BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Else Lasker-Schüler

1869 - 1945

 

Der Wunderrabbiner von Barcelona

 

1921

 

____________________________________________________________

 

 

 

GOTT HÖR . . . .

 

Um meine Augen zieht die Nacht sich

Wie ein Ring zusammen.

Mein Puls verwandelte das Blut in Flammen

Und doch war alles grau und kalt um mich.

 

O Gott und bei lebendigem Tage

Träum ich vom Tod.

Im Wasser trink ich ihn und würge ihn im Brot.

Für meine Traurigkeit fehlt jedes Maß auf deiner Waage.

 

Gott hör, in deiner blauen Lieblingsfarbe

Sang ich das Lied von deines Himmels Dach.

Und wurde doch für deinen ewigen Hauch zu wach.

Mein Herz schämt sich vor dir fast seiner tauben Narbe.

 

Wo ende ich, o Gott, denn in die Sterne,

Auch in den Mond sah ich in alle deiner Früchte Tal.

Der rote Wein wird schon in seiner Beere schal

Und überall die Bitternis in jedem Kerne.

 

 

 

DER WUNDERRABBINER

VON BARCELONA

 

 

 

 

DIE BEVÖLKERUNG VON BARCELONA befleißigte sich in den Wochen, die Eleasar in Alt-Asien in frommen Betrachtungen verlebte, die Juden zu verfolgen. Sie waren es wieder, die den Handel mit übermäßigen Preisen den spanischen Kaufleuten erschwerten, zu gleicher Zeit aber mit ihrem Erlöserehrgeiz sich breit machten in den unteren armen Schichten der Stadt. Apostelgestalten predigten Gleichheit und Brüderlichkeit und sie brachen ihr Herz in der Brust und reichten es den Armen wie Jesus von Nazareth unter ihnen teilte seines blauen Herzens Brot. Doch wie sich auch die Juden gebärdeten, sie erregten Ärgernisse, die im Grunde von einem einzigen enttäuschten Spanier herrührten, der irgend eine ungünstige Auseinandersetzung mit einem Hebräer erlebt hatte, und in das Volk geschickt gespielt wurden. Eleasar, der Wunderrabbiner, kehrte auch in diesem Jahre zur gegebenen Zeit nach Barcelona zurück. Sein ehrerbietiger Kopf rätselhaft wie durch die Lupe vergrößert und verwirklicht, neigte sich umrahmt im Bogenfenster des Palastes freundlich jedem Vorüberschreitenden zu, ob Jude oder Christ. Von Eleasar flüsterte bange die ganze spanische Stadt. Gabriel sei er, der große Erzengel, nie gestorben; seines Bartes unzerrinnbarer Schnee umhülle die Bundeslade. Den Juden aber war Gabriel kenntlicher; oft sahen sie den Wunderrabbiner lächeln; einmal klatschte er jubelnd in seine feinen langen Hände und gar im Gebet vor dem Altar, er hatte Jehovah gesehen ... und wurde – ein Kind. Von ihren Vätern vererbt, trugen die alten Juden den Tag in ihrer Herzen Kalender verzeichnet, an dem ihr höchster Rabbiner ihnen geboren ward. Am 7. des Monats Gâm wallfahreten Kinder und Kindeskinder und Kindeskindeskinder oben auf den Hügel in den Judenpalast, ihrem Wunderpriester Zweige der Wälder zu bringen, die behangen waren mit Beeren, süßen und herben, denn Eleasar liebte die wildwachsende Koralle, atmete mit Vorliebe ihren Duft, um sich dann an dem reinen Fleisch der bescheidensten Früchte zu sättigen und zu erfrischen und er alle andere Speise verteilen lassen konnte den Bedrängten Barcelonas. In diesem Jahre aber beabsichtigten die Juden nicht länger ihrem heiligen Juwel die Leiden, die ihrer in seiner Abwesenheit alljährlich erwarteten, vorzuenthalten, da er sein großes Angesicht der Stadt entwand. An demselben nebeltauen Abend in einem Keller versammelt, beschlossen die bedrängten Edeljuden diese Welt zu verlassen. Überall verstreut, eingepflanzt, der Teige Zutat, sie zu süßen überdrüssig, um eines bitteren, geringfügigen Beigeschmacks ein ganzes Volk, schon seit Jahrtausenden gedemütigt zu werden. So empfanden die geplagten Juden dumpf ihr Geschick. Höher stieg in allem die Sehnsucht nach dem verlorenen Lande, das ihnen etwa auch nur verpachtet gewesen war, und jeder von ihnen benetzte feierlich das Beet seiner Erinnerung; wo sie landen würden, konnte ihnen auch nicht ihr Wunderrabbiner verraten; hatten doch einige jüngere Juden Wurzel gefaßt in Spaniens Erde berückendem Rosenrausch, auch ihre Schwestern mit den Jerusalemsaugen schmerzlich erweckt den Christ. Aber der besorgten Gemeinde antwortete Eleasar: „Wer das gelobte Land nicht im Herzen trägt, der wird es nie erreichen.“ Und dieser Gott erschlösse allen Menschen sich als ihre uredelste Eigenschaft. Und auf die Frage, wie es dann geschehen könne, da die vielen Geschöpfe so gottlos wären, meinte der höchste Priester innig bedauernd, es wüßten nur wenige ihres Gottes Gärtner zu sein, ihre wertvollsten Keime zu ehren und zu pflegen. Es kein größeres Verarmen gäbe auf Erden, verkümmern zu lassen die himmlische Blüte des Herzens.

