BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Eike von Repgow

um 1180/90 - nach 1233

 

Sachsenspiegel

 

Das Sächsische Lehnrecht

 

______________________________________________________________________________

 

 

 

Fol. 1r der Heidelberger Bilderhandschrift des Sachsenspiegels: Cod. Pal. germ. 164 (Universitätsbibliothek Heidelberg)

 

 

Artikel 1.

Swer lenrecht kunnen wolle.

An weme der herschilt beginne

unde wor her ende.

 

Anfang und Ende des Heerschildes

Svie lenrecht kunnen wille, die volge disses bukes lere. Aller erst sole wie merken, dat die herscilt an'me koninge beginne unde in'me seveden lent. Doch hebben die leien vorsten den sesten scilt in den sevenden gebracht, sint sie wurden der bischoppe man, des er nicht ne was.

 

 

Artikel 2

§ 1

Vom Lehnsunfähigen

Papen wif dorpere koplüde, unde alle die rechtes darvet oder unecht geboren sin, unde alle die nicht ne sin von ridders art von vader unde von eldervader, die solen lenrechtes darven.

§ 2

Seine Stellung, wenn er beliehen wird

Svelk herre doch disser eneme gut liet, von deme hebbet sie lenrecht in deme gude, unde ne ervent it nicht an ire kindere, unde darvet selve der volge an enen anderen herren. Von getüge mach man sie verlecgen in lenrechte unde ordel to vindene alle die des herscildes darvet. Ire herre aver von deme sie lenrecht hebbet, die mut iren getüch liden unde ordel, unde ne mach sie uppe nemanne nütten.

§ 3

Lehn zu Leibzucht

Kumt aver en wif in die gewere des gudes mit rechte oder mit ires herren minnen, na des dode die it ire gedinget hadde to irme lieve, sie sal dar mede besitten to irme lieve, dat it ir mit uplatene noch mit irs herren dode nicht gebroken ne mach werden, deste sie's sinne na ireme rechte, unde hevet volge dar an an jewelken herren, an den dat gut kumt; nicht ne ervet sie it aver na irme dode up ire kindere.

§ 4

Seine Stellung beim Beweisführen

Of tvene man en gut anspreken gelike unde getüch dar to bedet, en die to'me herscilde nicht geboren ne is, unde en ander die an lenrechte vulkomen is, des getüch sal vortgan die in'me herscilde vulkomen is, unde jenes getüch si verleget.

§ 5-7: Seine Stellung als Lehnsherr

§ 5

Svelk man to'me herscilde nicht geboren is, die ne mach nicht weigeren gut to liene deme die herscildes darvet, unde ne mach nenen sinen herren verlecgen of he an in volgen sal, dennoch he des herscildes nicht ne hevet.

§ 6

Of en man vulkomen an'me herscilde von papen oder von wive oder von eneme die des herscildes nicht ne hevet belent wert, deme lene ne mach he nicht volgen an enen anderen herren, it ne si dat en pape oder en wif des rikes gut bi kore untva unde den herscilt dar af hebbe; dat gut mogen sie lien, unde deme gude mach man volgen an enen anderen herren.

§ 7

Burchlen aver unde kercken, unde alle len dar en man deme rike nen dienst plichtich n'is af to done, dat mach lien papen unde wif, al ne hebben sie des herscildes nicht, unde deme mach man volgen an enen anderen herren.

 

 

Artikel 3

Von der Lehnstreue

Die man sal sime herren bi plicht hulde dun, unde sveren dat he ime so trüwe unde also holt si, alse durch recht die man sime herren sole, die wile dat he sin man wesen wille unde sin gut hebben wille. Alle de wile he dat nicht ne dut, so ne mach he nemannes getüch sin an lenrechte. He sal ok sines herren mit worden unde mit dat eren svar he bi ime is, unde upstan jegen ine unde ine laten voregan.

 

 

Artikel 4

§ 1

Des Mannes Pflicht zum Reichsdienst

Des rikes denst, dat dem manne geboden wert mit ordelen ses weken vor deme dage er he varen sole, unde ime dat gekündeget wert dar't tvene man des herren horen, dar sal he denen bi plicht binnen düdischer tungen die deme romeschen rike underdan is. Alle die aver in osterhalf der sale belent sin, die solen dienen to weneden unde to polenen unde to behemen. Ses weken sal die man dienen sime herren mit sines selves kost, unde ses weken vore unde ses weken na sal he des rikes vrede hebben unde schacht rowe, so dat ime nen sin herre to lenrechte degedingen ne mach noch des rikes dienst gebieden.

§ 2 und 3: Des Mannes Pflicht zum Römerzuge

§ 2

Svenne aver die düdischen enen koning kiesen, unde he to rome vert to der wienge, so sint plichtich ses vorsten mit ime to varene, die de ersten in des rikes kore sin: die bischop von megenze unde von triere unde von kolne, unde die palenzgreve von'me rine, die hertoge von sassen unde die marcgreve von brandeburch, durch dat dem pavese wetenlik si des koninges redelike kore.

§ 3

Ok sal dar varen jegelik man mit sime herren die des rikes gut to lene hevet, oder he sal die vart losen mit deme tegeden punde dat he jarlikes von ime hevet. Disse hervart sal man ok gebieden vore ses weken unde en jar unde dre dage er der samenunge, unde die hervart lent den düdischen alse die koning gewiet is.

§ 4

Des Mannes Pflicht zum Gerichtsdienst

Die man sal ok dienen sime herren dar mede, dat he ime ordel vinde to lenrechte, vor middage unde buten gebundenen dagen unde buten vireldage. Svat so aver vor middage unde buten gebundenen dagen mit ordelen begrepen wert, dat mut man wol enden na middage unde in gebundenen dagen, ane in vireldagen.

§ 5

Wann ruhet die Pflicht

Svie so en perd oder icht sines gudes sime herren gelegen hevet, oder icht an sime dienste verloren hevet dat ime unvergulden is, die wile n'is he nicht plichtich sime herre to dienende, noch lenrechtes to plegene. Weigeret ok die herre sinen manne rechtes, svenne he von ime beklaget wert vor sinen mannen, de wile ne darf he ime nicht denen noch lenrechtes plegen.

 

 

Artikel 5

§ 1

Gewere und Gedinge am Lehn

Tven mannen mach die herre en gut lien, also dat en die gewere dar an hebbe unde die andere dat gedinge, of de ane len erven stervet die dat gut in geweren hevet. An'me gedinge n'is nen volge. Let it ok jene die it in geweren hevet, dat gedinge is gebroken, it ne si dat he't weder untva de't dar gelaten hevet, unde dar an irsterve.

§ 2

Unterschied im Bezeugen beider

Svie so gut in geweren hevet, die mach it getügen of he des bedarf mit alle des herren mannen, die it vor war weten dat it sin len si. Die it gedinge dar an hevet, die mut it getügen mit den die it sagen unde horden dat it ime gelegen si, durch dat he der gewere darvet.

 

 

Artikel 6

§ 1

Vererbung der Gewere auf den Sohn

Die vader erft uppe'n sone die gewere des gudes mit sament deme gude; dar umme ne bedarf die sone nicht, dat man ime des vader gut bewise.

§ 2

Vererbung der Gewere auf den Herrn

Svelk man aver des sones darvet, die erft uppe'n herren die gewere des gudes, it ne si dat die herre it gedinge dar an vorlegen hebbe, unde die belende man dat behalde na rechte binnen siner rechten jartale.

 

 

Artikel 7

§ 1

Unbenanntes und benanntes Gedinge

Svelk herre en gut liet sime manne svar't ime irst ledich wert, is si lüttik oder vele, unde dar na liet enen anderen en benomet gedinge, mit deme erren lene ne mach jene disseme sin benomede gedinge nicht gebreken, svenne jene stirft die it in geweren hevet, wend'it deme herren nicht ledich ne wart; it ne si of man't gedinge to ener vluchtsale lie binnen jenes sükebedde die it in geweren hevet.

§ 2

Deren Beweis

Jene mut aver sin gedinge tügen na gedingetes rechte vor deme herren jegen den man die sin gut ansprikt, al bekenne die herre in beiden ire lenunge. Mit des herren bekenntnisse behalt die man sin gut jegen den herren ane getüch, unde nicht jegen sinen husgenot.

§ 3

Die Afterverleihung entzieht nicht die Gewere

Svelk herre en gut liet sinen manne, dar mede n'is ime de gewere nicht gevernet jegen sinen herren, of ime sin herre des gudes nicht bekant, so doch sin man von sinenthalven dat gut in geweren hadde.

§ 4

Recht der frühern Beleihung

Of tvene man en gut anspreket die beide der gewere darvet, beide solen sie benomen die tiet der lenunge, unde svelk ir die erren lenunge getügen mach, die sal it mit rechte behalden.

§ 5-8: Recht des unbenannten Gedinges

§ 5

Svenne en herre liet gut sinen manne, svar't ime irst ledich wert von sines mannes dode, unde anderes nicht dar an besceidet, die man sal hebben dat irste gut dat deme herren ledich wert, it si ledich oder verlegen.

§ 6

Jegelik umbewiset gut dat deme manne gelegen wert, sal he behalden mit getüge na dem it ime gelegen wert, dar he der gewere an darvet.

§ 7

It gut dat irst ledich wert, des sal sik die man underwinden, al si is mer oder min dan ime gelegen si, wante he siner lenunge die vülle hebbe.

§ 8

Of en man versmat dat len dat dem herren ledich wert, unde he't ime nicht tu ne tüit binnen jar unde dage, von deme si die herre ledich vortmer, he ne du sine unscult dar tu, dat he's nicht ne wiste dat it sime herren ledich were.

§ 9

Zeugniss der Gesammthänder

In ener sake von eneme lene ne mogen sie tvene nicht getüch sin, die wile sie an'me lene nicht bedelt ne sin.

 

 

Artikel 8

§ 1

Der Gesammthänder Recht gegen einander

Of se tvene mit eneme lene belent des gudes wat lien enen manne, ir neweder ne mach ane den anderen an deme gude sinen manne nicht verdelen, noch uplaten sime herren, also als it dem anderen scade, die wile sie an'me gude unbedelt sin.

§ 2

Ihre Pflicht gegen den Herrn

Die herre mut wol sinen mannen mit ordelen gebeden die en gut von ime hebbet, dat sie sik binnen ses weken besceiden, dat he wete up wene he sines dienstes se, unde ne dut sie des nicht, sie werdet weddehaft dar umme, unde man verdelt in ere gut, of in ir herre mit lenrechte volget.

 

 

Artikel 9

§ 1

Rechtliche Stellung des nicht beliehenen Mannes

Svie enes herren man is, vorspreke mut he wol sin unde ordel vinden binnen lenrechte, al ne hebbe he nen gut von'me herren. Ordel siner manne ne mut he aver nicht scelden, he ne sette bürgen enen belenden man des herren, dat he mit rechte vullenkome, oder dat ordel late mit rechte.

§ 2

Vom ungehörigen Urtheilschelten

Svelk man dries ordel schilt, unde im dar weder vunden wert dat he't nicht also besculden ne hebbe als it ime helpende si, nen ordel ne mut he mer scelden, he ne hebbe gebeteret, dat he an den dren ordelen missedan hevet.

 

 

Artikel 10

§ 1

Leihen des Gedinges

Ittelike lüde seget, dat man nen gedinge lien ne müte ane jenes bede die it gut in geweren hevet; des n'is nicht, wende die man sal tügen sine lenunge of he's bedarf, unde niemannes bede.

§ 2

Kraft des ungenannten und genannten Gedinges

Is ok en man belent von sineme herren mit eneme punde oder mit tven svar't ime irst ledich wirt, lenrecht hevet he dar an; noch mer rechtes hevet disse dar an, dem it gelegen unde benümt wert.

§ 3

Einweisung in das Lehn

Svenne en herre sinem manne gut bewisen let dat he ime liet, tohant hevet die man die gewere an deme gude, die des herren was er he't ime gelege.

§ 4 und 5: Unterwindung ohne Einweisung

§ 4

Svan aver die herre weigeret to bewisene sogedan gut als he ime gelegen hevet, de man underwinde sik sogedanes gudes als ime de herre gelegen hevet, svar't sime herren ledich si, sunder bewisunge.

§ 5

Hevet aver die herre en dorp oder ene stat besceiden, dar he ime sin gut inne gelegen hevet, de man ne mut nicht in ene andere stat varen. Behalt he dat gut, des he sik sus underwint ane bewisunge, jar unde dach ane rechte wedersprake sines herren, die herre ne mach it ime nicht wandelen.

 

 

Artikel 11

 

§ 1 und 2: Erbrecht und Folge am Lehn ohne Besitz oder Einweisung

§ 1

Svelk gut en man an sinen geweren nicht ne hevet unde ime nicht bewiset n'is, deme ne mach he nicht volgen an enen anderen herren, noch erven an sinen sonen. Svelk gut man aver nimt mit gewalt deme manne, unde he dat irvolget mit rechter klage, dat gut erft he an sinen sone unde volget ime selven an enen anderen herren, al darve he der gewere, of he der rechten klage getüch hevet.

§ 2

Of die herre sinen manne liet en gantz dorp oder wingarden oder tegeden oder gerichte oder süsgedanes dinges icht, oder allet dat he ledich hevet an ener stat, deme lene volget die man unde erft it, al darve he der bewisunge.

§ 3

Erbrecht und Folge am Rentenlehn

In molne unde in münte unde in tolne unde in wingarden unde in tegeden oder in süsgedanen dingen, of en man belent wert, deme lene volget die man unde erft it, al hebbe die herre des lenes stat in siner gewalt to bestadene.

§ 4 und 5: Gewährleistung des Herrn

§ 4

Svat aver den mannen an irme lene gebrict, die wile it die herre hevet an siner gewalt des lenes stat, unde die bestade, die wile sal de herre den mannen irvüllen iren scaden.

§ 5

Liet aver die herre dar ut mer denne he dar inne hebbe, die de erren lenunge dar inne hebbet, die solen ire gut an der selven stat hebben, unde die na belent werden und'is dar inne nicht hebben ne mogen, die solen den herren umme irstadunge manen.

 

 

Artikel 12

 

§ 1 und 2: Erfordernisse zum Handeln des Mannes vor Gericht</p>

§ 1

Die man ne hebbe von sime herren ene halve hove oder en gut dat vif schillinge gelde bewisedes gudes, so ne mach he niemannes getüch sin binnen lenrechte.

§ 2

Des verbannenen mannes oder des verachten mannes oder vervesten mannes tüch mach men wol verlecgen binnen deme gerichte, dar he gebannen is oder in achte gedan is oder vervest is. Vorspreken ne mogen sie nicht wesen. Klagen sie uppe jemanne, he ne darf nicht in antwerden, of he den ban oder die vestinge oder die achte getügen mach. Doch muten sie antwerden hir in binnen alle den die uppe sie klagen.

