BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Germaine de Staël

1766 -1817

 

Über Deutschland

 

Zweiter Theil. I. Abtheilung.

 

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Zwanzigstes Capitel.

 

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Wilhelm Tell.

 

Schillers Wilhelm Tell ist mit den lebhaften glänzenden Farben ausgemalt, die unsre Einbildungskraft in die pitoresken Gegenden versetzen, wo der ehrwürdige Bund des Rütli vor sich ging. Die ersten Verse, die an das Alpenhorn erinnern; die Wolken, die die Gebirge in zwei Hälften theilen, und die Erde der Thäler von der, die dem Himmel näher liegt, von den Bergspitzen trennen; die Gemsenjäger, die ihrem leichten Raube über die Abgründe nachsetzen; dies Hirten- und Kriegerleben zugleich, welches mit der Natur im Kampf, mit den Menschen im Frieden ist; alles flößt ein lebendiges Interesse für die Schweiz ein: und die Einheit der Handlung in dieser Tragödie liegt in der Kunst, die Nation selbst zu einer dramatischen Person gemacht zu haben.

Tells Unerschrockenheit zeigt sich schon im ersten Acte auf eine auffallend-treffende Weise. Ein Unglücklicher, ein Geächteter, von einem der Untertyrannen der Schweiz bis in den Tod verfolgt, [92] will sich jenseits des Sees retten, wo er einen Schlupfwinkel zu finden hofft. Aber der Sturm ist so wüthend, daß kein Fährmann ihn überzusetzen wagt. Tell sieht seine Angst, theilt sie, sticht mit ihm in den See, und rettet ihn glücklich.

Tell ist der Verschwörung fremd, die Geßlers Uebermuth herbeigerufen hatte. Stauffacher, Walther Fürst und Arnold von Melchthal legen den Grund dazu. Tell ist der Held, nicht der Urheber derselben; ihn beschäftigt nicht die Politik; ihm ist die Tyrannei nur dann gegenwärtig, wenn sie seinen Hausfrieden stört; er stößt sie mit kräftigem Arme zurück, wenn sie ihn erreicht; er zieht sie, richtet sie vor seinem eigenen Richterstuhl; aber er ist kein Mitverschworner.

Arnold von Melchthal, einer der Verbündeten, hält sich bei Walther versteckt; er hat aus dem väterlichen Hause flüchten müssen, um Geßlers Trabanten zu entfliehen; er hat seinen alten Vater allein gelassen; ängstigt sich um ihn, zieht Nachrichten ein, und erfährt – daß, um den Greis dafür zu strafen, daß sich sein Sohn dem Verhaftsbefehle entzog, die Wüthriche ihm mit einem glühenden Eisen die Augen ausgebrannt haben. Nichts kommt seiner Wuth, seiner Verzweiflung gleich! Er muß sich rächen. Er will sein Vaterland befreien; doch er will es nur, um sich an den Tyrannen zu rächen, die seinen Vater blendeten, und im Augenblick, als die drei Verbündeten den feierlichen Eid schwören, zu sterben oder Geßlers schändliches Joch zu zersprengen, ruft Arnold aus:

 

Blinder alter Vater!

Du kannst den Tag der Freiheit nicht mehr schauen,

Du sollst ihn hören. Wenn von Alp zu Alp

Die Feuerzeichen flammend sich erheben,

Die festen Schlösser der Tyrannen fallen, [93]

In deine Hütte soll der Schweizer wallen,

Zu deinem Ohr die Freudenkunde tragen,

Und hell in deiner Nacht soll es dir tagen!

