Johans, der Jansen Enikel
um 1230/40 - nach 1300
Weltchronik
Erschaffung der Welt,Engelssturz, SiebentagewerkVerse 129 - 496
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Got aller gnâd und güete vol, |
130 | dû hâst beschaffen alsô wolieglîch dinc besunderund hâst manic wunderder werlt ze trôst beschaffen,leien unde pfaffen, |
135 | juden und heiden gemeine,dû lieber got vil reine,wer möht daz ân dich haben getân?hie hebet sich diu bibel an.
Des êrsten hiez got werden |
140 | den himel und die erden.in dem himel beschuof er sneleinen engel hiez Satael.dar nâch beschuof der reinedie engel all gemeine, |
145 | Luciferum und Michahel,Gabriel und ouch Raphahel.doch truoc under in allen schônLucifer die hhsten krôn.kein schner krôn wart nie bekant. |
150 | ein liehtvaz sô wart er genant,wan im was niht gelîchein dem himelrîche.dô er in beschuof sô schôn,dô sanc er im ze lôn: |
155 | «sanctus, sanctus»,daz bediutet alsus:«heilic und heilic bist dû wol,der himel ist dîner gnâden vol:sô süll wir engel alle |
160 | tuon swaz dir gevalle.»alsô sprach Lucifer:«herr, lieber schepfær,dû bist aller êren wert,wan swer diner gnâden gert, |
165 | der wirt von dir gescheiden niht.freuden vil von dir geschiht.daz weiz ich sicherlîchen wol,dîn güet ist aller gnâden vol.»die andern engel sungen alsus |
170 | all vor im daz sanctusund lobten in vil schône.dô gap er in ze lônedaz wert himelrîchebesitzen êwiclîche. |
175 | dâ wârn si all freuden vol,wan in was ân mâzen wol.
Got von himelrîche sprach,dô er vor im stên sachLuciferum den engel hêr, |
180 | vil tugentlîchen sô sprach er:«Lucifer, lieber engel mîn,wie möhtst dû immer schner gesînin dem himelrîche mîn?ez mac ouch nieman schner sîn. |
185 | dû bist mir niht unmær,wan dû bist mîn liehttragær.»
Dô in got hêt sô sêr gelobt,Lucifer vor freuden tobt.er gedâht in sînem muot: |
190 | jâ bin ich got ze guot,sît ich gên vor in allen schônund trag die öbristen krôn.des wil ich got gelîch sîn.daz himelrîch daz ist mîn. |
195 | ze ietlîchen engeln nam er rât.«jâ wæn ich ez mir wol an stât,daz ich got gelîch sî.di engel di mir wellent bîbestên an diser stunt, |
200 | die tuon mir daz kunt.got wil ich nû verstôzen.des süllen mîn genôzenmir immer gnâde sagen.si müezen hher krône tragen |
205 | dan si biz her habent getân.mit mir süllens freude hânin dem himelrîcheimmer êwicliche.verstôz ich got, sô ist mir wol |
210 | und bin immer freuden vol.swelich engel nû bî mir belîb,der traht, daz ich vertrîbgot, ê daz er sîn werd inne,wan der hât wîse sinne.»
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215 | Dô daz gehôrten die engel guot,sümlîch gedâhten in irem muot:wir süllen niht entwîchengot dem vil rîchen,sô mac uns nimmer missegân. |
220 | wir sîn got billîch undertân,wan er uns selb beschaffen hâtân aller hant missetât.daz trahten engel alsô vil,die ich niht all nennen wil |
225 | und niht all genennen kan,wan in got aller êren gan.daz habent si verdienet wol,ze himel sint si freuden vol.sümlîch gedâhten in irem muot: |
230 | swer under in daz beste tuot,dâ süll wir mit belîben,wer mac uns dann vertrîben?die selben wârn zwîflær.dâ von wârn si unmær |
235 | dem vil hôhgelobten got.dâ von sô liten si grôzen spot.Lucifer sprach ûz frîem muot:«ich sag iu waz mich dunket guot.ich wil wizzen die mit mir sint, |
240 | wan si süllen wesen mîniu kint.ich wil si niht vertrîben,[wan] si süllen bî mir blîbenin dem himelischen kôr,und wil di lâzen stên dâ vor, |
245 | die mîn niht enruochentund mîn genâd niht suochent.»