 

 

Artikel 13

 

§ 1-4: Beweisregeln, wenn Herr und Mann über das Gut streiten

§ 1

Of die herre sinem manne besact gudes, dat die man an sinen geweren hevet ses weken unde en jar na deme dat he it untving, ane des herren rechte wedersprake, of die man die rechten geweren dar an getügen mach mit seven mannen, des lenes gewere sterct he al ene uppe'n hilgen, unde behalt dat gut ane getüch, of man mit rechter klage die gewere ime nicht breken ne mach. Svar man mit seven mannen getügen sal, dar mut man wol enen unde tvintich man umme den tüch vragen. Doch ne mach neman in borchlene recht len behalden sunder tüch, al hevet he dat gut in geweren.

§ 2

Let aver en herre enen man sitten mit sime gude jar unde dach ane rechte wedersprake als he durch recht sal, die wile he sines gudes sinnen sal oder it uttien sal, mit den geweren ne mach he sime herren an deme gude nicht vernen, of he sik verjaret unde of he's san an enen anderen herren tüt, die herre ne behalde't also recht is.

§ 3

Svar man jarlikes jenegen tins ave gift, dar ne mach die man an deme gude nen len behalden. Sprict die man aver len dar an, unde büt die herre mit getüge sin tinsgut dar an to behaldene, dem manne ne hilpet die gewere nicht, he ne mute sin len mit getüge behalden jeden sinen herren; dat mut die man bilker dun of he's vulkomen mach, denne die herre mute tinsgut an des mannes lene behalden.

§ 4

Ene word oder enen morgen oder enen man mut die man wol behalden uppe'n hilgen jegen sinen herren under al sime gude, of he san an enen anderen herren volget, of he't in rechten geweren hevet.

 

 

Artikel 14

§ 1

Lehnsgewere

En gut mach maniges herren sin, also dat it en von deme anderen hebbe; doch mut enes die gewere sin. Svie so it in nut unde in gelde hevet unde den tins dar ut nimt, it si wif oder man, die hevet die gewere dar an, unde deme sal man dar af antwerden, of dar jeman uppe misse dut. Doch ne het dat nen recht gewere dat die man mit gewalt besitt, of man die gewalt irvolget mit rechter klage unde dat getügen mach.

§ 2

Strafe des Ziehens an den unrechten Herrn

Seget en man ime gut to von eme anderen herren in sines herren jegenwarde von deme he't hevet, unde hevet is die herre getüch siner manne, an deme gude ne hevet die man nen recht mer, jene herre ne behalde't, von deme he't ime to seget.

§ 3

Stellung des Mannes zum Oberherrn

Dar umme ne sal neiman sines lenes geweren benümen vor dem oversten herren, die wile he's mit lenrechte weigeren mach; wende die man n'is nicht pflichtich umme sines herren gut dem oversten herren to antwerdene, dat he in sinen geweren hevet, al si he ok wol sin man. Mach aver die overste herre getügen, dat sin man ime dat gut upgelaten hebbe oder ime mit rechte verdelt si, jene die de gewere dar an hevet mut dat gut vorstan, unde ime volgen an den overen herren.

§ 4

Wenn der Herr den Oberherrn nicht anerkennt

Svenne en man sineme herren gut besact unde it ime untseget vor sinen mannen dat he von ime hevet, dat gut sal deme herren ledich sin. Hevet he't aver vort verlegen, unde underwint sik des gudes die overste herre, die man die it gut in geweren hevet die sal sinen herren mit ordelen manen, dat he sin gut vorsta unde des oversten herren ansprake aflecge mit rechte; dat sal he dun durch recht binnen ses weken. Weigeret die herre des to dunde weder rechte, die man volge an den oversten herren sime gude, unde ne verliese dar mede nicht of it sin herre dar na behalde.

 

 

Artikel 15

 

§ 1-3: Verfahren des Mannes, dem der Herr das Recht weigert

§ 1

Of en herre sines mannes gut besact vor den oversten herren, oder it nicht benümet svenne he't untveit unde he't durch recht benömen sal, de man volge sime lene an den oversten herren binnen sinen rechten degedingen. Die herre mach sik verspreken unde versvigen an sime rechte unde nicht sine man, of sine man dat gut vorstat na rechte.

§ 2

Svenne die man an den oversten herren volget sime gude, unde der lenunge oder der wisunge an ine geret, he is plichtich deme herren dat gut to benömene unde den herren von deme he't gehat hebbe, er man ene belene oder wise.

§ 3

Wel ine ok die herre nicht wisen, jene sal die wisunge behalden mit getüge jegen den herren mit siner manne rechte, dat he an ine also gevolget hebbe, also he ine durch recht wisen sole. Getüget he dit jegen den oversten herren, so ne bedarf he nenes getüges jegen den Herren dar man ine wiset.

 

 

Artikel 16

 

Wie wirkt Auflassung und Wiederempfang des Lehns durch den Herrn auf die Muthungspflicht des Mannes

Nieman ne darf anderwerve untvan gut dat ime sin herre gelegen hevet, of he't uplet oder verkoft unde it aver weder untveit, he ne darve der gewere dar an ses weken unde en jar.

 

 

Artikel 17

 

Schweigen des Mannes, wenn der Herr das Gut anderweitig leiht

Svelkes mannes gut die herre enwech liet in sin antwerde des dat gut dar is, ane des mannes rechte wedersprake, nen recht ne mach he mer an deme gude bereden, des len it er was.

 

 

Artikel 18

 

Widerklage des Mannes

Of en herre sinen manne to lenrechte degedinget, binnen deme degedinge n'is he nicht plichtich deme manne to antwerdene, of he ine ichtes scüldeget, die wile sin sake ungelent is. Wert aver des Herren lenrecht geverst mit ordelen, unde irstirft dem manne en gut an, it si gedinge oder len, des he an den herren sint oder büt to behaldene mit rechte, die herre sal ime lenrecht dun mit rechte binnen sinen degedingen, al si des herren scüldegunge unverendet. Die herre mocht anderes an siner scüldegunge togen den man, bit dat he sik verjarede an siner sinnunge.

 

 

Artikel 19

§ 1

Gewedde des Vorsprechen

Of en man an sines vorspreken wort nicht ne jet, unde of die herre den vorspreken dar umme scüldeget, he mut dar umme gewedden, he ne du sin recht dar vore unde svere dat, dat he anderes nicht gesproken ne hebbe, wen als in jene bede deme he to vorspreken gegeven si.

§ 2

Was mag der Mann eidlich ableugnen

Die man mach aller scüldegunge mit siner unscult untgan, die nieman getügen ne mach dat se vor gerichte geschin si.

 

 

Artikel 20

§ 1 und 3: Verlust des Gedinges durch Geburt eines Lehnserben

§ 1

Svenne die sone na des vader dode levet also lange dat man sine stimne gehoren mach in vier wenden des huses, so is he beerft mit sines vader lene, unde hevet it gevernet alle den die it gedinge dar an hadden. Die sone die stirft er deme vadere die n'is nen lenerve, wende he mit neneme lene beerft n'is; dar umme ne brict he niemanne sin gedinge an des vader lene.

§ 2

Verlust des Gedinges durch Verlust des Lehns

Svelkeme manne man sin gut verdelt oder he't uplet, was ime jenich dingede gelegen, des sal he darven mit sament deme gude.

§ 3

Svar die sone dem vadere nicht evenbordich n'is, unde die man weigeren mogen ire gut von ime to untvande, al levet die sone na des vader dode, he ne vernet niemanne nen gedinge an verlegeneme gude sines vader.

§ 4

Wenn der Herr dem Manne ohne Recht entsagt

Of die herre to unrechte sinen manne untseget, unde die man deme herren nicht, neweder gedinge noch len ne verlüset die man dar mede, unde behalt it gut ane dienst to sime live, mit deme he nicht vorbat volgen ne mach.

§ 5

Leihen von Bischofsgut und Fahnlehen

Bischope gut unde vanlen sal die koning ganz lien unde nicht tveien. Svie ok von eneme vorsten lelent is die vanlen hevet, he ne darf dat len von niemanne untvan die vanlenes darvet, al sie he en geboren vorste.

 

 

Artikel 21

§ 1

Recht des ebenbürtigen Sohnes

Die sone behalt des vader schilt to lenrechte die im evenbordich is, die wile he sik mit manscap nicht ne nederet.

§ 2

Erhöhung des Schildes

Of die sone in des vader stat nicht man werden ne wel, dar mede n'is sin schilt nicht gehoget. It ne hoget nicht des mannes schilt denne vanlen, of ime dat gelegen wert.

§ 3

Nur der Sohn ist Lehnserbe

It ne erft nieman nen len wen die vader uppe den son.

 

 

Artikel 22

 

§ 1 und 2: Form der Lehnserneuerung

§ 1

Na des vader dode binnen jar unde dage kome die sone to sime herren, unde biede ime sine manscap mit gesammeden henden, unde ga ime also na of die herre sta, dat he in gereken moge. Sittet aver die herre, so sal he vor in knien. Summe lüde seeget, dat he die hende sole wegen deme herren to, des n'is nicht; wende alse die man geit to'me herren dar he stat, oder kniet vor in dar he sitt, so weget sik al sin lif unde muten ok die hende wagen .

§ 2

Sus sal die man spreken also he sines gudes sint mit gevaldenen henden: herre ik sinne an jük sogedanes gudes, als ik mit rechte an jük gebracht hebbe, unde biede jük mine manscap dar umme enewerve anderwerve driddewerve, unde sette des juwe man to getüge.

§ 3

Der Herr will den Eid nicht empfangen

Of die herre weigeret mit unrechte dat he ine to manne untva, die man sal behalden dat gut dar he sine manscap umme geboden hevet, unde besitte ane dienst, unde ne darf nimmer des gudes mer gesinnen, die wile he's levende orkünde hevet, unde erft dat gut an sine kindere, unde mach dar mede belenen sine man; wende he hevet mit rechte behalden dat gut, dar ime rechtes af geweigeret was. Die man ne darf nicht anderwerve bieden sine manscap, it ne si dat ime sin getüch sterve.

§ 4

Wann ist die Klage um das Lehn zu erneuern

Svar aver dem manne sin gut mit gewalt genomen wert, die sal sine klage jarlikes vernien, durch dat he der gewere darvet.

§ 5

Der Mann will das Gut nicht empfangen

Büt aver die herre dem manne sin gut, he sal't altohant untvan, oder he vorsumt sik dar an; wende die herre brict ime sine jartale mit deme biedene, also sie die man lenget mit deme sinnene.

 

 

Artikel 23

 

§ 1-3: Wem, wann und wo weigert der Herr die Annahme des Eides und die Belehnung

§ 1

Die herre ne sal niemannes manscap verspreken, ane des die des herscildes darvet, oder des die in des rikes achte si, oder des die in deme selven gerichte vervest is, oder of in die selve herre beklaget hevet vor des landes richtere umme rof oder umme andere ungerichte, unde im mit ordelen gedegedinget is, binnen den degedingen ne darf die herre in to manne nicht untvan.

§ 2

Sven aver die herre to manne untvat, he ne mach ime nicht weigeren gut to liene, dat he mit rechte an in gebracht hevet, unde sine manscap umme geboden hevet.

§ 3

Die herre sal sinen manne to aller tiet unde in allen steden gut lien, dar man's ine to rechte an geret, wan al ene in kerken unde in kerkhoven.

 

 

Artikel 24

§ 1

Gehinderte Annahme des Lehnseides

Sven aver die herre ordeles vraget sine man, of jene ime sine manscap geboden hebbe alse he ine to manne mit rechte sole untvan, weigeret ime dan sine man ordel to vindene ane des herren scult, unde mogen sie denne mit rechte des vulkomen, die herre is ane scult jegen den man, unde die man ne irwirft mit dem sinnene nicht, mer of in die herre dar umme scüldeget dar na dat he sik jegen in verjaret hebbe, dat he sin unscult dar vore deste warliker dun moge.

§ 2

Benennung des zu leihenden Gutes

Svenne die herre dem manne gut liet dat he mit rechte an in gebracht hevet, dat is he ime plichtich tohant to benümene, al dat he's weit; des aver he nicht ne weit, dat sal he ime benümen over vierteinnacht; dar sal ime die herre degedingen vor sine man mit ordelen; svat he dar nicht benomet, dar ne hevet he nicht mer rechtes an.

§ 3-7: Wie behauptet der Mann das Gut gegen den nicht bekennenden Herrn

§ 3

Unde dat selve dat he ime benümet, of is ime die herre nicht bekant, dat sal he mit getüge behalden altohant of he mach, unde of he ne mach, so hebbe he's vrist vierteinnacht. Sinen tüch sal he aver tohant benümen des herren manne alse vele als he wel; der sal im die herre sevene bringen der die man geret, unde nicht der die herre wel.

§ 4

Svelk dirre sevene dar to jegenwerde si, den ne darf die herre nicht bringen to dage, of he ine tohant vraget um den tüch. Svelk ir to'me dage nicht ne kumt die de herre bringen sal, mit deme hevet die man sinen tüch vulbracht jegen sinen herren. Jegen sinen husgenot ne mach he süs mit getüge nicht vulkomen.

§ 5

Benimt it im aver echtnot dat he nicht ne kumt die tüch wesen sal, unde wert die bescheneget also recht is, dar ne verluset die herre nicht mede. Ladet aver die herre den benümden tüch also recht is den he bringen sal, unde ne kumt he nicht, die herre sal ime degedingen vor to rechte, unde verdele ime to lest sin gut dat he von ime hevet, so blift is die herre ane scult unde ane scaden, of die man nicht ne kumt den he mit lenrechte nicht vorbat gedvingen ne mach. Die man mach sik ok danne irhalen mit enen anderen tüge.

§ 6

Of die man enes herren man to getüge nümt, des die herre nicht bekant dat he gut von ime hebbe, unde dat uppe'n hilgen geweret, den ne darf die herre nicht vragen umme nenen getüch, noch to dage bringen. Svert dat die herre, dar die man to jegenwarde is die tüch wesen sal ane sine rechten wedersprake, svat gudes he von'me herren hadde, dat is deme herren ledich. Wel ok die herre tüch leden up sinen man, unde ne trüwet des die man nicht dat jene also belent si von'me herren als he tüch wesen moge, dat mut die tüch behalden uppe'n hilgen, unde mut benümen dat gut dar he tüch af wesen wille.

§ 7

To dem utgelegeden dage dar sal die man kiesen sevene, die man vrage umme sinen tüch, under alle den die de herre bringen sal, unde ok he selve. Vulkumt die man mit tven under den allen, he behalt; ne dut he's nicht, he verlüst. He verlüst ok of he to'me lenrechte nicht ne kumt. Die man behalt ok dat gut sunder getüch, of die herre to'me lenrechte nicht ne kumt. Doch mach ir jewederem echt not untscüldegen: vangnisse süke unde des rikes dienst, unde des landes not of it en ander land anvechtet, unde he dar to geladen wert mit geruchte.