 

Im dritten Akte ist die Haupthandlung der Geschichte und des Stücks enthalten. Geßler hat mitten auf dem Marktplatze eine Stange aufrichten und einen Hut darauf setzen lassen, mit dem Befehl, diesem Hute die Reverenz zu machen. Tell geht, vorüber, ohne den Hut zu begrüßen, nicht absichtlich, sondern aus Unachtsamkeit; denn es liegt nicht in seinem Charakter, wenigstens nicht in dem, der ihm von Schiller beigelegt ist, irgend eine politische Meinung zu äußern; scheu und unabhängig wie die Gemse auf dem Felsen, lebt er frei, ohne über das Recht nachzudenken, dem er die Freiheit verdankt. Im Augenblick, wo Tell beschuldigt wird, dem Hute die Ehrfurcht versagt zu haben, erscheint Geßler, einen Falken auf der Faust. Schon dieser Umstand ist malerisch und versetzt ins Mittelalter. Geßlers furchtbare Herrschaft sticht ungemein gegen die schweizerische Sitteneinfalt ab, und seine Tyrannei in freier Luft, eine Tyrannei, deren einsame Zeugen die Wälder und Berge sind, befremdet zwiefach.

Man hinterbringt Geßlern Tells Weigerung, und Tell entschuldigt sich mit der Betheurung, er habe aus Unwissenheit, nicht besonnen, gefehlt. Geßler legt seinen Zorn nicht ab, besinnt sich einige Augenblicke, und spricht:

 

Du bist ein Meister auf der Armbrust, Tell,

Man sagt, du nehmst es auf mit jedem Schützen.

 

Tells zwölfjähriger Sohn, Walther, stolz über die Fertigkeit seines Vaters, antwortet vorschnell:

 

Und das muß wahr seyn, Herr, 'nen Apfel schießt

Der Vater dir vom Baum auf hundert Schritt.

 

Gessler.

Ist das dein Knabe, Tell? [93]

Tell.

Ja, lieber Herr.

Gessler.

Hast du der Kinder mehr?

Tell.

Zwei Knaben, Herr.

Gessler.

Und welcher ist's, den du am meisten liebst?

Tell.

Herr, beide sind sie mir gleich liebe Kinder.

Gessler.

Nun, Tell! Weil du den Apfel triffst vom Baume

Auf hundert Schritt, so wirst du deine Kunst

Vor mir bewähren müssen. Nimm die Armbrust –

Du hast sie gleich zur Hand – und mach dich fertig,

'nen Apfel von des Kindes Kopf zu schießen.

Doch will ich rathen, ziele gut, daß du

Den Apfel treffest auf den ersten Schuß,

Denn fehlst du ihn, so ist dein Kopf verloren.

Tell.

Herr! welches ungeheure sinnet ihr

Mir an? Ich soll vom Haupte meines Kindes –

Nein, nein doch, lieber Herr, das kömmt euch nicht

Zu Sinn! – Verhüt's der gnäd'ge Gott! das könnt ihr

Im Ernst von einem Vater nicht begehren!

Gessler.

Du wirst den Apfel schießen von dem Kopf

Des Knaben. Ich begehr's und will's.

Tell.

Ich soll

Mit meiner Armbrust auf das liebe Haupt

Des eignen Kindes zielen? Eher sterb' ich.

Gessler.

Du schießest, oder stirbst mit deinem Knaben.

Tell.

Ich soll der Mörder werden meines Kindes?

Herr, ihr habt keine Kinder, wisset nicht,

Was sich bewegt in eines Vaters Herzen.

Gessler.

Ei Tell! du bist ja plötzlich so besonnen!

Man sagte mir, daß du ein Träumer seyst,

Und dich entfernst von aller Menschen Weise.

Du liebst das Seltsame. Drum hab' ich jetzt [95]

Ein eigen Wagstück für dich ausgesucht.

Ein andrer wohl bedächte sich. Du drückst

Die Augen zu, und greifst es herzhaft an.

 

Alle Begleiter Geßlers haben Mitleiden mit Tell, versuchen es, den Wüthrich zu besänftigen, der ihn des grausamsten Todes sterben lassen will. Ein Greis, des Kindes Großvater, wirft sich dem Tyrannen zu Füßen. Der Knabe aber, von dessen Kopfe der Apfel abgeschossen werden soll, zieht ihn zurück und spricht:

 

Großvater, kniet nicht vor dem falschen Mann!

Sagt, wo ich hinstehen soll, ich fürcht' mich nicht.

