht nennen wil,

verre in ander fromde lant,

do en di lute waren unbekant.

26235

den Rœmern gap er hulde

dâ umb all ir schulde,

dô got daz zeichen mit im tet

zwâr nâch sîner grôzen bet.

er wart erwelt ze keiser dô.

26240

des wârn die Rœmær hart vrô.

 

Einen hof gebôt er zehant

den fürsten allen in diu lant.

di kômen dô mit guoten siten

all ze hof geriten.

26245

dô kom ein engel hêr

und verwîst im daz sêr,

daz er hêt zorniclîchen

geret gegen got dem rîchen.

dô sprach künic Karl der rîch:

26250

«geloub mir sicherlîch,

mir ist daz sêr ungemach» –

alsô der künic Karl dô sprach –,

«daz ich hân got gedienet sêr,

daz mir der erd niht wirt mêr

26255

dann als dem ermsten man,

den disiu werlt geleisten kan,

wan siben füez wirt mir bekant,

und hân betwungen manic lant.»

dô sprach der engel hêr:

26260

«ich wil dir sagen mêr:

dir wirt der selben füez niht.

daz ist ein wunderlîch geschiht.

dû mehtest die red wol hân verdeit.

daz sî dir für wâr geseit:

26265

swan dû stirbest, ze stunt

sô wirt dir vierdhalb kunt.

daz ist von dem ungelouben dîn,

des solt dû gewis sîn.

 

Dar nâch in kurzen zîten

26270

wolt got niht lenger bîten,

im sturb diu hûsfrou sîn.

daz tet er mit werken schîn,

daz si im liep was sam sîn lîp:

daz selb wolgetân wîp

26275

hiez er balsamen. daz ist wâr:

ein zouber hêt si bî ir gar

under der zungen,

des tiufels ordenunge,

dâ von er sie niht moht lân,

26280

er muost al naht mit ir umbe gân,

als ein man mit einem wîb tuot.

er hêt einn verteilten muot.

daz macht daz zouber daz si truoc.

im was nâch ir wê genuoc.

26285

doch west nieman diu mær

wan zwên kamrær,

die beid wârn im heimlîch gar.

die muosten die tôten frouwen zwâr

baden ze aller zeît.

26290

alsô tôt man sie im leit

an daz bett, dâ er dô lac.

mit dem tôten er dô pflac,

daz ich iu vor hân geseit;

daz wart im dar nâch leit.

26295

doch wolt got der rîche

vil gar sicherlîche

in niht lâzen verderben

noch an der sêl ersterben.

er hêt des guoten sit,

26300

dâ er sîn sêl behielt mit,

mit bîht, mit riu ze aller zît.

swâ er in dem land wît

fuor, dâ rouwen in sîn sünd;

daz was ein guot urkünd.

26305

doch wolt er der sünd niht lân,

die ich iu vor gesagt hân.

 

Doch ze einen zîten daz geschach,

daz man vor im mess sprach.

daz tet ein bischof der was guot.

26310

dô kom ein tûb, diu was fruot,

für in ûf den altâr,

diu brâht ein brief offenbâr.

der brief mit gold was erhaben

gar mit schœnen buochstaben:

26315

dâ was diu sünd geschriben an,

daz der künic niht wolt lân

von dem toten wîb –:

wê geschach ir sêl, ir lîb.

der bischof ob dem alter was.

26320

den brief er schôn las.

dô er die mess gesanc,

er sprach: «ir habet einen wanc,

her künic, lieber herr mîn,

der iuwer sêl muoz schad sîn.»

26325

künic Karl der best

sprach: «swaz ich mîner bîht west,

die hân ich iu kunt getân.»

dô sprach der bischof: «lieber man,

ein sünd habt ir mir verdeit

26330

und habt ir mir noch niht geseit,

die hât mir got von himelrîch

kunt getân gar sicherlîch.

ein frouwen habt ir, diu ist tôt.

dâ von muoz iuwer sêl nôt

26335

lîden unde iuwer lîp,

daz ir habt ein tôtez wîp.»

der künic sprach: «lieber herr mîn,

mîn sünd kan niht grœzer gesîn.

ich kan mich niht geânen ir lîp.

