Kurt Tucholsky
1890 - 1935
Fromme Gesänge
Seite 113-114 der Erstausgabe
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Das Königswort
Dies ergötzte hoch und niedrig:Als der edle König Friedrich,August weiland von ganz Sachsen,tat zum Hals heraußer wachsenseinem Volk, das ihn geliebt,so es billigen Rotwein gibt –als der König, sag ich, merkte,wie der innre Feind sich stärkte,blickt er über die Heiducken,und man hört ihn leise schlucken..Und er murmelt durch die Zähne:«Macht euch euern Dreck alleene!»
Welch ein Königswort! Wahrhaftig,so wie er – so voll und saftigist sonst keiner weggegangen.Wenn doch heute in der langenlangen Reihe unsrer Kleber,Wichtigmacher, Ämterstreber,einer in der langen Kettenur so viel Courage hätte,trotz der Ehre und Monetenschnell gebührend abzutreten!O, wie ich sein Wort ersehne:«Macht euch euern Dreck alleene!»
Edler König! Du warst weise!Du verschwandest still und leisein das nahrhafte Zivil.Das hat Charme, und das hat Stil.Aber, aber unsereiner!Sieh, uns pensioniert ja keiner!Und wir treten mit GefühleTag für Tag die Tretemühle.Ach, wie gern, in filzenen Schuhenwollten wir gemächlich ruhen,sprechend: «In exilio bene!Macht euch euern Dreck alleene!»
Zuerst erschienen in: Die Weltbühne, 24.04.1919, Nr. 18, S. 483 unter dem Pseudonym Kaspar Hauser |