Dô west got der rîchdie rede gemelîch.er sprach ûz zorniclîchem muot: |
250 | «Lucifer mir niht schaden tuot,wan er mir niht geschaden mac.sîn trahten wirt im ein slac.hôchvart diu sol niht sînin dem himelrîche mîn. |
255 | val von mir einen valin daz fiur hin ze tal,und die mit dir gewesen sint,die sîn der bittern helle kint.»dô er daz wort volgesprach, |
260 | di engel man dô vallen sachûz dem himelrîcheall gemeineclîche.die mit im wârn an sîner schar,die sach man mit im vallen gar, |
265 | wan si mit im verstôzen sint.dâ von sint si der helle kint.und ouch die zwîfelæredie sint got gar unmære,wan si sint ouch verstôzen |
270 | von andern irn genôzen.ich mein, die zwîflær wâren.die selben siht man varennoch hiut in die liutezwischen fleisch und hiute. |
275 | dâ mit wellent si güften.si varent in den lüften,die andern ir gesellendie müezen in die hellen.diu stimm wirt dâ manicvalt. |
280 | si werdent eislîch gestalt.die selben mit lûter stimmeschrîent ûz grôzem grimme:«âwê! veterlîcher got,war umb zerbrâch wir dîn gebot? |
285 | des müez wir lîden arbeitund immer werndez herzenleit.wær wir dir, herr, gewesen bî,sô wær wir manger sorgen frî.wir wæren schn und klâr |
290 | und als die engel gevar.nû müez wir manig sorge hân,daz wir wol hieten understân,hiet wir got dem rîchengevolget stæticlîchen. |
295 | sît wir des niht haben getân,dâ von uns got niht êren gan.»
Die red erhôrt Lucifer.dem was ez vil swær,wan er ûz zoren sprach: |
300 | «ich lîd vil billîch ungemach.âwê unsæligiu hôchfart!jâ solt ich ez wol haben bewart!dâ liez mich niht der übermuot,der lîb und sêl schaden tuot. |
305 | ê was ich lieht und schn,nû bin ich krump und hnunde trag ouch krumbiu hornund bin êwiclîch verlorn.ich stink als ein vûler hunt, |
310 | daz was mir ê vil unkunt.zwâr ich hiet ez wol bewartund hiet ich lân die hôchfart,und wær diu hôchvart an mir niht,sô hiet ich mit dem engel pfliht. |
315 | allez bet ist an mir vlorn.ich muoz nû dulden gotes zorn.»
Ich wil iu noch mêr wunders sagen,des wil ich iu niht verdagen,von einer geschiht vil wunderlîch: |
320 | ez regent von dem himelrîchdrî tag und drî naht,als im got hêt gedâht,niht wan tiuvel her ze tal.die hêten jæmerlîchen val: |
325 | si vielen in der helle grunt.dâ wart in leit und jâmer kunt.
Got der rein schepfær,der sach die stat alsô lærdi er dô hêt verstôzen, |
330 | Luciferum und sîn genôzen.«ich wil ûf daz ertrîchund wil beschaffen wærlîchaller hande kunder,ieslîch slaht besunder.»
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335 | Bî den zîten was âne swærdaz ertrîch wan unde lærund ouch dar zuo vinster was,als ich an dem buoche las,unde nâch des buoches sag |
340 | gotes geist ûf dem wâgbî den zîten wære:sô saget uns daz mære.dar nâch sô sprach ez got:«ich wil daz nâch mînem gebot |
345 | über al ûf der erdeein schn lieht werde.»alzehant dô erz gesprach,nâch sînem wort daz geschach.dô got daz lieht hêt gesehen, |
350 | daz sîn schîn und sîn brehenguot und nütz wære,do geschiet der gewæredie vinster von dem lieht,als man si noch siht. |
355 | daz lieht er den tac nantund die vinster naht zehant.dô wart der morgen biz an die nahtze einem tag gedâht.
Zehant dô daz geschach, |
360 | dar nâch got aber sprach:«nû werd ein vesticheit,dâ mit diu wazzer sîn gescheit.»hie mit besunderschiet er daz under |
365 | von dem daz man oben sach.alzehant daz ouch geschach.die vesticheit den himel er nant.dâ mit der ander tac verswant.