26340

nie lieber wart mir kein wîp.

mîn lîp mac sich ir geânen niht,

swaz mir halt dar umb geschiht.»

der bischof sprach: «gebt mir ein lêhen,

lât mich selber daz wîp sehen,

26345

unde gebt mir daz ze lôn,

ob ir lîp noch smeck schôn.»

der künic sprach: «daz tuon ich drât.»

er tet ûf die kemnât

und wîst in zuo dem bett hin;

26350

daz dûht den bischof ein guot sin.

des küniges bett daz was tief.

diu frou lac als si slief.

dâ von der künic het sie für vol.

«smeckt ir der munt wol,»

26355

sprach der bischof, «herr mîn?»

der künic sprach: «daz sol sîn.

ir müezt ez sehen sicherlîch,»

alsô sprach der künic rîch.

der bischof tet ir ûf den munt.

26360

dô wart im an der stat kunt:

daz zouber ûz dem mund viel

in der grœz sam ein schiel.

zehant dô daz alsô geschach,

der bischof und der künic sach,

26365

daz si viel zesamen in der gebær,

sam si vûl wær

vor einem halben jâr.

alsô wart si ze aschen gar.

dem künig begund si widerstân.

26370

er sprach: «swaz ich lieb zuo ir hân,

die hân ich al verkorn;

si hêt mir sêl und lîp verlorn.

si stinket sam ein vûler hunt.

ir bôsheit ist mir worden kunt.

 

26375

Dar nâch diu buoz muost ergân

dem künig, wan er sünd hêt getân

an dem tôten wîb,

des muost er mit sînem lîb

büezen alsô sêre,

26380

der edel künic hêre;

lîden muost er grôze nôt

unz an sînen tôt.

 

Doch was er mit der swære

der best rihtære,

26385

den ie kein oug hêt übersehen:

des muoz man im jehen.

swâ er az oder beleip,

mit geriht er nieman vertreip.

daz was an im ein danc:

26390

ein grôz glock diu lût erklanc,

di muost man ûf rihten swâ er was.

dâ von er an der sêl genas.

die glocken hêt er durch die armen,

die begunden in erbarmen.

26395

swann er die glocken hôrt klenken,

sô begund er gedenken

an gotes zorn und an sîn geriht;

des muost er rihten nâch der sliht.

 

Eins tages saz er ob dem tisch,

26400

do er az hüener unde visch,

als von reht ein künic sol;

die glocken hôrt er klenken wol.

er sprach: «ditz ist ein arm man,

hât man dem leides iht getân,

26405

daz riht ich schôn sam mir mîn lîp

ez sî man oder wîp.

zehant die hüetære

giengen her ûz ân swære

und tâten des armen mannes war.

26410

diu glock aber offenbar

hêt geklenket umb daz reht:

si sâhen weder wîp noch kneht.

daz tâten si irm herren kunt.

diu glock klenkt sich ander stunt.

26415

er hiez si aber her ûz gân.

er sprach: «bringt ir mir niht den man,

dem leit und nôt ist bekant,

zwâr ich tœt iuch zehant.»

dô si des künges red vernâmen,

26420

wie schier die vier kâmen,

die der glocken pflâgen!

die getorst des niht betrâgen,

si muosten umb schouwen,

ob ez wærn man oder frouwen,

26425

wer die glocken klanct.

ir ieslîcher sich ze tal sanct,

ob si ieman sæhen,

daz si dem künig verjæhen.

nieman sâhen si dâ.

26430

si sâhen ûf und anderswâ.

dâ kunden si nieman spehen,

den si mohten dâ gesehen.

dô giengens für den künic stân.

si jâhen: «wir sehen nieman,

26435

der die glocken hab geklenkt.

unser ieglîcher hêt sich gesenkt,

ob wir ieman sæhen,

daz wir des verjæhen.

nû sehen wir nieman an der stunt.»

26440

daz klenken wart im aber kunt.

daz was zem dritten mâl dô.

der künic tet in manigen drô.

er sprach: «bringt ir mir niht den man,

der dise glocken klenken kan,

26445

zwâr ich heiz mit nœten

iuch all vier tœten.»

 

Dô giengen ûz schiere

die knappen all viere.

in tet diu angst grôz nôt.

