BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Heinrich Lautensack

1881 - 1919

 

Cabaret - Schwank und Satire

 

Weitere Jugendgedichte

 

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Wiegenlied

 

Müssen alle Menschen schlafen

vor und um und in der Stadt.

Weil der Himmel Lichter hat,

weil sich zwei Verirrte trafen.

Keiner darf die beiden

schauen in erhellter Nacht.

Wenn mein Kind vom Schlaf erwacht,

müssen die Sterne scheiden.

 

Hat des Tages Mär ein Ende,

hebt die Nacht mit Wundern an.

Werden Türen aufgetan,

reichen hohe Himmel Hände.

Will ein Blühen werden –

ist ein Ringen: Leib an Leib.

Wird ein Singen: Mann und Weib –

ist ein Glück auf Erden!

 

Singet Groß und Alt den Kleinen,

unsern lieben Kleinen Ruh.

Machet, daß die Äuglein zu,

daß die Kleinen nimmer weinen.

Irgendwo im Dunkel

liegt ermattet Leib an Leib.

Ruhen selig: Mann und Weib

unter Sterngefunkel.

 

 

Unter dem Titel «Mann und Weib» 1919 in den «Erotischen Votiftafeln»