Kurt Tucholsky
1890 - 1935
Das Lächeln der Mona Lisa
Seite 375-376 der Erstausgabe
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Was kosten die Soldaten?
Wir haben Lungenkranke,die brauchten Berg und Schnee;sie heilen –? Kein Gedanke!Wir brauchen die Armee.Da kostet jeder Jungemit Stiefel und Gewehrpro Mann eine Lunge –!Das ist unser Heer.
Von dem, was die verschwenden,von dem, was da veraast:könnten wir Gutes spenden,wo die Schwindsucht rast.Der Proletarierjungekrepiert so nebenher . . .Pro Mann eine Lunge –das ist unser Heer.
Es fällt durch graue Scheibenein trübes Tageslicht;die Kranken, die da bleiben,überleben den Sommer nicht.«Zeigen Sie mal die Zunge!Na ja – das wird nichts mehr!»Pro Mann eine Lunge –das ist unser Heer!
Sie haben Feldgeschütze,Schiffskreuzer und Musik;in schwarz-rot-goldner Mützebezahlts die Republik.Sie setzen an zum Sprunge.Sie sind das Militär.Sie stehlen uns Herz und Lunge.Wann – Junge! Junge! –wirfst du sie in hohem Schwungeihrem Kaiser hinterher –?
Zuerst erschienen in: Die Weltbühne, 20.11.1928, Nr. 47, S. 764 unter dem Pseudonym Theobald Tiger |