Dô sprach er aber: «nû wil ich, |
370 | daz alliu wazzer semmen sich,diu under dem himel sîn,an ein stat und erschînein trücken.» daz geschach zehant.die trücken er daz ertrîch nant. |
375 | der wazzer samnung gap erden namen, daz ez hiez daz mer.dô unser trehtin dô gesach,daz ez guot was, er sprach;«nû müez ûf der erden |
380 | krût, grüen und boum werden,daz eines ieslîchen slahterkant werd in sîner aht!»daz geschach ouch alsô.dô brâht diu erde dô |
385 | grüen, krût mit sînem sâmen,diu sînes bots war nâmen:boum, krût, der ieglîchz wartfrühtic nâch sîner art.ir dheinez misseviel im nie. |
390 | dâ mit der dritt tac ergie.
Dô daz allez geschach,dar nâch got aber sprach:«ich wil, daz stern werden bereitan des himels vesticheit, |
395 | die tac und naht scheiden,und dazs an den beidenzeichen unde zît gegeben,daz man dar nâch kunn geleben,und die tac unde jâr |
400 | schînen ûf die erde gar.»dar nâch macht er zwei lieht,als man si all tage siht,ein grôzez und ein kleinez.dem tag schiet er einez |
405 | und hiez der naht einz vor sîn,daz si beidiu geben schînund liuhten ûf der erden.dar nâch hiez er werdenan dem himel sternlîn, |
410 | daz si der erd geben schînund daz si scheiden tac und naht.also wart der vierd tac volbrâht.
Dô sprach got aber an der stat:«swaz diu erd wazzers hât, |
415 | diu bringen besundervisch und merwunderund swaz man in dem wazzer siht.»daz was ouch dâ wider niht.dar nâch geschuof der guote |
420 | die visch in dem fluote,grôz unde kleine,und allez daz gemeine,daz lebentic und daz mannoch lebentic gesehen kan. |
425 | daz wart allez volbrâht,ein ieslichz in sîner aht.dô ez got dô gesach,daz ez guot was, er sprach:«ir sült wahsen und iuch mêrn |
430 | mir ze lob und ze êrn.vogel und visch mêren sichûf der erde, daz wil ich.»des gescheftes er dâ mit pflac.sus endet sich der fünfte tac.
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435 | Dar nâch sprach aber got:«ich wil daz nâch mînem gebotüber al ûf der erdenelliu kunder werdenund vich, swie ez sî genant.» |
440 | daz ergie ouch sâ zehant.dô daz allez was geschehen,dô begund got aber jehen:«wir süllen einen menschen machenvon sô getânen sachen, |
445 | der uns gelich werde,und alz daz ûf der erde,swaz ich biz her geschaffen hân,vil gar werde undertân,und swaz ich vor hân genant.» |
450 | dô wart der mensch zehant,nâch gotes bild sîn lîp.dar nâch beschuof er im ein wîp.die brach er ûz dem rippe sîn,diu im triuwe tæte schîn. |
455 | er teilt in sînen segen mitnâch sînem veterlîchen sit,daz si sich mêren soldenund ouch wahsen wolden,und daz in wær undertân |
460 | beidiu wilt unde zam.des machet er si gewaltic gar.er sprach: «ir sült nemen war,ich hân iu nû gegebenallez des ir süllet leben, |
465 | boum, krût und swaz daz treit,daz iu daz allez sî bereitmit sîner fruht besunder,und hân ouch den kunderund ouch den voglîn für wâr |
470 | dâ von beschert ir lîpnar,daz ez iu wart dester baz.»nâch sînem willen geschach daz.dô got hêt gesehen,daz alliu dinc wârn geschehen |
475 | und daz ir dheinez niesînen willen übergie:daz selb nâch des buoches saggeschach an dem sehsten tag.
Nû hêt erz allez bereit, |
480 | als ich iu vor hân geseit,den himel und die erde,ieglichz nâch sîner werde.der himel was gezieret wol,diu erd was alliu wazzers vol. |
485 | daz geschach nâch gotes willen gar.daz ich iu sag, daz ist wâr.dô nâhent der sibent tac,dar an er alles werks verpflacund aller sîner getæt, |
490 | wan er volendet hêtswaz im ze enden dô geschach.den sibenten tac hêt er gemachvon allen den werken sîn,der vil lieb trehtîn. |
495 | sîniu werc gevielen im wol,wan daz ertrîch wart freuden vol. |