BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Redentiner Osterspiel

um 1460

 

Das Werk

 

Das mittelniederdeutsches Redentiner Osterspiel ist nur in einer einzigen Handschrift aus dem Jahre 1464 überliefert (Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe, Cod. K 369), wahrscheinlich eine Abschrift des Originals, die in Redentin, einem nahe bei Wismar gelegenen Klostergutshof entstanden ist. Dieser war seit 1192 im Besitz des Zisterzienserkloster Doberan. In der Handschrift folgen die 2025 Verse der Comoedia de Christi passione et resurrectione unmittelbar auf eine Osterpredigt, in der der auferstandene Christus in fünffacher Weise mit der Sonne verglichen wird. Es ist möglich, daß dieser Sermon ein Bestandteil der Aufführung war. Im Gegensatz zu anderen Osterspielen fehlt im Redentiner Osterspiel zu Beginn die «visitatio sepulchri», Statt dessen beginnt das Spiel nach dem Prolog zweier Engel damit, daß die Hohepriester Pilatus für ihren Plan gewinnen, durch römische Soldaten die Auferstehung Christi zu verhindern. Dies mißlingt und der auferstandene Christus tritt seine Höllenfahrt an, befreit die Seelen und führt sie aus der Hölle. In den folgenden Szenen versucht Luzifer die entvölkerte Hölle wiedr zu füllen und schickt seine Teufel zum Seelenfang aus. Die eingefangenen Seelen geben Einblick in die damaligen Stände und ihre Praktiken. Im Vergleich zu anderen Osterspielen nehmen diese Teufelsszenen außergewöhnlich viel Platz ein. Mit 1249 Versen machen sie fast zwei Drittel des gesamten Textes aus. Die Hauptquelle für das handlungsreiche Geschehen ist die lateinische Fassung des apokryphen Nikodemusevangelium, das auch in einer mittelniederdeutschen Fassung: Dat ewangelium Nicodemi van deme lidende vnses heren Ihesu Christi von 1456 überliefert ist.

 

Redentiner Osterspiel

 

 

Sekundäres

 

Manuskript (Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Cod. K 369)

Carl Schröder (Hrsg.): Redentiner Osterspiel. Norden und Leipzig 1893

Redentiner Osterspiel (Wikipedia)

Redentiner Osterspiel (Ute Obhof)

Redentiner Osterspiel gesprochen von Swetlana Rieber: Teil 1    Teil 2

Quellen, Kolophon