§ 8 und 9: Wie entschuldigt man das Nichterscheinen im Gerichte

§ 8

Svene echt not irret dat he to'me lenrechte nicht komen ne mach, die sal dar senden sinen boden die sine not bescenege uppe'n hilgen. Of die herre nicht ne trüwet dat jene des mannes rechte bode si, unde von ime dar gesant si, dat mut die bode geweren uppe'n hilgen; die bode si egen oder vri, man mach ine nicht verlecgen. Doch stat dat an des herren kore, weder he des boden recht neme altohant, oder des mannes to dage, dem it echt not benimt dat he nicht komen ne mach.

§ 9

Of vangnisse den man irret dat he nicht komen ne mach to dage, noch boden senden ne mach, den nesten dach die ime geleget wert mit ordelen von der tiet dat he ledich wert von der vengnisse, den sal he süken, als he jenen solde den ime echt not benam.

 

 

Artikel 25

 

§ 1 und 2: Lehnserneuerung durch den Oberherrn

§ 1

Also hir vore geseget is, also sal die man volgen sime gude an den overen herren manscap to biedene, of sin herre stirft oder of he sin gut uplet oder it ime verdelt wert; so sal he bidden den overen herren, dat he ime dat gut lie, oder in wise, dat he't mit also groten eren hebben moge als he't hadde von sime erren herren; wen dat n'is nicht recht dat man jemande nedere mit sime gude.

§ 2

Svene die herre binnen jar unde dage niergen ne wiset mit sines selves munde, sint he der wisunge an in hevet gegeret, den ne mut he sint niergen wisen, unde sal ime dat gut selve lien.

§ 3-5: Wie ist sie bey Afterlehnen binnen Jahr und Tag zu suchen

§ 3

Sven die herre stirft die sone hevet, die man ne sal sines gudes nicht sinnen an den overen herren binnen sines jungherren jartale. Of dat kint sine jartale versumt, die man hevet sine jartale dar na to volgene sime gude. Also manich schilt als is von'me koninge nederwart, also manich jartale is to volgene sime gude, manlikeme binnen ses weken unde eneme jare.

§ 4

Jegelikes mannes jartale begint in der tiet, alse sin herre belent wert mit deme gude dat he von ime hebben sal; wand'it ne mach nen herre gut lien, er't ime selven gelegen werde, is ne hebbe ime die herre mit unrechte geweigeret to liene. Is ok sin herre buten lande oder gevangen, dat he sines gudes nicht sinnen ne mach, he dut dar lenrecht mede, unde underwint sik des gudes to siner nut, als of it ime gelegen si, deste he to sinen jaren komen si. Liet aver he't, er he't untva, he sal't in stede halden.

§ 5

Svelk herre en gut enes untveit, of sin herre stirft, oder of he uplet sogedan gut als he von ime hevet, jewelk man die von'me nederen herren gut hebben sal mach sik jegen in verjaren, al ne hebbe's die herre nicht untvangen anderwerve, die wile he sik nicht verjaret hevet; wende he ne mach die wile sineme herren nicht vernen an sime gude mit der lenunge die he dut an der, dar he mit rechte to gedungen wert.

 

 

Artikel 26

 

§ 1-6 und 11: Lehnsverhältniss des Kindes vor seinen Jahren und seinen Tagen

§ 1

Kindere jartale is drittein jar unde ses weken von ir bort. Doch bedorven sie's dar na, of sie jeman bedegedingen wel um ir len, die wile sie to iren dagen nicht gekomen sin, dat is to eneme jare unde tvintich, so muten sie wol vormünden nemen enen irs herren man die sie vorsta to lenrechte; deme solen sie die were loven mit vingere unde mit tungen, to behaldene unde to verliesene. Des kindes jar ne sal man nicht rekenen von der tiet dat it die muder untveing, mer von der teit dat it die muder gewan unde it levendich in die werlt quam.

§ 2

Sve so it kint len ansprikt binnen sinen jaren des man ime nicht ne bekant, dat mut die herre besceiden in des kindes stat mit des kindes mannen, oder des kindes vormünden, of deme kinde oder ime selven dat anevelle gelegen is. Die herre is immer des kindes vormünde an deme gude dat it kint von ime hevet, die wile he it anevelle unverlegen hevet, unde sal dat gelt des gudes nemen, wente it kint to sinen jaren kome. Binnen sinen jaren ne mach dat kint to lenrechte sik nicht versumen.

§ 3

Of die herre ok nicht getrüwen ne wel dat dat kint to sinen jaren komen si, dat mut geweren dat kint uppe'n hilgen, oder sin rechte vormünde oder en des herren man, unde sint ne mut die herre ut des kindes gude nen gelt nemen.

§ 4

Nieman ne mach des anderen getüch sin to lenrechte die selve binnen sinen jaren is.

§ 5

Svo jung dat kint is na sines vader dode, of it sin vormünde to'me herren bringt, unde sines lenes na rechte an den herren sint, die herre sal ime sin gut lien. Man sal aver dem herren bürgen setten, of der kindere mer is den ein, dat sie den herren um dat len unbededinget laten.

§ 6

Svenne dat kint binnen sinen jaren belent wert, dar gat tohant an der manne jartale ire gut to untvande von'me kinde. Sie solen aver dar von dienen deme oversten herren, svenne in dat dienst geboden wert alse recht is von'me kinde, oder von des kindes vormünden of die herre dat anevelle unverlegen hevet.

§ 7 und 8: Lehnsverhältniss des Kindes, insbesondere vom Angefälle

§ 7

An anevelle n'is nen lenrecht noch nen volge an dat len. Doch mut man an gerichte wol anevelle lien, dar n'is aver nen volge an; man ne erst it ok nicht an den sone. It nimt ok ende, svenne dat belende kint stirft oder to sinen jaren kumt.

§ 8

Die wile it kint von gnaden oder von rechte dat anevelle nicht ne hevet, die wile n'is it nicht plichtich dat gut deme herren to benümene dat ime die herre gelegen hevet.

§ 9 und 10: Wiederherstellung des Kindes in der vorigen Stand

§ 9

Nieman ne mach ene rechte gewere gewinnen mit lenunge oder mit sattunge noch mit uplatene an enes kindes gude, dat up it kint irstorven is to lantrechte oder to lenrechte binnen sinen jaren, dar he ime sine rechten unde sine erren geweren mede breken moge die up it kint geerft is, noch die uppe den it geerft wert mit unrechte binnen des kindes jaren.

§ 10

Let man aver en verlegen gut eneme kinde up, also besceidenlike dat he't eneme anderen lie, liet he't danne, unde halt he't stede svenne he to sinen jaren kumt, so is die lenunge recht. Brict aver dat kint die lenunge mit rechte sven it to sinen jaren kumt, so sal it behalden de't gelaten hevet, wende he't also bescedenlike lit dat man't jeneme lege unde anderes nicht; durch dat, svenne die lenunge mit rechte gebroken wert die man do dede, so n'is dat laten ok nicht dat jene do dede, wende he't anderes nicht ne let, men also besceidenlike dat he't jeneme lege.

§ 11

Weigeret dat kint lenrechtes to dunde sinen mannen, so it irst to sinen jaren kumt; so solen sie's anderwerve sinnen, oder sie verjaren sik jegen dat kint.

 

 

Artikel 27

§ 1

Tod des Mannes

Stirft en man die sone hevet binnen der jartale dat he sin gut untvan sal, dar mede n'is deme sone dat gut nicht gervernet, al ne hebbe't sin vader nicht untvangen, die wile he sik ok nicht verjaret ne hebbe.

§ 2

Tod des Herrn binnen der Frist zur Lehnserneuerung

Strift ok enes herren sone binnen der jartale dat die man ir gut von ime untvan solen, sie volgen irme gude svar't heben vert, unde ne verlieset darmede nicht.

 

 

Artikel 28

 

§ 1 und 2: Kann der Herr sein Recht theilweise veräussern?

§ 1

Die herre ne mut ok des mannes gut nicht tveien mit latene, is ne si dat he't von mer herren hebbe denne von enenie. Let he't aver weder recht, so sal die minre deil deme merren volgen.

§ 2

Of die herre sines mannes gut den minneren deil let dat he von eneme herren hevet, dat ne darf die man von neneme manne untvan denne von deme overen herren.

 

 

Artikel 29

§ 1

Empfang des Gutes, wenn der Herr oder der Mann mehrere Söhne hinterlässtp

Die man ne dorven ok nicht denne von eneme irs herren sone ire gut untvan, al sie't in allen gelegen; dat mut aver die overe herre besceiden an welk irn he sie wise, of sik die belenden herren dar umme nicht ne verenet.

§ 2-5: Verleihung des Gutes, wenn der Herr oder der Mann mehrere Söhne hinterlässt

§ 2

Die herre n'is ok nicht plichtich mer kinderen to liene den eneme irs vader gut, svenne die vader stirft. Binnen der kindere jartale stat dat an irme kore, dat die herre belene svelken so sie willet. Kumt it aver ut der jartale, so stat is an des herren kore, welk irn he belenen wille under den die is mit rechte an in gesunnen hebbet.

§ 3

Liet die herre eneme kinde gut na sineme willen unde nicht na rechte, it ne scadet den anderen nicht ire gut to untvande.

§ 4

Svelk der kindere sine jartale versumt, von deme is die herre ledich, he ne neme's sik af uppe'n hilgen.

§ 5

Sint enes mannes sone die to sinen jaren komen is gudes an sinen herren, unde hevet he brüdere die noch binnen iren jaren sin, he mut deme herren loven dat sine brüdere des gudes vertien, er he't ime lie, unde den herren unbededinget laten dar umme, svenne sie to iren jaren komen. Breket dit die kindere, unde vorderet sie den herren dat gut an to lenrechte, die herre sal beide in unde jeneme vor degedingen die ir ansprake verlovet hevet, unde verdelen ime sin gut, of jene die ansprake nicht neder ne leget.

 

 

Artikel 30

§ 1

Veräusserung des Lehns ohne Übergabe

Svie sime herren oder sime kinde oder jemanne die is wardende is sin len vernen wel, of he't liet oder let, nicht ne mach it jeneme scaden, of he't weder nimt unde it in geweren behalt went in sin sukebedde dar he binnen stirft.

§ 2

Vom gebrechlichen Lehnsmanne

Man ne mach ok niemanne sin len nemen dar mede of he blint is, oder of he jeneges ledes darvet, noch umme nenerhande süke.

 

 

Artikel 31

§ 1

Leibgedinge am Lehn, welches der Mann seiner Frau bestellt

Dinget en man sime wive gut mit siner sone gelove die to iren jaren komen sin, dat ne kan weder die herre noch die kindere breken, of sie's getüch hevet. Lovet it die kindere binnen iren jaren, dat mogen sie breken unde nicht die herre.

§ 2

Leibzuchtslehn, welches ihr der Herr bestellt

Liet aver en herre ener vrowen gut, nicht na gedinges rechte mer mit den benömeden worden to irme live, dat len dat sal he ir stede halden to irme live, al winne sie ok wol sone dar na, deste ir man mit deme gude in rechten geweren besterve.

 

 

Artikel 32

§ 1

Theilung unter Gesammthändern

Man mach vele brüderen en gut lien, of sie't mit samender hant untvat unde gelike were dar an hebbet. Willet aver sie sik sceiden mit deme gude ' sie delet it under sik ane des herren orlof, svo sie willet. Sven aver sie sik delet, ir nen hevet recht an des anderen gude of die andere stirft, ime ne si anderwerve dat gedinge dar an gelegen.

§ 2-4: Stellung der Gesammthändern bei ungetheiltem Gute

§ 2

Die wile ok sie't gut to samene hebbet, stirft ir en, sin kint trit in des vader stat, unde behalt sin gut gemene mit den vedderen als it sin vader hadde.

§ 3

Die wile sie en gut to samene hebbet die to samene belent sin, ir nen ne mach ane den anderen nenen deil dar af lien noch laten, dat he't den anderen mede verne; wende des die man nenen deil untvangen ne hevet, des ne mach he nenen deil lien noch laten. Svat aver he dar af liet oder let, dat ne mach he selve nicht breken, it ne breke der en die't gut mit eme gemene hevet.

§ 4

Of mer lüde den en mit eme gude belent sin, unde sint sie unbesceiden dar an, ir nen mach volgen an enen anderen herren of ir herre stirft, wanne en enich man.

 

 

Artikel 33

 

§ 1-3: Gewährspflicht des Herrn

§ 1

Svat so en herre von mutwillen liet sime manne, des he ine nicht geweren ne mach, dat sal he irstaden; deste sik die man binnen siner jartiet nicht ne versume, he ne underwinde sik des gudes dat ime gelegen is, unde of it ime jeman nimt dat he's denne binnen siner rechten tiet mit rechter klage irvolge; of he's nicht ne dut, so ne irstadet ime die herre des gudes nicht.

§ 2

Svenne aver die herre mit lenrechte gedungen wert dat he gut lien mut, wert ime dat mit rechte gebroken dat he sines mannes gewere an dem gude nicht wesen ne mach, des ne darf he sineme manne nicht wederstaden.

§ 3

Seget aver die herre he wille's den manne geweren, unde het it ine angripen, unde ne mach is ine die herre nicht geweren, he sal't ime irstaden, die man ne hebbe sik selve versümet, so dat ime die gewere geloset si ane sine rechten wedersprake binnen siner rechten jartale.

 

 

Artikel 34

 

Dienstpflicht belehnter Frauenzimmer

Belent wif unde maget ne sint nicht plichtich des rikes hervart to dienene, mer herstüre solen sie geven na satteme rechte. Vare solen sie ledich sin binnen lenrechte, dur dat sie des herscildes nicht ne hebbet.

 

 

Artikel 35

 

§ 1 und 2: Recht der sammt dem Vater beliehenen Kinder

§ 1

Of die herre liet kinderen ires vader gut bi ires vader live, unde die vader alene dat gut in geweren hevet bit an sinen dot, na des vader dode komen die kindere to'me herren, unde bidden dat he in bekenne sogedanes gudes alse he in gelegen hebbe. Disses solen sie geren binnen irer jartale. Ne bekant in die herre des gudes nicht, so bieden sie't mit getüge to behaldene. Den getüch mach doch die herre verlecgen so sie der gewere darvet, sie ne mogen die lenunge getügen na gedingetes rechte. So is den kinderen gut, dat sie volgen irs vader gude manscap to biedene irme herren, wende sie ane gewere nen len daran bereden ne mogen, is ne wille in die herre bekennen.

§ 2

Svar aver die vader unde die kindere ene gemene unde ene gelike gewere hebbet an enem gude, die kindere behaldet des vader gut na des vader dode, of sie die lenunge getüget dar an jegen iren herren binnen irer jartale.

 

 

Artikel 36

 

Auflassung des Gutes zur weiteren Verleihung

Let ne man sime herren gut up also bescedenlike dat he't eneme anderen lie, wel't de herre selve behalden unde ne liet he's jeneme nicht, he ne hevet dar nen recht to, wende't n'is ime nicht upgelaten wen also dat hie't jeneme lien sal.