 

 

Immer wenn Eleasar der Wunderrabbiner den ehrfürchtigen Namen Jehovah rief, vernahmen ihn andächtig die Juden bis in den Weizenkorn ihres Pulses und es erwachten alle ihre guten Taten und sie bereuten ihre schlechten Handlungen. Die Spanier aber verschlossen ihr Ohr dem erlösenden Laut, der die Schläfen der Juden ritzte, sie zu tränken mit göttlicher Lymphe und manchem erschütterten zum Preis einen Blutstropfen entzog. – Es lebte eine Dichterin im Judenvolke Barcelonas, Tochter eines vornehmen Mannes, der mit dem Bau der Aussichtstürme der großen Städte Spaniens betraut war. Arion Elevantos im Wunsch nach einem Bauerben erzog Amram seine Tochter wie einen Sohn. Amram bestieg jeden frühen Morgen mit ihrem Vater die Neubauten, die höchsten Gerippe der Stadt, daß sie oft glaubte, bei Gott zu Gast gewesen zu sein. Auch hatten ihre Augen groß geschaut in die Höhle der Kuppel, die aus Libanonholz und purem Gold Arion wölbte über das Dach des herrlichen Hauses von den reichen Juden gespendet, ihren Wunderrabbiner zu schirmen vor Ungemach. Beim Herabsteigen der Leiter, die von der noch unbefestigten Krone führte, stürzte die voreilige kleine Amram vom heiligen Bau auf sandigen Hügel, worauf Pablo, des Bürgermeisters Söhnchen spielte. Und der Knabe dachte, die bleiche Amram sei ein Engel, der vom Himmelreich aus einer Wolke gepurzelt sei und staunte sie an. Seitdem lächelte Amram im Traum, immer wenn Pablo an sie gedacht hatte.

 

„Pablo nachts höre ich die Palmenblätter

Unter deinen Füßen rascheln.

 

Manchmal muß ich sehr weinen

Um dich vor Glück –

 

Dann wächst ein Lächeln

auf deinem lässigen Lide.

 

Oder es geht dir eine seltene Freude auf:

Deines Herzens schwarze Aster.

 

Immer wenn du an Gärten vorbei

Das Ende deines Weges erblickst, Pablo,

 

– Es ist mein ewiger Liebesgedanke,

Der zu dir will.

 

Und oft wird Schimmer vom Himmel fallen

Denn es sucht dich am Abend mein goldener Seufzer.

 

Bald kommt der schmachtende Monat

Über deine holde Stadt;

 

Unter dem Gartenbaum hängen

Wie bunte Trauben die Vögelscharen,

 

Und auch ich warte verzaubert

Von Traum behangen.