Der Vater trift den Vogel ja im Flug,

Er wird nicht fehlen auch das Herz des Kindes.

Stauffacher.

Herr Landvogt, rührt euch nicht des Kindes Unschuld?

Gessler (zeigt auf den Knaben).

Man bind' ihn an die Linde dort!

Walther Tell.

Mich binden?

Nein, ich will nicht gebunden seyn. Ich will

Still halten, wie ein Lamm und auch nicht athmen.

Wenn ihr mich bindet, nein, so kann ichs nicht,

So werd' ich toben gegen meine Bande.

Rudolph der Harras (Geßlers Stallmeister).

Die Augen nur laß dir verbinden, Knabe.

Walther Tell.

Warum die Augen? Denket ihr, ich fürchte

Den Pfeil von Vaters Hand? Ich will ihn fest

Erwarten und nicht zucken mit den Wimpern.

Frisch, Vater, zeig's, daß du ein Schütze bist;

Er glaubt dir's nicht, er denkt uns zu verderben.

Dem Wüthrich zum Verdrusse, schieß', und triff.

 

Der Knabe stellt sich unter die Linde. Man legt ihm den Apfel auf. Itzt beschwören die Schweizer Geßlern von neuem, dem Tell den Versuch zu erlassen.

 

Gessler.

Ans Werk! man führt die Waffen nicht vergebens.

Gefährlich ist's, ein Mordgewehr zu tragen,

Und auf den Schützen springt der Pfeil zurück.

Dies stolze Recht, das sich der Bauer nimmt. [96]

Beleidiget den höchsten Herrn des Landes.

Gewaffnet sei niemand, als wer gebietet.

Freut's euch den Pfeil zu führen und den Bogen,

Wohl, so will ich das Ziel euch dazu geben.

Tell.

(spannt die Armbrust, und legt den Pfeil darauf.)

Oeffnet die Gasse! Platz!

 

Alles bebt für ihn, warnt ihn:

 

Tell (läßt die Armbrust sinken).

Mir schimmert's vor den Augen!

(Zum Landvogt.)

Erlasset mir den Schuß. Hier ist mein Herz.

(Er reißt die Brust auf.)

Ruft eure Reisige und stoßt mich nieder!

Gessler.

Ich will dein Leben nicht, ich will den Schuß.

 

Tell steht im fürchterlichen Kampf, mit den Händen zuckend, und die Augen bald auf dem Landvogt, bald zum Himmel gerichtet. – Plötzlich greift er in seinen Köcher, nimmt einen zweiten Pfeil heraus, und steckt ihn in den Gürtel. Er rafft sich zusammen, legt an, mit vorgebogenem Leib, zielt. – Viele Stimmen rufen:

 

Der Apfel ist gefallen!

Der Knabe lebt!

 

Der Sohn kommt mit dem Apfel gesprungen, stürzt sich in die Arme des kraftlos zusammensinkenden Vaters, und ruft:

 

Hier ist der Apfel! Wußt' ich's ja,

Du würdest deinen Knaben nicht verletzen.

 

Alle versammeln sich um Tell, ihm Glück zu wünschen, ihn nach Hause zu geleiten; als

 

Gessler (ruft).

Tell, höre! Du stecktest

Noch einen zweiten Pfeil zu dir. Ja ja

Ich sah es wohl. Was meintest du damit?

Tell (verlegen).

Herr, das ist also bräuchlich bei den Schützen.

Gessler.

Nein, Tell, die Antwort laß ich dir nicht gelten;

Es wird was anders wohl bedeutet haben. [97]

Sag mir die Wahrheit frisch und fröhlich, Tell;

Was es auch sei, dein Leben sichr' ich dir.

Wozu der zweite Pfeil?

Tell.

Wohlan, o Herr,

Weil Ihr mich meines Lebens habt gesichert,

So will ich euch die Wahrheit gründlich sagen.

Mit diesem zweiten Pfeil durchschoß ich – Euch,

Wenn ich mein liebes Kind getroffen hätte,

Und Eurer wahrlich hält' ich nicht gefehlt.