 

 

Artikel 37

§ 1

Erblehn

Let die vader sime sone gut up vor sime herren, ervelen ne hevet die sone dar an nicht, al was it sines vader, wende't up ine nicht geerft n'is. Svie sin ervelen uplet unde it anderwerve untveit, ervelenes ne hevet he dar nicht an.

§ 2

Ungebührliche Ansprache nimmt jedes Recht am Angesprochenen

Svelk man ok ine ander recht to seget an eneme gude den he dar an hebbe, he ne volkome des rechtes des he ime dar an seget, he hevet al sin recht an deme gude verloren.

§ 3

Vortheil der rechten Gewere im Beweis

Svie so die rechten geweren an eneme gude hevet, die sal't mit mereme rechte behalden denne jene die der rechten gewere darvet.

 

 

Artikel 38

 

§ 1 und 2: Schadet des Oberherrn Verleihung dem Unterherrn?

§ 1

Svie so dem overen herren uplet sogedan gut alse he von'me nederen herren hevet, untveit hie't selve weder to lene oder en ander, unde besit he dar mede jar unde dach ane rechte wedersprake, unde ne weit is jene nicht an deme dat gut dar gedript, nicht ne mach he dar bi verliesen, of he sinen eid dar to dut binnen siner jartale, dat he's nicht ne wiste dat sin man dat gut gelaten hadde, unde of he't mit klage begript als it ime erst to wetene wert. Svelk ir denne jegen den overen herren sine erren lenes geweren getügen mach selve sevede siner manne, die he gehat hebbe von deme overen herren, die behalt dat gut.

§ 2

Mach aver die man getügen dat deme herren sin gut mit rechte verdelt si oder he't upgelaten hebbe, so si des herren tüch verleget. Al hevet die man it gut in sinen geweren mit der nut, dar umme n'is sime herren die lenes gewere deste vernere nicht.

§ 3

Beweis der Gewere

Lenes gewere ne mach nieman getüch sin ane die von'me herren belent is. Gemener gewere si getüch jewelk unbesculden man an sime rechte.

§ 4

Kein Verlust der Gewere ohne rechtliches Verfahren

Man ne sal niemanne von sinen geweren wisen, sie ne si ime afgewunnen mit rechte.

 

 

Artikel 39

 

§ 1 und 2: Verlust des Gutes durch Aburtheilung der Auflassung

§ 1

Sveme sin gut mit lenrechte verdelt wert oder he't up let, die sal der gewere darven. Doch mach die man sime herren besaken binnen der jartale, dat he ime jenich gut gelaten hebbe, darn he sin unscult dar to dun. Of die herre aver dat gut enem anderen liet, in jenes antwerde de't dar gelaten hevet ane sine rechten wedersprake, so ne mach he nene unscult dar vore dun jene de't dar gelaten hevet.

§ 2

Dvingt die herre sinen man untrüweliken dar to dat he ime late sin gut, des blive die man sunder scaden, of he den herren beclaget umme die gewalt binnen siner rechten jartale, unde ine mit rechte dar verwint. An willen noch an worden n'is nen gedvang, dar ne volge die dat na.

§ 3

Übergang der Gewere

Of en man enem anderen gut uplet vor sime herren, tohant so hevet he die gewere an'me gude, die des erren mannes was die't lit.

§ 4

Beweisrecht gegen den Mann

En man mach sinen husgenot maniger sake vertügen denne die herre sinen man moge.

 

 

Artikel 40

§ 1

Beweis des Besitzes durch die Ungesessenen

Of sie tvene en gut anspreket gelike, unde geliken tüch dar to biedet die gewere to behaldene, unde it ir neweder von dem anderen ne hevet, man sal in beiden besceiden in dat dorp dar dat gut leget die gewere to behaldene, unde sal vragen die gebure unde die rechten umbesetenen umme die gewere. Svelk ir die merren menie hevet an'me tüge, die behalt die gewere mit rechte. Dissen getüch sal die herre horen, oder tvene sine man dar senden, die sik mogen verplegen bi sinen hulden, welk ir die gewere behalden hebbe.

§ 2

Beweis des Besitzes durch Eid oder Wasserurtheil

Svelke were man nicht besceiden ne mach durch die tveunge der umbesetenen oder durch ir unwitscap, so sal man die sakeweldigen heten sveren, dat sie bewisen na rechte sogedan len als ire si. Svar sie sik beide to seget, unde gelike uppe'n hilgen behaldet, dat sal man in gelike delen oder mit water ordelen besceiden.

§ 3

Gebrauch des Gottesurtheils

Godes ordel ne mut man aver nicht dun umme jenegerhande sake, denne dar man der warheit mit nener witscap in künde komen ne mach.

 

 

Artikel 41

 

Vorzug des Lehnsmannes im Beweise der Gewere

Of die herre unde die man ene gewere in seget an eneme gude, unde dat biedet to getügene, des mannes getüch gat vort, wende he deme herren des gudes nicht untseget, al hevet he't von ime to lene.

 

 

Artikel 42

 

§ 1 und 2: Beweis des Verlustes eines Lehns

§ 1

Of die herre den man scüldeget, dat he sin gut verjaret hebbe an sinnende oder an uttiende, dar mach die man sine unscult vore dun, die herre ne moge denne getügen, dat ime na der jartale vor sinen mannen verdelt si al ansprake an deme gude. Mit ses mannen mut die herre sinen manne af getügen sin gut.

§ 2

Seget die herre dat he sinen manne al ansprake verdelt hebbe an eneme gude, unde seget die man dat he hebbe gesunnen sines gudes, oder utgetogen sin gut binnen siner rechten jartale, unde büt dat to getügene na siner manne rechte, mach die man disses vulkomen, he verleget des herren getüch mit sineme tüge.

 

 

Artikel 43

 

§ 1 und 2: Streit zwischen dem Eingewiesenen und dem vorigen Besitzer des Lehns

§ 1

Of die herre sinen manne gut verdelt durch enes anderen mannes klage, den klegere sal die herre wisen in die gewere des gudes, die er jenes was deme dat gut verdelt is; die sal he halden ses weken ane nut unde ane gelt. Doch hevet jene sine jartale ut to tiende sin gut.

§ 2

Tüt he't aver ut, die herre sal ime degedingen mit ordelen vor sine man, unde sal dat degeding deme klegere kündegen vierteinnacht vore. Kumt jene vore unde die klegere nicht, man delt ine ledich, it ne neme ime echt not die man bewise; wert sie bewiset, so ne verlüset he dar mede nicht.

 

 

Artikel 44

§ 1

Recht des Mannes während des Ausziehungsjahrs

Binnen der jartale dat die man sin gut uttien sal, stirft he, he erft it uppe sinen sone, unde volget an enen anderen herren dar mede, of sin herre stirft oder of he't uplet oder verkoft oder of he ime untseget. Nicht ne mach he aver ledeges gudes verlien, he ne hebbe't utgetogen jegen sinen herren.

§ 2

Wann braucht er das Gut nicht auszuziehen

Kumt it aver an enen anderen herren, die man ne darf sin gut jegen ine nicht uttien, he sal aver volgen sime gude mit lenrechte. Die sone ne darf ok in's vader stat nicht uttien sin gut jegen den herren, of die vader stirft.

§ 3

Erneuerung des Muthjahres

Also dicke alse enes mannes len an enen anderen herren kumt, also dicke verniet sik sine jartale.

 

 

Artikel 45

 

§ 1 und 3: Rechtliche Stellung des von dem Herrn vorgeladenen Mannes

§ 1

Binnen des herren degedingen mach die man gut lien unde erven sin gut uppe sinen sone.

§ 2

Rechtliche Stellung des von dem Herrn vorgeladenen Mannes und seines Sohnes

Die sone ne antwerdet aver nicht deme herren in's vader stat, it ne si dat he gut hebbe dar sin vader umme beklaget were, oder of sime herren wedde irdelt sie uppe sin gut; dat mut he geven oder untreden mit rechte an des vader stat.

§ 3

Sprikt die man den herren an umme len dat he in geweren nicht ne hevet, unde degedinget ime die herre vor sine man, binnen den degedingen ne mach die man des gudes nicht verlien.

§ 4

Wegfall des Rechts, das Gut auszuziehen

Sveme man sin gut in sine jegenwerde verdelt ane rechte wedersprake, die ne mach is nicht mer uttien.

 

 

Artikel 46

§ 1

Wann geht des Herrn Zeugniss dem Eide des Mannes vor

Nicht wen dre sake ne mach die herre up enen man getügen. Wat die man binnen lenrechte srict oder dut oder lovet, wel he's besaken, dat mut die herre wol getügen. Is dem manne des rikes diensr mit ordelen geboden, unde hevet die herre des getüch an sinen mannen die dat horden, des mut he ine wol vertügen. Degedinget ok die herre sinen manne to lenrechte, he selve ime selven von munde to munde mit ordelen: disse dre sake mut die herre bat getügen uppe'n man mit tven siner manne die dat sagen unde horden, den is die man unscüldich moge werden.

§ 2 und 3: Aufgebot zum Reichsdienst

§ 2

Of die man hevet tvene herren oder mer, die ime des rikes dienst alle bieden mit ordelen, die't ime to irst gebot mit deme sal he varen, unde den anderen alle herstüre geven, den tegeden schilling oder punt die he jarlikes von ime hevet.

§ 3

Nen herre ne mut ok sinen mannen des rikes dienst bieden, it ne si ime vore mit ordelen geboden.

 

 

Artikel 47

§ 1

Beweis des Lehnrechtes gegen einen neuen Herrn

Of en man sime gude volget, nicht an sines herren sone mer an enen anderen herren, unde of die herre ime des gudes nicht bekant, dat sal die man behalden mit des irsten herren mannen. Die sal man vragen bi des irsten herren hulden, unde ne sal sie an nichte besveren, mer of he's nicht getrüwen ne wel dat sie irme herren hebben hulde gedan, dat muten sie uppe'n hilgen geweren er sie getügen, oder den tüch uppe'n hilgen geweren. Dirre tüge ne sal die herre nenen to dage bringen bi plicht, he ne si sin man also wol.

§ 2

Des Herren Genossen zeugen statt dessen Mannen

Sveme der manne tostat, unde doch to'me herscilde geboren is, also ho dat he lenrecht dun mach, des herren husgenoten nüttet die man in der manne stat, svar he ir bedarf, die dar man sin dar sin gut henen hort.

 

 

Artikel 48

 

§ 1 und 2: Verfahren des Mannes, dessen Herr das Gut dem Oberherrn auslässt

§ 1

Of en herre sines mannes gut uplet sime herren ane des mannes witscap, of it san enen anderen gelegen is, so volge die man binnen siner jartale sime gude. Des mannes jartale begint danne, als im sin herre kündeget vor sinen mannen dat he sin gut gelaten hebbe, oder jene it ime büdet dem it dar gelegen is, oder sik des gudes underwint, unde it ime mit des herren boden bewist wert.

§ 2

Nieman ne sal sines herren gudes sinnen an enen overen herren, he ne hore irst sines herren wort, of he it gelaten hebbe oder sik dar an versumt hebbe. Ne bekant is die herre nicht, die man mane in mit ordelen vor sinen mannen, dat he sin gut vorsta binnen rechten degedingen, dat is binnen ses weken, unde des sin gewere si. Weigeret die herre des to dunde mit unrechte, unde hevet he's getüch an sinen mannen, die man volge sime gude unde blive's ane scaden weder sinen herren, of he't san dar na behalt.

 

 

Artikel 49

§ 1

Wann belangt der Mann den Herrn vor dem Oberherrn

Nimt en herre sinen manne gut, oder weigeret he ime lenrecht to dunne, oder untvalt he ime der werscap als he ime mit rechte geweren sal, dat sal die man sime overen herren klagen vor sinen mannen, unde die sal ime gebieden mit ordelen, selve oder en sin bode dar't tvene sine man horen, dat he sinen manne recht du unde des gudes sin rechte gewere si. Of he des danne nicht ne dut, so sal it ime die overe herre selben lien, unde sal is sin gewere sin, of it die man getüget alse lenrecht is.

§ 2

Unbenanntes Gedinge Mehrerer

Liet en herre tven mannen oder dren gut svar't ime irst ledich wert, die dar irst belent wert die sal des irsten gudes warden dat ime ledich wirt.

 

 

Artikel 50

 

§ 1-4: Beginn, Verkürzung und Verlängerung des Muthjahrs

§ 1

Of die herre ut deme lande veret binnen des mannes jartale de wile he sin gut untvan sal, dat ne scadet dem manne nicht to sime rechte. Sven aver die herre weder kumt, dar gat des mannes jartale an. Süt aver die man den herren binnen siner jartale to hove oder to huse oder to degedingen, na des die herre komen is, unde ne sinnet he noch untveit he sin gut von ime nicht, he versumt sik an sime gude. Veret ok die man ut deme lande binnen siner jartale, he ne lenet sine jartale dar mede nicht.

§ 2

Also alse die man sine jartale lenet, of he sines gudes unde is im die herre mit unrechte weigeret, also kört sie im die herre of he im dat gut büt.

§ 3

Hut sik die herre oder beslut he sik up ener burch, dat die man to ime nicht komen ne moge, it ne scadet deme manne to sime rechte nicht, of he's getücj hevet, dat he sinen herren gesocht hebbe to hove unde to huse dar sin utvart unde sin invart is, unde manscap geboden hebbe umme sin gut, oder sin gut utgetogen hebbe na rechte.

§ 4

Stirft en man over mere oder anderscar, alse sine kindere sinen dot erst ereschet, dar gat an ire jartale ire gut to untvande. Stirft ok enes mannes herre unweteliken sinen mannen, svenne sie sinen dot erst ereschet, dar gat an ir jartale ire gut to untvande.

 

 

Artikel 51

 

Gewedde, gegen einen Abwesenden erkannt

Binnen rechter jartale mach die man alle de gewedde, die up ine irdelt sin ane sine jegenwarde, untscegen uppe'n hilgen jegen den herren; die herre ne behalde sie up ine mit getüge, als hir vore geredet is.

 

 

Artikel 52

 

Bürgschaft bey Ansprache eines Lehns

Sprict en man gut an des ime sin herre nicht ne bekant, unde he der gewere dar an darvet, he mut deme herren borgen setten sines geweddes unde siner manne bute of he sie verboret, er ime die herre dach to lenrechte besceidet, ne hevet he anders nen gut von'me herren denne dat, dat he ane gewere ansprict. Svar aver he die gewere an hevet, sin gewere sal sin borge sin, of he sie behalt mit getüge jegen den herren.

 

 

Artikel 53

 

Wann darf der Herr das Lehn einem Andern leihen

Liet en herre sines mannes gut enen anderen, unde of he's sin gewere is mit vingeren unde mit tungen, dar umme ne sal jene der erren lenes gewere nicht darven, die herre ne moge dat getugen, dat he ime sine gewere mit lenrechte verdelt unde gebroken hebbe. Die herre ne mach niemanne gut lien unde is ine geweren, he ne hebbe't selve in geweren.

