Kurt Tucholsky
1890 - 1935
Das Lächeln der Mona Lisa
Seite 337-339 der Erstausgabe
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Was ist im Innern einer Zwiebel –?
Nun nimmt wohl bald der Bauer Geld aus der Schatullenund macht sich auf mit seiner Kuh zum Bullen -mit seiner Kuh.
Nun wirft wohl diese Kuh ein Kälbchen sonder Schaden,und dieses Kälbchen legt dort einen runden Fladen -das Kälbchenvon der Kuh.
Nun wächst aus diesem Fladen auf der Ackerkrumewohl bald die schönste rote Bauernblume -aus dem Fladenvon dem Kälbchenvon der Kuh.
Nun hüpft wohl bald ein Stubenmädchen in dem Grase,pflückt einen Strauß für ihr Hotel und stellt in eine Vasedie Blumenaus dem Fladenvon dem Kälbchenvon der Kuh.
In diesem so geschmückten Raum - denn sieh, er hat ihnja vorbestellt - liegt froh der heitere Hochzeitsreisende bei seiner Gattin -in Zimmer 28mit den Blumenaus dem Fladenvon dem Kälbchenvon der Kuh.
Und hier empfängt sie einen anfangs anonymen Knaben,sie trägt ihn aus, gebärt - er ist von großen Gaben -von den Hochzeitsreisendenaus Zimmer 28mit den Blumenaus dem Fladenvon dem Kälbchenvon der Kuh.
Der Knabe reift heran, erbt einen ganzen Batzenund gründet sich ein Etablissement für Bett-Matratzen -der Sohnder Hochzeitsreisendenaus Zimmer 28mit den Blumenaus dem Fladenvon dem Kälbchenvon der Kuh.
Nun schneuzt sich breit sein erster Vorarbeiter,wischt sich den Bart und pinselt flötend weiter -in der Fabrikdes Sohnesder Hochzeitsreisendenaus Zimmer 28mit den Blumen aus dem Fladenvon dem Kälbchenvon der Kuh.
Der Vorarbeiter hat das Bett lackiert. Nun nimmt er einen Schluck.In diesem Bett tu ich den letzten Atemzug.
Zuerst erschienen in: Die Weltbühne, 21.01.1929, Nr. 4, S. 141 unter dem Pseudonym Theobald Tiger |