 

Du stolzer Eingeborener, Pablo,

Von deinem Angesicht atme ich fremde Liebeslaute;

 

In deiner Schläfe aber will ich meinen Glücksstern pflanzen,

Mich berauben meiner leuchtenden Blüte.“

 

Dem heranwachsenden Senor erschienen unvermutet Zeichen in alter Harfenschrift, deren Deutung ihm die Beamten, seines Vaters Untergebenen höhnend als die Schrift eingebissener, verstockter Juden bezeich- neten, die mit auflehnenden Schriften seinen Vater, den oberen Ratsherrn, belästigten. Gerne hätte der Bürgermeistersohn an den Palast des Wunderrabbiners gepocht, ihn seiner unerschütterlichen Gefühle Hochachtung für sein Volk zu versichern, aber er fürchtete das Gerede der Stadtleute und vor allem seines Vaters Zorn. Einmal jedoch folgte er in Verkleidung einer Judenkarawane, die sich auf den Hügel in den Judenpalast begab, und fühlte noch im Herzen die Wohltat des Segens. Die Synagoge gestatteten die Spanier nur mit Vorbehalt zwischen den Häusern ihrer Stadt und empfanden dieses fremde Glied, ein scheuer Bau auf ihren Wegen. Hinter einem Gasthaus versteckt, in dem spanische Studenten mit den oberen Räumen tanzten und lärmten, oder zwischen den Wänden Fechtübungen abhielten, lag das rätselhafte Bethaus der Juden. Manchmal trampelte die ausgelassene Schar vom heißen Wein entzündet an die Tür der Synagoge am Freitagabend. Die Frauen hinter den Gittern bebten leise, und Amram fühlte einen fremden Erdteil wachsen zwischen sich und dem Senor Pablo, dem Bürgermeistersohn. Die Gebote der Gebetbücher der Juden wurden von außen nach innen gelesen, ihre Judenaugen mußten darum vom Beginn ihrer Ausgeburt anders wie die der gesamten Völker gerichtet worden sein. Augen, die sich nicht am Ziel zu bleiben getrauten, Augen, die sich versteckten in des Buches Heftung, sich flüchteten immer zurück in den Spalt. „Augen, die stehlen“ – meinte der Bürgermeister betonend zu seinem erbleichenden Sohn. Denn der gedachte der Heimlichkeit der Stunde, wie sie noch Kinder waren und Amram, seine „Braut“, diese Engelin der Heerscharen gegürtet, im Auge das Licht, ihm erzählte, sie habe wie der Prophet den Ägypter, der den Juden in seinem Sklavenjoch mißhandelte, den Schneider mit ihrem kleinen Dolch ermordet und ihn verscharrt in den Sand. Schneider nannten die Kinder den dünnbeinigen, knochigen Zuckerwarenhändler, der hinter der Schule seinen kleinen Laden verwartete und berüchtigt war, sich an Judenkindern oft vergangen zu haben. Er bezichtigte die unschuldigen Geschöpfe des Diebstahls, indem er vorher wie ein Hexenmeister Naschwerk in ihre Taschen zu zaubern verstand. Drohend, den Eltern ihre Verbrechen zu übermitteln, ließen die jungen, jammernden Opfer, die er in ein dumpfes Kellerloch ins Erdgeschoß zerrte, die schmutzigen Lüste mit sich geschehen.

 

 