 

Der wüthende Landvogt ruft seinen Knechten zu, ihn zu binden und in das Gefängniß abzuführen.

Dieser Auftritt hat die ganze Einfalt einer Erzählung aus einer alten Chronik. Tell wird nicht als ein tragischer Held aufgestellt; er hatte es sich nicht vorher vorgenommen, Geßlern Trotz zu bieten; er gleicht in Allem den Schweizerbauern; still in ihrem gewöhnlichen Wesen, Freunde der Ruhe, aber fürchterlich, wenn man in ihrem Gemüth die Empfindungen aufregt, die vom Landleben eingewiegt werden; so sind sie, so war auch Tell. Nicht weit von Altorf im Canton Uri befindet sich eine grob ausgehauene Statue von Tell und seinem Sohne, nachdem er ihm den Apfel vom Kopfe geschossen. Mit der einen Hand hält er den Sohn umklammert, mit der andern drückt er den Bogen an sein Herz, und scheint ihm zu danken, daß er ihm den treuen Dienst geleistet.

Tell wird, in Ketten und Banden geschlagen, auf dasselbe Schiff gebracht, welches Geßlern über den See von Lucern fahren soll. Ein Sturm erhebt sich während der Fahrt; der Tyrann fürchtet für sein Leben, er sucht bei seinem Gefangenen Hülfe; Tell wird losgebunden; er führt das Schiff glücklich die Brandungen durch, und vom Steuer springt er mit dreistem Glück das schroffe Ufer hinan, und stößt das Fahrzeug wieder ab. Mit der Erzählung dieses Abenteuers beginnt der vierte [98]Akt. Kaum angelangt in seiner Wohnung, erfährt Tell, daß ihm mit Weib und Kindern neue Gefahren drohen; und jetzt entschließt er sich, Geßlern zu erschießen. Er hat nicht die Absicht, sein Vaterland vom fremden Joche zu befreien; ihm ist unbewußt, ob Oestreich über die Schweiz zu herrschen ein Recht habe oder nicht; nur eines weiß er, und dieses eine ist: ein Mensch war gegen einen Menschen ungerecht; ein Vater ward gezwungen, einen Pfeil nahe dem Herzen seines Kindes abzudrücken – und er hat es bei sich entschieden: der Urheber eines solchen Verbrechens muß sterben!

Sein Selbstgespräch ist unvergleichlich, ihn schaudert vor dem Mord; gleichwohl ist er keinen Augenblick unschlüssig, ob er ein Recht dazu habe oder nicht. Er vergleicht den bisher unschuldigen Gebrauch seiner Armbrust in Spielen und auf der Jagd, mit dem strengen Auftrag, den er ihr giebt; er setzt sich auf eine steinerne Bank nieder, und erwartet Geßlern, der in diese Straße einlenken muß.

 

Auf diese Bank von Stein will ich mich setzen,

Dem Wanderer zur kurzen Ruh bereitet, –

Denn hier ist keine Heimath – Jeder treibt

Sich an dem andern rasch und fremd vorüber,

Und fraget nicht nach seinem Schmerz. Hier geht

Der sorgenvolle Kaufmann und der leicht

Geschürzte Pilger – der andächt'ge Mönch,

Der düstre Räuber und der heitre Spielmann,

Der Säumer mit dem schwer beladnen Roß,

Der ferne herkommt von der Menschen Länder,

Denn jede Straße führt ans End' der Welt.

Sie alle ziehen ihre Wege fort

An ihr Geschäft. – Und meines ist der Mord!

 

Sonst, wenn der Vater auszog, liebe Kinder,

Da war ein Freuen, wenn er wiederkam,

Denn niemals kehrt' er heim, er bracht' euch etwas,

War's eine schöne Alpenblume, war's

Ein seltner Vogel oder Ammonshorn, [99]

Wie es der Wandrer findet auf den Bergen. –

Itzt geht er einem andern Waidwerk nach,

Am wilden Weg sitzt er mit Mordgedanken,

Des Feindes Leben ist's, worauf er lauert.