 

 

Artikel 54

 

§ 1 und 2: Erniedrigung des Heerschildes oder des Gutes

§ 1

Svenne en herre sinen schilt mit manscap nederet, al siner manne len hevet he verloren dat sin egen nicht n'is, unde die man solen ire gut von dem overen herren untvan, oder he sal sie wisen an irs herren genot. Dat selve du die man, of sin herre sin gut nederet, unde it von eme nederen herren untveit den he't er hadde.

§ 2

Doch n'is des mannes herschilt dar mede nicht genederet, of he sines genotes man wert unde san gut von ime untveit durch dotslach, deste die amnscap nicht geerft ne werde.

 

 

Artikel 55

 

§ 1 und 4: Leihen auf Treue

§ 1

Wirt enen manne gut gelegen uppe sine trüwe, dat he't weder uplate svenne it sin herre lose to besceidener tiet, dat gut mach die herre losen of he wel unde mach it laten. Stirft ok die man ane lenerven, dat gut wert deme herren ledich, unde die herre n'is nicht plichtich to gevende jenes erven die losunge des gudes. Deme en gud alsüs gelegen wert uppe sine trüwe, wel he sine trüwe breken unde besaken dat he's icht laten sole, dar mut he wol sine unscult vore dun, man ne moge ine des vertügen dat he't binnen lenrechte gelovet hebbe.

§ 2 und 3: Zahl der Zeugen des Herrn gegen den Mann

§ 2

Al scüldegunge die an gewedde gat unde binnen lenrechte geschiet, die mach die herre getügen uppe'n man mit tven sinen mannen. Dar aver die man sin len bi verliesen mach, dat mut die herre getügen selve sevede siner manne.

§ 3

Doch tüget die herre mit tren sinen mannen en degeding, dar sin man gut bi verlüset, of he is gudes sinnet oder uttüt, unde ime dar umme degedinget wert, unde he dar nicht ne kumt.

§ 4

Gut dat deme manne gelegen wert up sine trüwe, dar mach he lenrecht mede dun sinen mannen, unde erft it uppe sine sone, unde die ne dürven't nicht uplaten deme herren umme losunge, sie ne hebben't selve gelovet.

§ 5

Von Auflassungsversprechen

Die man n'is nicht plichtich to lestene sines herren gelovede, noch dat kint sines vader, umme sin gut to latene.

§ 6 und 7: Unterschied des Setzens und Leihens

§ 6

Gut mach die herre setten sunder manscap enen manne. Dat stat uppe des herren trüwe, dat he't deme manne stede late; wel he't ime breken mit siner unscult, dat mut he wol dun, die man ne moge ine des vertügen dat he't vor gerichte ime gesat hebbe.

§ 7

Svat aver die herre manlike liet, dat stat an des mannes trüwe, weder he't late oder ne du na sime gelovede, die herre ne moge ine des vertügen dat he't binnen lenrechte gelovet hebbe. Deme gut alsüs gelegen wert, he n'is nicht plichtich dat gut up to latene umme losunge weder des herren sone, noch niemanne an den't geboret na sines herren dode, he ne hebbe't ime gelovet to latene.

§ 8

Geliehene Satzung ist wider das Recht

Svie seget gut to sattunge gelegen, die seget unrecht, wende sattunge ne mach nieman lien. Sal man gut setten als it helpende si, dat mut geschien vor des landes richtere, so dat man is die dingplichten to getüge hebbe; sal aver lenunge geschien als it helpende si, die sal geschien vor des herren mannen an den man is getüch hebbe. Gelegen sattunge dat n'is weder len noch sattunge.

§ 9

Arten des förmlichen Leihens

Svat die herre manlike liet, dat is recht len oder erflen oder burchlen, oder gedinge an enes benümeden mannes gude, oder wardunge an enes unbenümeden mannes gude svar't deme herren ledich werde.

 

 

Artikel 56

 

§ 1-3 und 5: Lehn zu Vormundschaft

§ 1

Ok mach die man gut untvan mit ener vrowen, so dat he sie an deme gude vorsta, unde volge dar mede an enen anderen herren of ire herre sterve, dat ir der volge tostat, wende sie des herschildes nicht ne hevet. Die man hevet den herschilt, unde die gewere von der vrowen halven an deme gude; durch dat hevet he die volge dar an.

§ 2

Stirft aver die vrowe von der he die gewere hevet an'me gude, sin lenunge hevet ende die he to vormuntscap untvieng, ime ne si recht len oder gedinge dar an gelegen.

§ 3

Svie mer lenunge seget an gude dat man manlike liet, den alse hir vore geseget is, die seget unrechte, it si die herre oder die man.

§ 4

Arten des förmlichen Leihens

Let ok die vrowe ire gut up oder wert it ir mit lenrechte verdelt, jene ne hevet dar nicht an die't mit ir untvieng. Let aver he't oder wert it ime verdelt mit lenrechte, sie ne verlüset dar mede nicht, durch dat sie in den geweren sit. Lien ne mach he ok dar nicht an weder der vrowen willen, ane dat ine verlegen an kumt unde dar he mit lenrechte to gedwngen wert. Svat dar ledich an wert dat is der vrowen ledich, unde nicht deme herren noch deme manne die't mit ir untvieng.

§ 5

Gedinge an verlegeneme mach he wol verlien mit der vrowen willen, unde svat dar ledich ane wert, durch dat sie beide en vulle lenrecht an deme gude hebbet mit samender hant untvangen; he hevet die lenunge unde den herschilt, unde sie hevet die selve lenunge unde die gewere.

 

 

Artikel 57

 

§ 1-4: Wirkung des Gedinges nach des Besitzers Tode

§ 1

Liet en herre wive oder manne gedinge an enes mannes gude, stirft jene dar na die't in geweren hevet, die gewere des gudes is irstorven uppe dene deme it gedinge gelegen was. Er was it sin len under gedinge, unde under dem besceide of die ane lenerven stürve die't in geweren hadde: do he starf do was it sin len sunder gedinge; deste he's den herren innere, of he's nicht ne bekant, binnen siner rechten jartale, mit tvier siner manne getüge die de lenunge sagen unde horden, do he't ime sunder gewere lech.

§ 2

Svenne die stirft ane lenerven die't gut in geweren hevet, die herre mut is sik wol underwinden, of he's sik nicht versint dat he't gedinge dar an jemande gelegen hebbe.

§ 3

Underwint is sik ok jene dem en wardunge oder en gedinge dar an gelegen is er den die herre, he ne missedut nicht, deste he't tohant vorsta unde sin recht dar an berede jegen sinen herren, svenne he ine dar umme scüldeget oder dar umme degedinget. Nener jartale ne sal he denne dar mede beiden, wen als he sine jartale mit sinnene lengt, also kört sie die herre of he ime recht dar von büt.

§ 4

Stirft en herre, oder let he up sines mannes gut binnen der jartale als it dem manne an irstorven is, unde heden herren siner lenunge inneren sal, he volge sineme gude nicht vor en gedinge denne vor en recht len, svenne he an ine gewiset wert mit rechte. Deme erren herren sal aver he bieden dat gut to behaldene mit getüge; wedersprict he dat mit unrechte, so hevet he behalden dat gut mit rechte dar ime rechtes af geweigeret is, unde hevet dar rechte volge an.

§ 5

Bruch des Gedinges, wenn der Herr bey des Besitzers Leben sich ändert

Was it aver gelaten bi jenes live die't in geweren hadde, unde was he redelike unde rechte an jenen gewiset dem it die herre lit, oder hadde he't von ime untvangen, so is al gedinge gebroken dat die erre herre gelegen hadde in deme gude.

 

 

Artikel 58

§ 1

Vom Angefälle, wenn Ober- und Untervasall unmündig sind

Kint mach kinde gut lien, die wile sie beide binnen iren jaren sin, unde it anevelle dar mede, of it ime selven erst gelegen is. An deme anevelle n'is aver nen volge, of die herre stirft die't gelegen hevet. Von sines mannes manne nimt die herre anevelle alse an sines selves gude, die wile die kindere beide binnen iren jaren sin.

§ 2

Leihe zu Fluchtsal ist unrecht

Svie gut to vluchtsale liet, he mut dar umme wedden sime herren, he ne moge's sik untscüldegen na rechte, unde mut binnen ses weken die lenunge jeneme breken mit rechte, oder man verdelt ime selven dat gut. Vluchtsale het svat die man liet an tvivele sines lives binnen süke, oder als he't lant rumen wel, unde of he geneset oder weder kumt dat he dat gut weder hebben wel. Svie't gut alsüs liet, he liet it weder gode unde weder rechte unde weder sine trüwe, wende he sime herren plichtich is getrüwe unde holt to wesene. He ne liet nicht dat sin is, he liet dat sines herren oder enes anderen is na sime dode, wende he's selve bi sime live nicht untberen ne wel.

 

 

Artikel 59

 

§ 1-4: Von der Scheinbelehnung

§ 1

Verdinget aver en man sin gut to latene enen anderen die't von ime nicht nemen ne wel, noch it ime sin herre nicht lien ne wel, let he't ime denne in sine gewere, unde liet he dat gut sinen lüden na jenes willen, dat sie't halden in lenunge jeneme mede sine unrechten gewere to sterkene; scüldeget ine denne sin herre dar umme vor sinen mannen dat he't also gelegen hebbe, unde bekant he's, he hevet dat gut verloren dat he ut sinen geweren hevet gelaten jeneme die dar nene lenunge an ne hevet. Dit is also of he des gudes getogen hebbe an enen anderen herren vor sime herren unde vor sinen mannen.

§ 2

Wert aver he dar umme beklaget na lenrechte dries an sine jegenwerde, man verdelt ime dat gut; he ne tie't binnen ses weken ut unde plege rechtes dar af, man verdelt ime al ansprake dar an, durch dat he der gewere darvet unde sie nieman von ime to lene ne hevet.

§ 3

Den dat gut ok alsus gelegen is, die ne hebbet nene volge dar an, durch dat sie der gewere darvet noch sie nieman von en to lene ne hevet. Al len ane gewere darvet der volge unde al gewere ane lenunge is unrecht; sie ne hebbe beide en man, so sin sie beide unrecht.

§ 4

Spreket aver die man den dat gut gelegen is die gewere dar an, die muten sie getügen mit der merren menie der umbesetenen jegen den overen herren na dirre sculdegunge, sven irme herren sin recht gebroken is. Besact is de man die't gut alsus gelegen hevet, des mut he sik untsculdegen uppe'n hilgen, unde mut binnen ses weken sine man mit lenrechte gedvingen, dat sie dat gut weder an ire gewere nemen, unde jeneme sine gewere breken mit minnen oder mit rechte die't ane lenunge hevet. Ne dut he's nicht binnen rechten degedingen, ime ne hilpt sin unscult nicht die he gedan hevet; man ne verdele ime dat gut, is ne erre ine unrechte gewalt unde he die beklage mit rechte.

 

 

Artikel 60

 

§ 1 und 2: Austhun eines Gutes zu Zinsrecht

§ 1

Svie in unrechter gewere sit sunder lenunge, wel he sie behalden dar mede dat he seget dat gut sie sin tins gut, unde of is ok jene bekant an den he's tüt, so wete man dat, dat burge noch stede noch gerichte noch dienst over manne gut nieman to tinse dun ne mach, namelike sime genoten oder manne boven sik, als it sin herre von ime dulden dorve, noch die lüde noch die man over den't gerichte oder dienst gat.

§ 2

Molen aver unde münte unde allerhande toln unde huve unde gut to tinse oder to plege utgedan ne mut anderweide nieman to tinse dun, alse man't durch recht dulden dorve. Svie tins gut redelike hebben wel, die sal't selve arbeiden oder sine knechte, die he bekostege mit spise unde mit lone. Dut he't anderwerve lüden to tinse oder to plege, so is he selve en unrecht tinsman von deme gude.

 

 

Artikel 61

 

§ 1 und 2: Vom Gerichtslehn

§ 1

Len an gerichte ne mut nicht hebben pape noch wif noch echtelos man.

§ 2

It ne mut ok nieman richten er he't gerichte untvangen hebbe. Svenne he't aver enes untveit, stirft sin herre oder let he't up, he mut wol richten binnen siner jartale dat he't gerichte untvan sal anderwerve.

 

 

Artikel 62

 

§ 1 und 2: Wenn ein Verwalter Gut zu Lehnrecht anspricht

§ 1

Nieman ne mach sime herren gut mit der gewere untvören des ammechtman he is, of he't eme to lene seget, went ime sin herre al sin gut in sine gewere bevolen hevet.

§ 2

Liet aver ime die herre gut des he ime sint nicht bekant, dat mut he getügen alse jene die der gewere darvet, mit den die't sagen unde horden, unde ne mach deme gude nicht volgen an enen anderen herren, noch erven an sine sone binnen anmechte.

 

 

Artikel 63

§ 1

Unterschied zwischen Hof- und Lehnrecht

Svelk gut deme manne ane manschap gelegen wert, dat ne het nen recht len, also dat gut dat die herre sime dienstmanne liet ane manscap to hoverechte; dar sal he hoverechtes af plegen unde nicht lenrechtes. Na hoverechte sal jewelk dienstman geboren drüzste sin oder schenke oder marscalk oder kemerere.

§ 2

Mannigfaltiges Dienstrecht

Durch die manichvalde tveunge irs rechtes so ne spreke ik von irme rechte nicht vorbat, wen under jewelkeme bischope unde abbede unde ebbedischen seget in die dienstmanne sünderlik recht to.

 

 

Artikel 64

§ 1

Fall der Leistung

Die man sal jewelkes gudes mit manscap sinnen, al si he doch des herren man.

§ 2

Beweis des Lehnseides

Manscap mut die man uppe'n hilgen behalden der ime die herre besact; selven mut he aver die hilgen winnen.

 

 

Artikel 65

 

§ 1-4 und 9-10: Vorladung; Eröffnung des Gerichts

§ 1

Umme jewelke scult mut die herre sinen manne to lenrechte degedingen, of die scult geweddes wert is.

§ 2

Vor middage unde buten gebundenen dagen unde in allen steden mut die herre sines degedinges beginnen, ane in kerken unde in kerchoven.

§ 3

Svenne die herre degedinges beginnen wel, so vrage he enen sinen man dar't tvene siner man oder mer anhoren, of he eneme sinem manne to lenrechte degedingen mute umme sine scüldegunge. Svenne dat ordel gevunden wirt unde gevolget, so sal ime die herre degedingen von deme selven dage mit ordelen, oder von den nesten ses dagen over viertennacht, in en benomet dorp unde in ene benömde wurt die des herren ledich oder verlegen si. Vraget die man den herren, war dat dorp gelegen si dar he ime degedinget hevet, die herre sal's den man berichten, wende vele dorpe hebbet wol enen namen die doch verne intvei lieget.