Eines Tages stand ein großes Schiff auf dem Marktplatz. Menschenmühen, P[f]erde und Ochsenkraft vermochten das rätselhafte Fahrzeug nicht zu entfernen aus der Stadt, das den Handel beeinträchtigte und seinen Markt. Aber die erregten Spanier rieten ihrem Bürgermeister, den alten Gabriel zu befragen, den weisen Zauberer, und sie zeigten auf das glitzernde Judenhaus, seine Fenster bluteten lauter Sonne. Und die spanischen Patrizier, die Bürger, Arbeiter, auch viele Juden, an der Spitze Pablos geschätzter Vater, der Bürgermeister Barcelonas, standen vor dem Tor des goldenen Palastes, überwunden hatten sie in ihrer Geschäftigkeit ihre unerklärliche Scheu. Um Eleasar aber weilten schon vom Vorabend her die kleine artige Gesellschaft der Juden Ältesten, die den Beschluß gefaßt hatten, ihrem Wunderrabbiner ihre Befürchtungen schonend kund zu tun; ihn zu bitten, in diesem Jahre die Stadt nicht zu verlassen. Von der gesegneten Höhe aus, sah man Barcelona menschenleer, ausgespeist im Tale liegen. Nur des Bürgermeisters großer langbehaarter Hund, Abra- ham, eilte unruhig durch die Stadt, durch Barcelonas Straßen, immer wieder das Schiff beschnüffelnd, das die Sehnsucht zweier tiefer Menschen erhört hatte über Nacht. Am offenen Steuer in der Sonne spielten unbekümmert Senor Pablo und Amram, die Judendichterin, genau so wie sie auf dem heiligen Hügel vor Eleasars Palast nach dem kleinen Unfall sich freuten als Kinder so oft ihrer Einfälle. Verklärt von übergroßer Liebe blieben sie unsichtbar hinter dem Fittich des Segels. Und der Hund nur war Augenzeuge gewesen, wie der ungeheure Meeresbote von der Liebe bewegt, leicht über den Marktplatz, durch die Straßen der Stadt, die sich andächtige Arme ausbreiteten, dann durch das Tor behutsam wie ein feierlicher Brautwagen verschwand. Eleasar weigerte sich, das Oberhaupt mit dem Massengefolge zu empfangen, denn was half es, zu Schlafenden zu reden! Auch die kleine Zahl der Juden, die sich nicht verhalten und getragen betrugen, wie es Erben eines alten Volksgeschlechtes gebühre, sorgten ihn, bestärkt von den Erzählungen der Juden Ältesten, die sich aus der Gartenpforte des höchsten Palastes unbemerkt entfernt hatten. In der Nacht begann, durch die Weigerung des Wunderrabbiners aufgereizt, die Christen fühlten sich nun berechtigt, der Pogrom. Gabriel, der falsche Erzengel, der böse Zauberer, schrien die Spanier, ihre Fäuste reckten sich auf zum Hügel, habe das große Schiff aus seinem Meere gelockt, und ihm zu diesem Spuk kein anderer beigestanden wie Arion Elevantos, der die Wölbungen, die Geheimnisse, die Schlichen des Judenpalastes, da er ihn gebaut habe, kenne und seines Insassen böse Kräfte, die den Atem der Barceloneser erstarren lassen konnten. In der Bibel schon verkroch der Teufel sich hinter seiner Sünden Kerbholz, und totschlagen, „Schlagt ihn tot, den alten Kuppler“!!! Die verwirrten Christen abergläubisch begnügten sich die Fenster ihres guten fröhlichen Bauherrn einzuschlagen; vergaßen, daß er den Armen Barcelonas Tausenden und Abertausenden unentgeltlich Obdach gab in seinen Bauten. Sie knebelten ihn; er aber lachte in seiner Bestürzung, wie er als Knabe aufzujauchzen pflegte, wenn ein Spielgefährt ihn packte im Räuber- und Gendarmspiel; bis das Weib des Bürgermeisters nahte und die schon betroffenen Leute aufpeitschte, den Vater der Judentochter, die ihren Sohn entführt habe, zu töten. Sie selbst ri? dem unschuldigen Opfer das Herz aus der Brust, einen roten Grundstein zu legen, daran die herrenlosen Hunde ihr Geschäft verrichten sollten. Und die Juden, die an den Namen Jehovahs immer von neuem erwacht waren, lagen alle verstümmelt, zerbissen, Gesichte vom Körper getrennt, Kinderhände und Füßlein, zartestes Menschenlaub, auf den Gassen umher, in die man die Armen wie Vieh getrieben hatte. Aber die Abendwinde, die süßen Lügnerinnen, die um des großen Wunderrabbiners Palast sangen, brachten träumerisch falsche Märchen. „An den Hecken sitzen arglos deine Söhne, Eleasar, und zählen die Tage und die Stunden, die sie von Palästina trennen, und mit Seide und Perlen sticken die feinen Töchter Davids, Kissen für deine segnenden Hände, Eleasar. Bald naht das Osterfest, und die Bäcker backen fromme ungesäuerte Brote für deinen Tisch, großer Wunderrabbiner.“ Der blätterte im Atlas der Schöpfung und las, wie in der Anfänglichkeit der Vater aus Erde und Wasser die Welt, seinen „Hochzeitsmannahkuchen“, ballte, mit allen goldenen Zutaten seines himmlischen Blutes und den Menschen der großen Weltenform entnahm und aus ihm wieder mächtig holte die Völker und Völkervölker und Völkervölkervölker und lud sie ein alle zum gemeinsamen Mahle. An seiner Seite Herzen aber setzte er die Juden, da sie ihm unter allen Völkern, gering an Zahl, nach seinem großen Wink und darum ihm verantwortlicher und zärtlicher geraten waren. “Und der allgütige Vater“, lobpreiste singend Eleasar, „pflückte einenStern von seinem Kleide, und hob das Kind unter den Völkern zu sich empor und setzte das Licht in seine braune Stirn. Mit dieser kleinen Entlichtung am göttlichen Leibe des Wächters der Welt, entfaltete der Herr die erleuchteten Juden zum Volk der Propheten, ihm zu dienen in jedem Lande, in jedem Volke, auf allen Wegen. Amen. Den großen Geschwistervölkern aber ersetzte er den erhabenen Strahl, da er ihnen Heimat bereitete zwischen dem grünen Laub der Augusterde, auf der wiegenden erfrischenden Rast des Wassers und unter dem reinen Winterschnee der Lüfte, zu wahren liebevolle Ordnung ein jeglicher Mensch weise unter den Menschen der Völker über aller Völker Menschen.“ Der große Einsiedler schloß das vergilbte Buch, deren Gebote entschlafen waren in den meisten Herzen der Geschöpfe, auch im Blute Judas. Er hatte seine Menschen lieb und immer wieder beantwortete er ihre Frage nach der Heimat mit Ausflüchten. Bedrängt, die Städte zu verlassen, in denen sie von Urbeginn bestimmt waren, Gott zu säen, flüchteten sich die noch wach gebliebenen Judengedanken in des Hohen Priesters Schoß. Aber daß Palästina nur die Sternwarte ihrer Heimat sei, wagte der Wunderrabbiner den müden Auserwählten nicht ins Gedächtnis zu rufen.