26450

si jâhen: «süllen wir ligen tôt

umb dis grôz unschulde,

sô geb uns got sîn hulde.»

alsus einer wider den andern sprach.

der ein in die glocken sach

26455

und sach, daz ein nâter lanc

sich an den klechel swanc;

dâ von muost diu glock klingen.

dâ mit begunden si dringen

hin wider für den künic guot.

26460

«ist ieman dem man schaden tuot,»

sprach der künic, «den heiz her gân,

ich wil im gerihts niht ab gestân.»

die hüeter jâhen im zehant:

«herr, uns ist daz wol bekant,

26465

daz bî der glocken ist nieman,

wan ein nâter wir funden hân,

diu swingt sich umb den klechel grôz

und tuot der glocken manigen stôz.

ez ist ein griulich kunder.»

26470

«daz ist gotes wunder,»

sprach der künic Karl dô.

«si mac sîn trûric und unfrô,

wan ir mac sîn leit geschehen,

des si mir wil gar verjehen.

26475

tuot ûf die tür, lât sie her in,

ich muoz besehen reht ir sin.

waz got schaffen well mit ir,

daz hân ich besehen schier,

und wie ez hie mit ir gevar,

26480

des süllen wir nemen war.»

 

Dô gie diu nâter freissam

von der glocken ân scham

und kêrt gên der tür hin.

der künic hiez sie lâzen in.

26485

er sprach: «waz tuot diu nâter lanc?

si hât ein eislîchen ganc.»

dô sagten im die herren rîch:

«si gêt gên iu sicherlîch.»

do verbôt der künic den liuten daz,

26490

daz si ir iht trüegen haz

noch ir nieman leit tæt.

daz gebot beleip an ir stæt.

der künic zuo den sînen sprach:

«der nâter tuot niht ungemach,

26495

dhein mensch vor mir.

ir herren sagt mir schier,

waz disiu nâter tuo!»

«si gêt gên iu iezuo

und leit sich nider an den vuoz,

26500

für wâr ich iu daz sagen muoz.»

dô sprach der künic rîch:

«si gert genâden sicherlîch

und wil, daz ich ir rihte

und iren kumber slihte.»

26505

er sprach: «dir sol geboten sîn,

daz dû mir zeigst den kumber dîn.

bî got, dem niht verborgen ist,

tuo mir bekant dînen list,

waz dir leides werre,»

26510

alsô sprach der herre.

 

Diu nâter gie von im her dan.

dô sant er nâch ir vier man,

daz si besæhen daz wunder,

waz ir wær besunder.

26515

des begunden si warten:

si gienc in einen boumgarten,

in ein dick stûdach,

dâ sie nieman inne sach.

daz zervuorten die man,

26520

die dar wârn gegân

mit ir, daz si sehen wolden,

waz si dem herren sagen solden.

dô sâhen si ein kroten breit.

daz was der nâtern leit,

26525

wan si ob irn eiern lac.

der kroten tet man mangen slac

und brâht sie für den künic hin.

daz was der nâtern gewin.

der künic riht ir zehant.

26530

einen spiez man durch sie verswant.

daz schuof der künic Karl guot.

des wart diu nâter wolgemuot.

 

Swie gewaltic der selb künic was,

als ich an dem buoch las,

26535

doch kund sîn bot manicvalt

understên niht den gewalt,

als ich für wâr gesprechen mac,

daz er nie den widerslac

kund in der werlt verbieten.

26540

die wîsen im dô rieten,

er solt den widerslac understân;

des moht wærlîch niht ergân.

uns ist vil lützel bekant

wærlîch in dem Ôsterlant

26545

der reht sint niur zwei:

man gît zwô nâdel umb ein ei.

man gît umb einen pfenninc –

daz ist ein wârez dinc –

zwên helbling, sint si guot.

26550

dar an nieman schaden tuot.

 

Ich kan iu wærlîch niht verdagen,

von einem künig wil ich iu sagen,

der was geheizen Salatîn.

zwâr der kund niht milter gesîn:

26555

er gap ros und gewant,

sô man si best veil vant.

silber, golt, edel gestein

gap er allez gemein.

sîn milt sich niht vor êren spielt,

26560

wan er niur einen tisch behielt.

der was ein safir grôz,

daz nieman vant sînen genôz,

bezzer dann ein rubîn.

dhein hort kund niht bezzer sîn

26565

wan der selb tisch was.

sîn leng ich geschriben las:

er was drîer ellen lanc.

zuo dem tisch was manic gedranc

dô man in für den fürsten truoc

26570

sô hêt er schouwær genuoc.

sîn wît wil ich iu mezzen,

des mac ich niht vergezzen,

wan er was an der selben zît

wol zweier dûmellen wît.