§ 4

Hevet die man des rikes gut von'me herren, he sal ime degedingen up des rikes gut. Hevet aver he sin egen to lene, he sal ime degedingen up sin egen. Hevet aver die man gut von'me herren al si't egen dat sines herren len is, dar umme mut ime die herre wol degedingen uppe jewelk sin rechte len.

§ 5

Gewedde wegen Ausbleibens der Urtheilsfinder

Sven die herre sinen manne sus degedinget, he mut wol sinen mannen die dar to jegenwerde sin mit ordelen gebieden, dat sie to sime lenrechte komen. Svelk ire dar nicht ne kumt, den vint man weddehaft deme herren, it ne neme ime echtnot dat he nicht komen ne moge. Die man ne wirt ok nicht weddehaft, of he vor middage in des herren lenrecht kumt, al si't lenrecht vor begrepen.

§ 6-8: Gewedde wegen Ausbleibens der Parthey

§ 6

Die herre wint ok gewedde uppe den man, deme dar gedegedinget is mit ordelen in sine jegenwerde, of he to'me dage nicht ne kumt, it ne neme ime echtnot.

§ 7

Die herre sal sines geweddes uppe des mannes gut sien dat he von ime hevet. Die tinsgelde ne sal aver vor sinen herren nen pand liden, den vor also vele geldes alse he deme herren scüldich is jarlikes to geldene, unde of he dat under ime noch hevet.

§ 8

Svar die herre sin gewedde nicht ut panden ne mach an'me gude dat die man von ime hevet, dar underwinde he sik des gudes vor dat gewedde. Ne untredet die man dat gewedde nicht mit rechte binnen jar unde dage, man verdelt ime sin gut dar umme.

§ 9

Is die man dar to jegenwerde dar ime sin herre degedinget, also na dat he sin degeding horen mach, of he's nicht horen ne wel unde sine oren behut, dar mede ne mach he nicht weigeren sines herren degeding to sükene. N'is aver die man dar to jegenwerde nicht dar man ime degedinget, die herre sal ime den dach kündegen oder sin bode dar't tvene sine man anhoren, ime selven oder in sinen hof dar sin utvart unde sin invart si. Ne vint man aver sines selves nicht, unde ne hevet he süsgedanes hoves nicht, man sal dat degeding kündegen up alsogedan gut alse he von'me herren hevet, viertennacht er dem utgelegenen dage. So sal die herre bringen to'me minsten sesse siner manne to deme dage, unde enen sinen boden die den man esche deme dar gedegedinget is.

§ 10

Alse die herre sines degedinges begint, so vrage he to erst of it degedinges tiet si. Alse ime dat gevunden wirt, so vrage he of he nemen mute enen sinen man die to lenrechte sin wort spreke. Svenne dat ordel gevunden si, so vrage he immer sine man of sie's volgen.

§ 11

Urtheilsfragen und Finden

Ne künnen die man tohant des ordeles nicht gevinden, sie gewinnen is dach viertennacht, deste ir jewelk den man vraget na dem anderen sinen eid dar to du. Geschiet dit, so is dat lenrecht geverst viertennacht, bit dat sal man dat ordel vinden.

§ 12 und 13: Fristertheilung

§ 12

Die herre ne mach nene vrist geven na sinen mutwillen ane des klegeres willen unde des uppe den die klage gat.

§ 13

Wel ok die herre den man scüldegen ener anderen rede, alse die irste scüldegunge mit ordelen gevrist wert, die man ne sal ime mit rechte nicht antwerden, die wile die irste sculdegunge ungelent is.

§ 14

Gerichtszeit

Alse die sunne undergat unde die dach ende nimt, so n'is die man nicht plichtich mer sime herren to lenrechte to antwerdene, noch sine man ordel to vindene. Is aver des herren scüldegunge ungelent, so mut he wol mit ordelen degedingen jeneme over viertennacht die dar gescüldeget is.

§ 15 und 16: Wiederholte Ladung

§ 15

Vor middage mut die herre sines degedinges wol beginnen. Alse ime die degedinges tiet erdelt si unde he vorspreken genomen hebbe, so vrage he of he icht eschen mute laten enen sinen man to lenrechte, deme he dar gedegedinget hebbe umme sine scüldegunge. Alse dat gevunden wirt, so vrage he wie ene eschen sole. So vinde man dat it en sin bode sole dun, dar't tvene sine man horen uppe dat ende des hoves dar die herre degedinget, unde de spreke alsus: ik esche vor minen herren N enewerve anderwerve driddewerve umme sogedane scüldegunge alse ime here gedegedinget is. N'is he denne dar nicht, so kome die bode weder to'me herren unde secge: herre he ne was dar nicht, noch nieman die sine not beschenegede. Als des die bode bekant, so vrage die herre wat dar denne en recht umme si. So vinde man to rechte, dat man ine anderwerve eschen sole unde sint driddewerve. Dit mut man wol dun mit enen boden svie he si. Sünderlike man mut he aver hebben also dicke so man ine eschet.

§ 16

Sven he driddewerve geeschet wert unde nicht vore ne kumt, so vrage die herre wat dar rechtes umme si. So vinde man to rechte, dat he sin warden sole wente die sunne neder ga, dat is to middage. Dar na vrage die herre, of he sin gewardet hebbe alse lenrecht is. Svenne dat gevunden wert, so degedinge ime die herre to enem anderen male, unde warde sin als he to dem irsten gedan hevet. Dit selve du he to'me dridden male. Svelk iren dirre dage die herre versumt, unde dem manne nicht ne volget alse lenrecht is, he hevet alle sine degedinge vorloren. Dat irste degeding sal man kündegen deme manne unde anders nen.

§ 17

Gerichtsort

In beslotenem hove noch under dake noch in bürgen ne mut die herre nen lenrecht halden.

§ 18 und 19: Beweis der Ladung

§ 18

Svenne die herre to'me dridden dage sines mannes wardet wente die sunne neder gat, so vrage he wat dar rechtes umme si. So vint man to rechte, dat he sine degedinge getügen sole, dat irste unde dat andere unde dat dridde, ire jewelk mit tven sünderliken sinen mannen. Der tüch sal alsüs luden: herre ik verplege mik des bi juwen hulden, dat je N degedingeden in der stat unde sin dar wardeden alse lenrecht is, dat sach ik unde horde't unde bin des juwe getüch. Na jewelkes mannes getüge sal die herre vragen, of he mit ime vulkomen si als it ime helpende si to sime rechte.

§ 19

Svenne die getüch bi des herren hulden seget dat he weit umme die rede dar he umme gevraget is, oder bi des herren hulden sik verpleget dat he dar umme nicht ne wete, so ne sal man ine nicht vorbat vragen. Die herre mut wol vragen svo manigen sinen man he wel, bit he sinen getüch vulbringe.

§ 20-22: Strafe des Ungehorsams durch Verlust des Gutes

§ 20

Svenne die herre getüget hevet alsüs drü sine degedinge, so vrage he wat dar rechtes umme si dat die gescüldegede man nicht vore komen n'is. So vint man to rechte, men sole ime sin gut verdelen dat he von deme herren hevet. So vrage die herre, weder he't selve sole dun oder en sin man. So vint man to rechte, dat it en sin man sole dun. Die sal alsüs spreken: alse mineme herren to rechte gevunden is, also verdele ik N sogedan gut alse he von mineme herren bit here gehat hevet.

§ 21

So vrage die herre, wat he mit deme gude sole dun dat sinen manne verdelt is. So vint man to rechte, he sole's sik underwinden selve oder en sin bode, dar tvene sine man to antwerde sin, unde sal it halden ane nut unde ane gelt jar unde dach. ne tüt it die man dar binnen nicht ut, alse die jartale irgeit man verdelt ime al ansprake an deme gude.

§ 22

Die herre sal sik underwinden des gudes, dat dem manne verdelt is, sunderlike svar't leget. Sint dar aver dorp oder huve die in ene burchwart oder in enen hof horet, svar sik die herre des hoves underwint, dar mede hevet he sik underwunden al der huve unde al der borch were die in den hof horet.

 

 

Artikel 66

§ 1

Ausziehn des Gutes, wenn der Herr dem Manne sich verleugnet

Kumt die man to'me herren binnen siner jartale unde wel he sin gut uttien, hut sik die herre oder beslut he ime die burch vore dar he uppe is, unde hevet die man sine husgenoten des to tüge dat he gerne vor den herren queme of he's ime stade geve, so tüt he sin gut ut vor sinen husgenoten als he vor deme herren solde.

§ 2

Ausziehn des Gutes, wenn der Herr ihm Vorsprechen und die Heiligen weigert

Kumt aver die man vor den herren, he biddet alrest enes vorspreken unde dar na der hilgen unde des steveres dat he sin gut uttie. Weigeret ime des die herre, so hebbe he selven die hilgen unde svere sunder stevere, dat ime sin gut nie also verdelt ne worde alse he's durch recht darven sole, dat ime got so helpe unde die hilgen. Des ne sal aver die man nicht dun, die herre ne weigere ime rechtes.

§ 3

Ausziehn des Gutes ohne oder mit Urtheil

Tüt die man sin gut ut ane ordel, die herre mut ime wol degedingen ane ordel; tüt he't aver mit ordelen ut, die herre sal ime degedingen mit ordelen. Ne kumt die man to'me dage nicht, man verdelt ime al ansprake an't gut.

§ 4

Folgen des Liegenlassens einer Sache

Of die herre dem manne unde die man deme herren to lenrechte to antwerdene begint, to'me irsten dage oder to'me anderen oder to'me dridden, unde dat lenrecht mit ordelen gedaget wert, svelk ir dar nicht ne kumt die is gewunnen in der scult oder he hevet dat gut verloren, unde jene hevet it behalden die dar kumt.

§ 5

Wegfall der Gerichtspflicht

Svelkes dages die man den stegerep halt sime herren, oder ordel vint, oder ime dienet mit gift oder mit anderen dingen, des dages n'is he nicht plichtich sime herren to lenrechte to stande. Doch mut die herre wol sceiden tvier siner manne ansprake an en gut, al si ir en in sime dienste oder sie beide.

 

 

Artikel 67

 

§ 1 und 2: Wie erscheint der vom Herrn beschuldigte Mann

§ 1

Sveme die herre gut verdelt, unde he sin gut uttüt unde kumt to'me dage dar ime degedinget is, in den hof ne mut he niemanne bringen, he ne si des herren man. Bringt he aver lüde dar in die des herren man nicht ne sin, he mut dar umme gewedden vor jewelken sünderliken. Er ok he vor den herren kome, he sal sverd mezces unde sporen hut huven unde hantschen kappen unde alle wapen en wech dun. Versumt sik die man an jenegeme dirre dinge, he wert dar umme weddehaft. Ok du he von ime vingeren unde vorspan unde al iseren durch dummer lüde wan, unde rinken von gurdeles unde spangen.

§ 2

Dit ne secge ik von anders niemanne die disse vare hebbe, ane von deme dem die herre dar gedegedinget hevet umme sine scüldegunge. Svar aver die man den herren ansprict, wert ime dar umme gedegedinget, he n'is deme herren nener vare plichtich wen als en ander sin man.

§ 3

Von Beschädigungen vor Eingehung des Lehnsbandes

Die man n'is deme herren noch die herre deme manne nicht plichtich to antwerdene to lenrechte umme den scaden, den ir en dem anderen hevet gedan er he sin man würde.

§ 4

Eröffnung des Verfahrens

Alse die herre sin lenrecht begrepen hebbe unde vorspreken genomen hebbe, so vrage die herre den man deme dar gedegedinget is, of he also komen si als he sime herren to lenrechte stan wille. Dar umme mut sik jene wol bespreken, unde weigere's mit rechte of he mach. Ne mach he's nicht weigeren mit rechte, so kome he weder unde secge: herre ik bin here komen recht to dune unde recht to nemene, also vern als ik durch recht sal.

§ 5, 6 und 8: Nehmen eines Vorsprechen

§ 5

So scüldege ine die herre sünderlike umme jewelke sake unde gebiede ime to rechter antwerde. So bidde die man enes vorspreken unde gesprekes. Vorspreken verdelt man aver deme die antwerdet des herren scüldegunge er he vorspreken neme. Die man ne hevet aver sime herren nicht geantwerdet al sprikt he ane vorspreken, die wile he sik des weret dat he ime mit rechte icht antwerden sole.

§ 6

In aller rede vrage man den man, of he an sines vorspreken wort je. Missesprict die vorspreke, die wile en man an sin wort nicht ne jet, so ne scadet it ime nicht.

§ 7

Ordnung im Urtheilsfragen

Tvischen tvier manne rede sal die herre vragen wat dar rechtes umme si. Vraget he na sime willen unde nicht na rechte, dat ne scadet deme manne nicht. Sve aver ordeles bedet vor den anderen, des ordel sal erst gevunden werden.

§ 8

Openbare ne mut die man nicht spreken binnen lenrechte, mer runen stilleken to sime vorspreken. Vraget aver in die herre of he an sines vorspreken wort je, he mut wol spreken openbare ja oder nein oder gesprekes bidden oder ordel scelden.

§ 9

Vom Gespräche

Svenne die man in gespreke gat unde weder kumt, so sal he weder komen die dar gesprekes bat unde bringen antwerde der rede dar he gesprekes umme bat, unde sal bekennen oder besaken.

§ 10

Zahl der Urtheilsfinder

Bedet die man sine husgenoten in sin gespreke, die sal die herre ime geven alle sunder dre, durch dat of sie to lange spreken dat he sie mit ordelen weder lade. Der drier mut en ordel vinden unde tvene volgen. It ne stat aver an des herren willen nicht welke drie he dar inne behalde. Die man nimt to vorspreken unde in sin gespreke sven he wel, deste he sime herren dre dar inne late svie sie sin, unde den die des herren wort sprict.

 

 

Artikel 68

 

§ 1-7: Fälle der Gewedde

§ 1

Die man weddet sime herren umme jewelke scult die geweddes werd is, he neme'r sik af uppe'n hilgen. Doch mach die herre scüldegen sinen man der scult, dar he neweder eid vore ne dut noch ne weddet. Scüldeget aver in die herre dat he't ime to lastere oder to scaden gesproken oder gedan hebbe, des mut he sik untsculdegen oder he mut dar umme gewedden.

§ 2

Nimt man enen manne gut dat he von sime herren hevet, unde ne kündeget dat sime herren nicht, unde ne irvolget he't mit rechter klage nicht, dar umme mut he gewedden sime herren.

§ 3

Set ok en man sin len ut ane sines herren orlof von deme he't hevet, die herre mut ime wol gebieden mit ordelen dat he't lose binnen ses weken, unde ne dut he's nicht he geweddet dar umme.

§ 4

Underwint sik ok en man sines husgenotes lenes mit unrechte, oder dut he ime smaheit mit worden oder mit dat, die wile he't weit dat he in's herren dienste is, oder dut he unrechte den die to'me gude geboren sin, oder deme die't von ime hevet to lene dat gut dat he von'me herren hevet, dar umme mut he deme herren gewedden, oder he mut sik der scult untsecgen uppe'n hilgen.