– Und doch an euch nur denkt er, lieben Kinder,

Auch jetzt! – Euch zu vertheid'gen, eure holde Unschuld

Zu schüzen vor der Rache des Tyrannen,

Will er zum Morde jetzt den Bogen spannen,

 

Bald nachher sieht man Geßler den Berg hinabreiten. Ein unglückliches Weib, dessen Gatten er im Gefängniß schmachten läßt, wirft sich ihm zu Füßen und fleht um Gnade; er verachtet, er verstößt das Weib; sie fleht von neuem, ergreift das Pferd beim Zügel, und verlangt: er solle über sie wegsetzen oder ihr den geliebten Mann zurückgeben. Geßler, über das Wehklagen ungeduldig, macht sich selbst Vorwürfe darüber, daß die Schweiz noch so viel Freiheit genießt.

 

Ich will ihn brechen, diesen starren Sinn.

Den kecken Geist der Freiheit will ich beugen.

Ein neu Gesetz will ich in diesem Lande

Verkündigen. Ich will – – –

 

Ein Pfeil durchbohrt ihn. Er sinkt vom Pferde und spricht mit matter Stimme:

 

Das ist Tell's Geschoß!

Tell.

(zeigt sich ihm oben auf dem Felsen.)

Du kennst den Schützen, suche keinen andern!

 

Bald läßt sich der laute Jubel des geretteten Volkes hören, und die Befreier der Schweiz erfüllen ihren Eid, und schütteln das Oestreichische Joch ab.

Hier sollte das Stück enden, wie das Trauerspiel Maria Stuart mit dem Tode der Königin von Schottland; aber in beiden hat es Schillern gefallen, eine Art von Zusatz oder Erklärung anzuhängen, [100] die nach vollendeter Hauptcatastrophe die Aufmerksamkeit unmöglich fesseln können. Nach Mariens Hinrichtung läßt Schiller Elisabeth noch einmal auftreten; er macht uns zu Zeugen ihrer Unruhe, ihres Schmerzes bei der Nachricht, daß Leicester zu Schiffe nach Frankreich gegangen. Diese poetische Gerechtigkeit muß vorausgesetzt, nicht dargestellt werden; der Zuschauer erträgt es nicht, Elisabeth anzuhören, nachdem er Mariens letzte Augenblicke gesehen. In Wilhelm Tell, tritt Herzog Johann Parricida, der seinen Oheim den Kaiser Albrecht erschlug, weil ihm dieser sein Erbe vorenthalten, als Mönch verkleidet, in Tells Wohnung ein, und fleht um ein Obdach; er bildet sich ein, beide hätten dieselbe Handlung begangen, aber Tell stößt ihn mit Abscheu von sich, und beweiset ihm, wie verschieden beider Beweggründe waren. Der Gedanke, beide Männer im Gegensatz aufzustellen, ist richtig und sinnreich; gleichwohl ist dieser Contrast, der so schön beim Lesen gefällt, auf der Bühne von keiner Wirkung. Ueberhaupt bedarf es, zum dramatischen Effect, nicht so sehr des Geistes als des Gefühls; der Geist ist vonnöthen, diesen Effekt vorzubereiten; bedürfte es aber des Geistes, ihn zu fühlen, so würde das geistreichste Publikum sich dafür bedanken.

Man läßt bei den Vorstellungen die Auftritte mit Johann Parricida weg und der Vorhang fällt, sobald der Pfeil Geßlers Herz durchbohrt hat. Kurz nach der ersten Darstellung seines Tell, durchbohrte auch der Todespfeil den edlen Verfasser des schönen Kunstwerks. Geßler starb im Augenblick, wo ihn die grausamsten Entwürfe beschäftigten. Schiller hatte nie andre, als die edelsten Gedanken. Die mächtige Hand des Todes, dieses ewigen Feindes [101] aller menschlichen Vorsätze, zerbrach den einen Willen, wie den andern.