26575

sîn tischgestell was von golt,

als ez got wünschen solt.

sô rîchen nieman gesach,

als es manic fürst jach.

swer disen tisch, den stein erkant,

26580

er sprach: «ich næm in für ein lant.»

 

Der herr was milt, als man im jach;

sô miltez herz nieman sach,

sô er hêt in dem lîb sîn,

und tet daz mit werken schîn,

26585

wan vor milt im niht beleip.

den hort er allen von im treip.

ich sag iu allen sîn gelt,

daz er in steten und in velt

hêt vil sicherlîche,

26590

der edel künic rîche,

zehen tûsent unz goldes rôt.

dâ bî leit er grôz nôt

und gebresten von der miltikeit,

wan grôzer gâb was er bereit:

26595

er verseit sîn gâb nieman,

für wâr ich iu daz sagen kan.

sîn gâb er milteclîch tet,

nieman verzêch er sîner bet,

wan milter herz wart nie gesehen,

26600

des muoz ich von schulden jehen.

 

Swie milt der selb herr was,

doch wart er siech und niht genas.

dô im diu krancheit wart bekant,

nâch guoten meistern er dô sant

26605

und hiez si sînen brunnen sehen.

si begunden all jehen,

daz er sicher niht möht genesen,

er müest wærlîch tôt wesen.

dô wart er alsô sêr gekleit:

26610

frouwen, ritter unde meit

klagten niht eine,

daz volc gar gemeine

hêt umb in ein sölich klagen,

daz ich ez nimmer kan gesagen.

26615

dô der frum heiden

gesach, daz er solt scheiden

von êr unde von guot,

dô wart trûric sîn muot,

wan sîn leben wolt im leiden.

26620

er sprach: «sol ich nû scheiden,

sô muoz ich verjehen,

wie sol mîner sêl geschehen?

wer sol der pflegend sîn,

so si scheidet von dem lîb mîn?

26625

wer pfliget ir dann dâ ze stet?

sol ich sie dann Machmet

enpfelhen, daz ist der kristen spot,

die jehent, daz ir herr got

sî sterker dann Machmet;

26630

alsô ieglîch kristen ret.

sô ist mir daz wol bekant,

daz die juden zehant

jehent, daz ir got sterker sî.

welher under den drîen mich sorgen frî

26635

macht, dem wil ich mîn sêl lân

und disen zwein ab gestân.

nû ist leider diser strît

under juden, kristen ze aller zît.

die heiden jehent sîn ouch niht.

26640

daz ist ein jæmerlîch geschiht.

ôwê west ich diu mære,

welher der tiurst wære,

dem wolt ich mînen tisch geben

ân aller hand widerstreben.

26645

sît ich den rehten niht enwizzen kan

und ich ir aller zwîfel hân,

sô wil ich den edeln stein

in teilen gemein,

ich mein den tisch der dâ ist mîn;

26650

zwâr der muoz ir drîer sîn.»

den tisch hiez er für sich tragen.

daz kan ich iu für wâr sagen,

ein bîl dâ bereitet wart.

dô wart niht lenger gespart,

26655

den tisch hiez er mit heil

teilen in driu teil.

daz ein teil gap er ze stet

sînem got Machmet,

daz ander teil ân spot

26660

gap er durch der kristen got:

daz dritt teil gap er gar

für der juden got zwâr.

er sprach: «swelher sterker sî,

der muoz mich tuon sorgen frî,

26665

wan ich niht bezzers wizzen kan.»

alsô sprach der frum man:

«und sî daz got der heiden

gewaltic sî, der müez mich scheiden

von mînem ungemach gar,

26670

swenn mîn sêl von hinnen var;

sî aber der kristen got

gewaltic, der helf mir ûz nôt;

sî aber got der juden rîch

gewaltic sicherlîch,

26675

der müez mich niht von im verlân.»

dâ mit diu sêle schiet von dan.