§ 5

Doch n'is die herre nicht plichtich to antwerdene sime manne vor den overen herren, he ne hebbe ime er rechtes geweigeret vor sinen mannen, noch sime tinsgelden, he ne hebbe ime er rechtes geweigeret vor sinen tinsgenoten.

§ 6

Die man ne verboret ok nen gewedde of he gude volget unde sin volge verleget wert, ime ne werde borst an's gudes getüge.

§ 7

Of sik die man wischet oder snut oder spiet oder jeschet oder hustet oder nuset, oder stat in anderhalf sines vorspreken den he to dem irsten dede, oder of he sik umme süt getogenliken, oder of he vliegen oder mücgden oder bromese von ime strict binnen lenrechte, dar umme ne weddet he nicht, al wenen's dumme lüde.

§ 8

Höhe des Geweddes

Tein punt geweddet die man sime herren. Svelk vorste aver vanlen hevet die weddet deme koninge hundert punt sogedaner penninge, als in der münte genge unde geve (?) sin dar dat gewedde binnen gewunnen is, dat punt bi tvintich scillingen.

§ 9

Von der Busse

Jewelkes herren man hevet bute na siner bort; wat aver jewelkes mannes bute si, des mut man in künde komen in dem buke dat von lantrechte seget. Hevet aver he sik verworcht an sime rechte, so gebrict ime der bute die ine an geboren is.

§ 10

Beider Leistung (Gewedde und Busse)

Beide bute unde gewedde sal man lesten over vierteinacht na lenrechte, to des herren nesten huse dar sie gewunnen werden.

§ 11

Der Mann soll nicht sitzen

Die man ne mut nicht sitten binnen lenrechte ane des herren orlof; ne mach aver he nicht lengere stan, he liege. Scüldeget aver ine die herre dar umme, he mut dat uppe'n hilgen behalden dat he nicht lengere stan ne moge.

§ 12

Zahl des Geweddes

Die man ne sal sime herren nicht wedden wen dries in'me dage.

§ 13

Vom Gespräche

Umme jewelke rede mut ok die man wol dre gespreke hebben, unde in'me gespreke wesen also lange wente he mit ordelen dries werde weder geladet; die ladunge sal aver he horen. Binnen deme hove sal he bliven an sime gespreke, dar ime uppe gedegedinget is.

 

 

Artikel 69

 

§ 1 und 2: Wer kann Urtheil schelten und Zeuge seyn

§ 1

Svie des herscildes darvet die ne mach niemannes ordel scelden die den herscilt hevet.

§ 2

Svie ene halve huve hevet oder vif scillinge jarlikes geldes von sime herren hevet, die mach ordel scelden unde getüch wesen. Die des nicht ne hevet, scilt he en ordel, he mut bürgen setten dat he mit rechte vulkome oder dat ordel mit gewedde unde mit bute late. Sin bürge ne mut nieman sin, he ne si von'me herren belent.

§ 3

Vom Urtheilfinden

Svelk man sime herren ordel vint unde des en ander nicht ne volget, die sal en ander vinden of it ime die herre gebüt. Svelk irme denne die merre menie volget, die hevet sin ordel behalden, unde jene ne verlüset dar mede ne weder gewedde noch bute deme dar burst wert, wende he nen ordel ne scalt.

§ 4-11: Vom Urtheilfinden und Urtheilschelten

§ 4

Svie en ordel scilt, scüldeget man ine dat he't nicht durch rechtes willen ne du denne durch togen, des mut he sik untsculdegen uppe'n hilgen, oder he mut dar umme wedden.

§ 5

Die man spreke alsüs alse he en ordel scelden wille, jewelken manne an sime namen to: heist du N unde bist du N, so hevest du mime herren unde dime herren und mie unde die to lenrechte ein unrecht ordel gevunden, dat scelde ik unde tie des dar ik is durch recht tien sole, unde bidde dar umme enes ordeles war ik is durch recht tien sole.

§ 6

So vinde man to rechte, vor den herren de die overe herre des gudes is. Dar bidden sie beide der boden to; die sal in die herre geven, tvene sine man svelke he wel, durch dat sie getüch sin wie sin ordel behalde oder wie't verliese. Disse boden sal die herre bekostegen; bier unde brot sal man in genuch geven, unde drü gerichte to jewelkeme etene unde enen beker wines. Den knechten sal man geven tvei gerichte. Ire perde sal man vore beslan unde nicht hindene. Vif garven sal man geven jewelkem perde under dage unde under nacht, oder also vele gedorschenes voderes alse dar vore geboret. Achte solen der perde sin unde sesse der knechte, viere ridene und tvene to vute. Min muten sie'r wol vüren, mer aver nicht. Binnen dren dagen solen die boden sik er hebben unde die't ordel vant unde die't schalt, unde binnen ses weken dat ordel weder bringen.

§ 7

Is aver die herre buten deme lande an dene man des ordeles tüt, svenne he irst weder kumt in düdischer art die romeschem rike underdan is, unde sie sin tokomen vreschet, so sal man't ordel weder bringen over ses weken von deme dage. So sal die man vore komen die gescüldeget was, unde antwerden alse he to'me irsten dage dede, of im die dach mit ordelen gekündeget wert, alse hir vore geredet is, ime selven oder to hove unde to huse oder up sogedan gut als he von deme herren hevet.

§ 8

Wirt en ordel gesculden umme len dat des herren egen is, man sal dar mede uppe't leste vor dat rike tien; wen die koning is to richtere gekoren over jewelkes mannes hals unde over egen unde over len. Dar umme so hevet al lantrecht unde lenrecht begin an ime, wende die herschilt an ime begint. Dat selve dienst is ok die man plichtich von sime egene sime herren to dunde, of he't von ime to lene hevet, dat he ime plichtich is to dunde von des rikes gude. Ne solde man vor'me koninge len an egene nicht besceiden, so ne müste he nen ordel vinden die mit egene belent is over den die des rikes gut to lene hedde, noch jene over dissen.

§ 9

Wert en ordel gesculden umme enes mannes sake deme to lenrechte gedegedinget is, unde hevet he tvierhande gut oder drierhande, an svelken overen herren die merre deil sines gudes gedript, vor deme sal man besceiden dat besculdene ordel.

§ 10

Irret it die gebundenen dage, dat dat ordel nicht ne mach besceiden werden binnen siner rechten tiet, svenne die gebundenen dage irst lendet, denne over ses weken sal man dat ordel weder bringen.

§ 11

Scilt en man en ordel na der vulbort unde ne vulkumt he's nicht mit rechte, he mut dar umme gebüten deme die't ordel vant unde allen den die's gevolget hebben, he ne hebbe gesprekes gebeden vor der vulbort. Die herre ne gewint aver nicht den en gewedde dar an, wende't n'is nicht recht, dat man enen manne umme ene sake tvies oder dries gewedde.

§ 12

Doppeltes Gewedde

Svie aver an enen manne den vrede unde die vire brict, die mut tvies gewedden umme die enen sake, deme werlikem unde dem geistliken gerichte, unde jene an deme die vrede gebroken is ne wint dar mede nicht mer wen ene bute, wende he mut ene rechte gewere geloven er man ime die bute love, dat he die sake nicht mer ne vordere.

 

 

Artikel 70

 

Gränzstreit zweier Dorfschaften

Of tvei dorp umme ene marcsceidinge tviet, die nesten dorp die dar bi licget solen sie besceiden mit getüge. Svelk ir den merren getüch hevet die behalt. Tveiet man aver an'me getüge also sere dat man sie nicht besceiden ne mach, so besceide man't alse hir vore gesproken is in'me lantrechte.

 

 

Artikel 71

§ 1

Abweichungen vom gemeinen Lehnrecht

Allet dat hir vore geredet is dat is von gemene lenrechte geredet; noch sal ik ju dre lenunge besceiden unde scegen war sie tviet von gemeneme lenrechte.

§ 2-5: Abweichungen vom gemeinen Lehnrecht beim Gerichtslehn

§ 2

Svie gerichte to lene hevet von'me koninge nederwart, dat ne mach nicht komen in die vierden hant, ane scultheitdum al ene, durch dat nen greve dingen ne mach ane belenden scultheite.

§ 3

It ne mach ok nieman nen gerichte lien dat ime gelegen is, it ne si en sünderlik gerichte dat in sin gerichte hore, also grafscap dut in die marke unde in ander vanlen, dat mut he wol verlien, unde ne mut it san rechte nicht ledich behalden over en jar. Also ne mut die koning nen vanlen.

§ 4

Tvene man ne mogen an eme gerichte nen gemene lenrechte hebben; dat gedinge mach man aver dar an verlien als an anderme gude.

§ 5

Svene die koning in achte gedan hevet die ne mach mit rechte nicht richten, noch sveme sin gerichte verdelt is die wile he't nicht utgetogen ne hevet, noch nieman uppe den't gerichte irstirft die wile he't nicht untvangen ne hevet, it ne neme ime echt not dat he's nicht untvangen ne moge, svenne he to sinen jaren komen is.

§ 6 und 7: Abweichungen vom gemeinen Lehnrecht beim Lehn, das nicht Reichsgut ist

§ 6

Svie so egen to lene hevet, dar n'is nen volge an. Doch gat die lenunge bit in die seveden hant, also ander len dat des rikes gut is. Der nen ne mach dem anderen volge versecgen, noch lenrechtes weigeren an deme gude, ane die overste herre des egen it is. Die selve herre die't gut liet mut it ok wol weder nemen of he's bedarf, deste he't deme manne irstade mit geliker wesle an's rikes gude.

§ 7

Of egen des rikes gut wert so dat it in't rike irstirft, oder dat man't in en goddeshus gift, den man die't to lene hevet ne mach man von der volge nicht wisen.

§ 8-10 und 12-19: Abweichungen vom gemeinen Lehnrecht beim Burglehn

§ 8

An borchlene is gedinge unde gewedde als an anderme gude.

§ 9

Borchlen ne mach nen borgere vorlien. Liet aver die borgere sin borchlen enwech, sven it die herre vreschet, die mach ime wol gebieden mit ordelen, dat he sin borchlen binnen ses weken untwerre unde weder neme. Ne dut he's nicht, he mach ime verdelen sin borchlen. Stirft die borgere er dit geschi, unde hevet die belende man dat gut an sinen lenes geweren ane rechte wedersprake here bracht, he volget sime gude binnen siner rechten jartale an den overen herren, deste he't getügen moge also lenrecht is. Sveren mut aver die man, dat he nen des herren borchlen dar an ne wiste do he't untvieng.

§ 10

Die herre ne mach ok siner manne len nicht uplaten unde to borchlene untvan. Dut he't aver mit unrechte, so sinnen sie an den overen herren der lenunge, oder der wisunge an den man die in lenrecht mit deme gude moge dun.

§ 11

Bruch des Gedinges

Stirft en man die wile sin wif kint dreget, unde is dat gedinge an sime gude verlegen, jene deme dat gedinge gelegen is dar an, die sal besitten mit deme gude bit an die tiet dat dat wif enen sone gewinne. Die sone ne vernt ok niemanne nen gedinge, he ne werde levendich geboren unde he ne leve na des vader dode.

§ 12

Verliet en herre sine burch ganz oder let he sie sime ungenoten, die borgere se sin nicht plichtich to volgene an jeneme mit irme borchlene, mer sie solen't behalden von deme sie't gehat hebben vor ire rechte len, oder sie solen dar mede volgen an deme he't gelaten hevet vor en rechte len, unde ir gebu sal man in gelden of sie nicht bliven ne willet.

§ 13

An borchlene is anevelle unde gewedde des herren unde gedinge alse an anderme lene.

§ 14

Liet en borgere sin borchlen enen manne to lene, he ne kan't ime mit lenrechte nicht gebreken; der volge darvet he aver dar an, it ne kome dar umme als hir vore geredet is.

§ 15

Die man volget borchlene unde beerft sinen sone dar mede, al sie beide burch unde burchlen des herren egen die't ime gelegen hevet oder ir ander.

§ 16

Sve aver borge unde borgere hevet, stirft he die wile sine kindere oder andere sine erven to lantrechte oder to lenrechte unbedelt sin mit der burch, die borgere sint plichtich in allen to sverene, getrüwe unde holt to wesene als en burgere sime herren wesen sal, sie sin wif oder man, unde ire burch in to haldene weder aller manlikeme na burgeres rechte. Dit sal dun jewelk die wile he sin borgere wesen wil. Sin borchlen ne darf he aver nicht mer denne von ir eneme untvan.

§ 17

Von des rikes gude mut man wol borchlen lien, al si die burch egen.

§ 18

Von burchlene n'is die man nicht plichtich sime herren to dienene weder hofvart noch herevart, mer uppe'r burch sal he wonen, unde sal sie weren of sie's bedarf, unde sal sime herren ordel vinden to borchrechte.

§ 19

Burchrecht ne mach die herre niergen hebben denne uppe sinen burgen. Ordel vinden unde getüch wesen ne mut ok dar nieman, he ne hebbe borchlen von'me herren. Man ne mach ok von borchlene noch ordel vinden noch getüch wesen over den die recht len hevet noch jene over dissen.

§ 20, 22 und 23: Fähigkeit und Pflicht zum Urtheilfinden und Zeugniss

§ 20

Von jewelken anderen lene ane borchlen mut en man wol ordel vinden over den anderen unde getüch wesen, die an'me herscilde vulkomen is, ane uppe vorsten vanlen. Die vorste mach aver wol ordel vinden unde getüch wesen over jewelken man des rikes.

§ 21

Vom Fahnlehn

Vorste het dar umme vorste des rikes, dat sin vanlen dar he vorste van wesen wel nieman vor ime untvan ne sal. Sven it en ander vor ime untveit die't ime liet, so n'is he die vorderste an der lenunge nicht; dar umme ne mach he von deme lene nen vorste wesen. Svie so vanlen hevet unde vorste is, die ne sal nenen leien to herren hebben ane den koning.

§ 22

Uppe jewelk des vorsten len, ane vanlen, mut jewelk die von sime herren belent is getüch wesen unde ordel vinden, of he an'me herscilde vulkomen is.

§ 23

Nieman ne mach ok weigeren to lenrechte ordel to vindene, getüch unde vorspreke to wesene, die herre uppe'n man unde die man uppe'n herren unde die mach uppe den mach.

 

 

Artikel 72

§ 1

Entbietung zum Königshof, und Zeit und Orts des Gerichts

Die koning mut wol degedingen to lenrechte eneme vorsten over ses weken mit sime brieve unde mit sime ingesegele in ene besceidene stat. Nene word ne bedarf he benomen an sinen degedingen, wenne svar die koning openbare degedinget dar is die hof. Binnen gebundenen dagen unde in allen steden, ane in kerken, mut die koning sin lenrecht wol halden. Die borchdor solen open sin dar die herre to borchrechte degedinget inne. Binnen beslotenen wenden unde under dake ne darf nieman ordel vinden.