 

 

Nun die Augen Eleasars, auf Barcelona gerichtet – vom Blitz des Schrecks – spalteten sich ... weinten. „Herr, fürwahr, der Kahn auf den Wellen des Meeres erweckte deines Namens Ehrfurcht.“

 

 

In übergroßer Sehnsucht zum dritten Male in seinem Leben rief der Prophet den ehrerbietigen Namen seines Herrn. Und es erwachten die Toten der Toten vom erlösenden Laut des Namen Jehovahs. Es waren die Christen und durch sie alle Christenvölker der Christenheit. Doch er mißtraute den bereuenden Brüdervölkern und ihrer Auferweckung! Es verstimmte ihn die Allmacht seines großen Herrn.

 

אין חקר לדרכּי אדני

 

Unerforschlich sind die Wege des Ewigen ... „Hinschlachten läßt du deinen Lieblingssohn immer wieder immer, daß deines heiligen Namens Posaune die Völker der Christen erwecke, und belohnst ihre scheuß- lichen Taten mit Erleuchtung.“ Und Eleasar wartete im Vorhof seines Palastes auf Gott den ersehnten Gast. Endlich bot der Unsichtbare dar dem Ungeduldigen seine Vaterhand. Mitten im Innern des feierlichsten Gemachs aber, sah des Priesters bebender knieender Knecht, da sein großer heiliger Maestros in den erkühlten Schein der Luft griff, ihn packte wie der mutige Torero in der Arena das Horn des Stiers – und dann – auf den Steinarabesken der blutende Wunder­rabbiner lag. Der kämpfte weiter die ganze Nacht in Rätseln mit Gott; dunkelte und wand sich von ihm. An die Säulen seines Hauses rüttelte der Priester, bis sie brachen wie Arme. Ihr Dach rollte in schweren Blöcken herab und zertrümmerte die Häuser der Straßen. Ein ungeheurer Steinbruch aber, Er, der große Wunderrabbiner, ein Volk stürzte sich vom heiligen Hügel, den das goldene zerbröckelte Mosaik der Kuppel verklärte, auf die Christen Barcelonas, die den letzten gequälten Juden reuevoll zur Ruhe legten, und erlosch ihre Erleuchtung, zermalmte ihre Körper.

 

Die Engel deckten wolkenweiß zum Himmelsmahle,

Des hohen Heimgekehrten Herz nahm Gott aus seiner Schale,

Zu prüfen das geweihte widerspenstige Erz,

O Eleasars Herz rieb sich an Herz,

Entbrannte seinen Stein!

Jerusalem, in seinen Krug gieß deinen Wein

Und laß ihn gären aufbewahrt im Tale.