§ 2-10: Vom Burglehn

§ 2

Nicht wenne umme dre sake ne mach die herre degedingen sime borgere: of he sik veruntrüwet jegen ine, oder of he der borch dar he borgere is afsveke düt, oder of en borgere uppe den anderen klaget um burchlen.

§ 3

Of die herre sime borgere degedinget to borchrechte umme disse scult, he selve oder sin bode sal ime kündegen dat degeding, ime selven oder in sinen hof dar't tvene sine borgere anhoren; so sal he ime volgen mit borchrechte sunder besceidenen hof, als it lenrecht hir vore leret.

§ 4

Verdelt aver die herre sime borgere sin borchlen, dat sal he binnen ses weken uttien, oder man verdelt ime al ansprake dar an.

§ 5

Is en borgere mit gesinde von der burch gevaren, unde büt ime die herre weder up to varne, unde wert ime selven dat gekündeget oder in sinen hof dar't tvene des herren borgere anhoren, ne veret he binnen ses weken nicht weder up, man verdelt ime sin borchlen, it ne neme ime echtnot. Kumt aver die borgere uppe die burch binnen ses weken, unde blift he ene nacht dar uppe, man ne mach ime nicht verdelen sin borchlen. Bringt aver ine die herre mit ordelen weder up, so ne mut he nicht afvaren mit gesinde ane des herren orlof.

§ 6

Recht len unde borchlen mach en man mit ener lenunge untvan, deste he beider lenunge sünderliken getüch hebbe.

§ 7

Wirt en burch mit gewalt gebroken, oder let sie die herre togan, oder wert sie gebroken um ungerichte dar die borgere unscüldich an is, he ne sal sines borchlenes dar umme nicht darven. Sin burchlen si die wile sin rechte len, wente die burch werde weder gebuwet mit muren oder mit planken, also verne dat man sie mit eneme dore besluten moge. Doch ne mut man nene burch weder buwen die mit ordelen gebroken wert.

§ 8

Of die burch unde dat burchlen in ene gewalt nicht ne horet, unde na des herren dode sünderliken herren ledich werdet, unde dat burchlen getveiet wert von der burch, die borgere volgen irme borchlene dar't horet, wende it is denne ire rechte len, sint sie der burchsate dar af ledich sin.

§ 9

Of die herre sime borgere untseget, sin borchlen si sin rechte len, sunder sinen hof uppe'r burch, unde volge dar mede an den overen herren, alse hir vore gesproken is, unde sin gebu sal man ime gelden.

§ 10

Nen man ne mach recht len up ener burch bereden, dar die herre dorwarden unde wechtere bekosteget.

 

 

Artikel 73

§ 1

Belehnung mit einem Zinsgute unter Vorbehalt der darauf ruhenden Dienste

Verliet hie herre en gut dar die tinsgelden to geboren sin, oder sik in dat tinsgelt gekoft hebben, unde itsvat dienstes dar af sint plichtich to dunde, dat dienst mach die herre ledich behalden, of he't ut besceidet svenne he't gut verliet.

§ 2

Auf Freigütern liegt kein Dienst

Is aver en vri gut dar nieman tinsrecht an ne hevet noch dar to geboren is, unde bestadet he dat gut eneme gaste, vorderet deme jeman dienst tu oder bede oder herberge, man dut ime unrechte, wende he n'is nicht plichtich to dunde dar von, wen als he weder sinen herren bedinget hevet. Gerichte sal aver he dar von süken unde senet.

 

 

Artikel 74

§ 1

Übergabe des Gutes ohne Belehnung

Hevet en man gut in geweren sunder lenunge von vormuntscap sines wives oder kindes, oder let en man sime brudere sin gut in sine gewere ane des herren willen unde ane sine witscap, stirft die belende man die wile, jene die süsgedane were dar an hevet sprict he dar len an, dat ne mach he al ene uppe'n hilgen nicht behalden, he mut it getügen, of jene die't gedinge dar an hadde oder die herre deme it ledich wert büt dat to getügene, dat sin man dat gut in sines lenes geweren hadde want an sinen dot.

§ 2

Beweis der Gewere

Lenes geweren mut man getügen mit ses mannen des herren. Ene blote gewere getüget en man selve sevede mit unbesculdenen lüden an irme rechte, svie sie sin.

 

 

Artikel 75

 

§ 1 und 2: Weiberlehn mit Vormundsgewere eines Mannes

§ 1

It is gut, dat en man der vrowen vrünt ire gut mit ire untva, durch dat, of ir herre stirft, unde dar die vrowe nicht volgen ne mach durch dat sie des herscildes darvet, dat die man volge deme gude na sime rechte, wende he den herscilt hevet. Svelk ir dirre tiver den anderen overlevet, die hevet lenrecht an deme gude jegen den herren die't in gelegen hevet. Hevet it aver die man to der vrowen hant untvangen unde anderes nicht, na der vrowen dode ne hevet he dar nicht rechtes an.

§ 2

Of dit gut kumt an enen anderen herren, leit he't in beiden als he durch recht sal, wende sie beide en lenrecht dar an hebbet, so hebbet sie't von deme herren also sie't von deme erren herren hadden. Versprikt aver die herre der vrowen volge, unde liet he't dem manne al ene, die hevet en vul lenrecht an deme gude to liene unde to latene mit der vrowen willen, durch dat sie in den geweren sit, unde he mach it erven uppe sine kindere.

§ 3

Weiberlehn mit Vormundsgewere eines Mannes, das der Herr als heimgefallen anspricht

Sprikt en herre ener vrowen gut an dat sie in geweren hevet, oder jemans die des herscildes darvet, unde seget it im die herre ledich von enes sines mannes dode, unde seget it ire die vrowe von eneme anderen die noch levet, geweret sie die herre des gudes alse lenrecht is, die vrowe behalt dat gut.

 

 

Artikel 76

 

§ 1 und 2: Verfahren des Mannes, dem der Herr Rechtes weigert

§ 1

Die man mut sinen herren wol panden umme scult unde vor gerichte beklagen, dar he ime rechtes umme geweigeret hevet vor sinen mannen, unde he des getüch hevet.

§ 2

Rovet aver die herre sinen man, he mut dat wol unde jewelk ungerichte up ine klagen vor sime lantrichtere, unde mut sik ime wol weren, unde ne darf ime nicht laten sin gut, of he den herren sinen mannen also verne beklaget hevet dat he ime rechtes geweigeret hevet.

§ 3, 5, 6 und 7: Folgen und Weise des Aufsagens der Treue

§ 3

Of die man sime herren untseget, dat gut is deme herren ledich dat he von ime hadde. Untseget ok die herre dem manne, he hevet dat gut verloren dat die man von ime hadde, it ne si des herren egen, unde die man volge dar mede an den overen herren alse it buk hir vore leret. Is it aver enes herren egegn, oder hort it in en goddeshus dar't nicht ut komen ne mach, unde die man nicht vorbat dar mede volgen ne mach, dat gut sal die man behalden ane dienst to sime live, unde erft it an sine kindere unde mach dar lenrecht mede dun, of die herre dem manne untseget unde die man deme herren nicht.

§ 4 und 8: Verlust und Wiedergewinn des Gedinges mit sammt dem Gute

§ 4

Svie sime herren sin gut uplet oder untseget, oder ime verdelt wert sogedan gut alse he von ime hevet, die sal darven allerhande gedingetes mit sament deme gude dat he von ime hadde.

§ 5

Die man ne sal deme herren noch die herre dem manne durch recht nicht untsecgen, wan he selve ime selven, unde dar na ne sal ir nen deme anderen scaden binnen enem dage unde ener nacht.

§ 6

Büt aver die herre sine samnunge up den man oder die man uppe den herren er he ime untsecge, unde untseget he ime denne als he sik geredeget hevet to jenes scaden, unde veret he up ine mit der samnunge, he dut weder sine trüwe, wende die herre sineme manne noch die man sime herren mit rade noch mit dat nicht scaden ne sal, ir en untsecge deme anderen. Herren unde mannes valsche rat geliket wol ungetrüwer dat.

§ 7

Bedet die man geleides sinen herren to ime unde von ime to komene svenne he ime untsecgen wel, dat sal ime die herre geven. Weigeret he's ime mit unrechte, so mut ime die man wol untsecgen to sime nesten hus oder to sime nesten hove, so dat it die horen die dar binnen sin, oder he sal ime untsecgen dar die vorsten unde die herren von'me lande degeding hebben, unde sal laten sime herren sin gut in der selven stat. Disses untsecgenes sal die man getüch hebben an tven des herren mannen, of he's bedarf, unde ne sal deme herren nicht scaden binnen ses weken. Dat selve do die herre of he sime manne süs untseget. Wel is aver die man besaken dar na, dat he sime herren untseget hebbe alsüs, des mut die man bat unsculdich werden, den is die herre ine vertügen müte, he ne hebbe ime untseget in sine jegenwarde, unde of die herre denne sin gut hevet verlegen dar he to jegenwarde was.

§ 8

Tüt en man sin gut ut dat ime verdelt was jegen sinen herren, die hevet al gedinge dat he ime gelegen hadde mede utgetogen. Liet aver ime die herre dat gut anderwarve dat he mit rechte verloren hadde, an'me gedinge ne hevet he nicht dat he ime gelegen hadde, he ne vntva't anderwarve na gedingetes rechte.

 

 

Artikel 77

 

Bauermeisterlehn

Len to burmeisterscap gelegen erft die burmester uppe sinen sone, al darve he des herscildes, unde volget dar mede an enen anderen herren; nicht ne mach he't aver verlien. Mit deme lene mach man ine ok wisen an enen anderen herren. Nenen herren ne mach he verspreken an der volge, it si wif oder man. Von deme lene ne mach he weder getüch sin noch ordel vinden over enen man die vulkomen is an dem herscilde.

 

 

Artikel 78

§ 1

Angebliche Zeitlehne

Al lenrecht hebbe ik to ende bracht. Doch secget summe lüde, dat mer lenunge sin die ende nemen to besceidener tiet, alse scilt len dat sal ende nemen mit deme scilde, unde buwe len dat sal enden als die man dar nicht mer uppen sit. Dit is allit unrecht, wende al lenunge die de herre dem manne dut, die sal he ime geweren to sime live, he ne late't up, oder it werde ime mit lenrechte verdelt.

§ 2 und 3

§ 2

Schlussrede

Recht würde lichte besceiden, ne were der so vele nicht die unrechtes laget, unde unrechte dut durch iren vromen, unde dat sie denne to rechte secget. Dede man't in, it düchte sie unrecht, wende't n'is nieman so unrecht, it ne dünke ime unbillik of man ime unrechte du. Dar umme bedarf man manichvalder rede, er man die lüde des in künde bringe war an man unrechte do, unde er man sie lere wo sie mit rechte unrechte verlecgen unde weder an recht bringen.

§ 3

Svie to allen dingen gerne rechte sprict, he gewint dar mede manigen unwilligen man. Des sal die vrome man sik gestrosten durch got unde durch sine ere. Dit buk wint ok manegen vient, wende alle die weder gode unde weder rechte strevet, die werdet dissem buke gram, wende in is leit, dat recht immer geopenbaret wert, wende ire unrecht dar von scinbare wirt.

 

 

Artikel 79

 

§ 1-3: Befreiet Reichsdienst von andern Pflichten?

§ 1

Svenne en herre degedinget sinen manne to lenrechte, unde sinen mannen gebut mit ordelen dar to komene, binnen den degedingen ne mach he nen ander degeding utlecgen, dat he in gebieden moge to sukene. In ne mach ok nen ander ire herre degedingen binnen deme degedinge, wende sie in des rikes dienste sin, die wile sie irme herren lenrechtes helpen solen von des rikes halven von irme gude. Dit muten sie aver uppe'n hilgen geweren, sie selven oder ire boden.

§ 2

Wert aver des rikes hervart oder hofvart mit ordelen utgeleget, unde wert sie jeneme mit ordelen geboden to rechter tiet deme sin herre to lenrechte gedegedinget hevet, he is des degedinges ledich, wende't ime des rikes not benimt, deste die not besceneget werde to'me lenrechte als it recht is.

§ 3

Lantrechtes aver ne mach en man mit des rikes dienste nicht ledich werden, wende he mut lantrecht dulden over sik, die wile he in's rikes dienste is.

 

 

Artikel 80

 

§ 1-4: Verhalten des Mannes, den der Oberherr an einen niedern Herrn weiset

§ 1

Svie an den overen herren sint lenunge oder wisunge mit sime gude, wiset he ine denne an sines herren ungenot, so die man dat irst irveret binnen der jartale dat he volgen sal, so sal he die wisunge wederspreken vor den overen herren. Wel die herre, he mut tohant secgen war umme he nicht volgen ne sole; wel he aver, he mach ime degedingen dar umme vor sine man to enem male unde nicht mer, dar ne werde ordel gesculden oder ordeles vrist mit rechte gewunnen. So mut die man secgen, weder he die wisunge verspreke mit der ergeren bort oder mit manscap, dar sik jene mede genederet hebbe an dene man in wiset, oder sin vader oder sin eldervader.

§ 2

So vrage die herre enes ordeles, of he jenege rede gedan hebbe die ime helpende si. Vint man to rechte he ne hebbe, so mut he volgen an jenne oder he mut dat ordel scelden. Vint man to rechte he hebbe rechte rede, deste he ir mit getüge vulkome, hevet he denne die wisunge versproken mit der ergeren bort, dat mut he getugen selve sevede unbesculdener lüde an irme rechte svie sie sin; hevet he die wisunge versproken mit manscap dar he sik mede genederet hebbe die, an dene man in wiset oder sin vader oder sin eldervader, dat mut he getugen selve dridde sogedaner lüde die to'me herscilde geboren sin, sie sin des herren man oder ne sin. Sint sie des herren man, die herre sal sie beplichtegen to'me getüge bi sinen hulden; ne sint sie sine man nicht, sie muten jeneme gestan an'me getüge mit irme eide, dat die herre an den man in wiset sines erren herren genot an'me herscilde nicht ne si.

§ 3

Kumt jene vore an dene die getüch gat, unde büt he sine unscult dar vore to dunde, he ne mach des mannes getüch mit siner unscult nicht breken. Büt he san sinen getüch dar to, dat he sines erren herren genot wol si an bort unde an'me herscilde, he ne mach mit sime getüge jenes getüch nicht verlecgen, wende die man mut bat sik selven unde sin gut deme herren mit getüge untbreken, denne die herre mute ine unde sin gut under sik tien mit sineme getüge.

§ 4

Svie mit ordelen ane getüch sines herren wisunge verleget, den mut die herre wol wisen anderwarve. Svie die wisunge aver mit getüge verleget, dene ne mut die herre niergen wisen unde mut it ime selven lien, wende die man n'is nicht plichtich to getügene dicker denne enes umme en gut jegen sinen herren.

 

―――――