Friedrich Gundolf
1880 - 1931
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Der Autor
Friedrich Gundolf (Friedrich Leopold Gundelfinger), jüdischer Literaturwissenschaftler und Dichter, wird 1880 in Darmstadt geboren. Er schließt sich dem Kreis um Stefan George an und ist in Heidelberg seit 1916 Professor an der Universität. Wegen der Liebe zu Elisabeth Salomon wird sein enges Verhältnis zu Stefan George mehr und mehr belastet. Als Gundolf sie 1926 heiratet, bricht George jede Beziehung zu ihm ab und stürzt ihn in eine schwere Krise. Vergeblich versucht er in Briefen und Gedichten die Gunst des glühend verehrten «Meisters» wiederzuerlangen. 1927 erkrankt Gundolf schwer und muß sich einer Krebsoperation unterziehen. Er stirbt 1931 in Heidelberg. Obwohl der George-Kreis in mancher Hinsicht deutliche Berührungspunkte mit der nationalsozialistischen Ideologie hatte (vgl. die Texte des «Jahrbuchs für die geistige Bewegung»), werden 1933 Gundolfs Schriften von den Nazis verboten - weil er Jude war.
«... Es war das Eigentümliche der deutschen Situation seit der Judenbefreiung gewesen, daß, ganz im Gegensatz zu Frankreich und besonders England, das Judentum, soweit es schaffend oder eingreifend in deutscher Sprache vortrat, dies stets in fortschrittlichem, wenn nicht revolutionärem Sinne getan hatte. In dem Kreise, der sich um Stefan George im Laufe der 90er Jahre bildete, bot sich den Juden zum ersten Mal die Möglichkeit, ihre konservativen Tendenzen in fruchtbare Beziehung zum Deutschtum zu setzen. Unter denen, welche Georges Lehre von der priesterlichen Sendung des Dichters, seinen Hinweis auf Nietzsche, Hölderlin, Jean Paul, auch auf katholisches Erbgut, aufnahmen und kommentierend bekräftigten, stehen als Juden an erster Stelle Karl Wolfskehl (geb. 1860) und Friedrich Gundolf (geb. 1880)...» (Walter Benjamin in: Encyclopaedia Judaica, Berlin 1928)
Das Werk
Caesar in der deutschen Litteratur (1903) >>> Romantiker-Briefe (1907) >>> Lebenserinnerungen aus dem Kreis der Romantik (1908) >>> Jahrbuch für die geistige Bewegung (zusammen mit Friedrich Wolters, 1910/12) Shakespeare und der deutsche Geist (1911) >>> Hölderlins Archipelagus (1911) >>> Goethe (1916) >>> George (1920) >>> (Dritte erweiterte Auflage 1930) >>> Dichter und Helden (1921) >>> Heinrich von Kleist (1922) Johannes von Müller, Geschichten schweizerischer Eidgenossenschaft (1923) >>> Martin Opitz (1923) >>> Caesar (1924) >>> Hutten, Klopstock, Arndt (1924) Andreas Gryphius (1927) Shakespeare (1928) Paracelsus (1928) Lessing (1929) Gedichte (1930) Bürgers Lenore als Volkslied (1930) >>> Romantiker (1930/31) Rede zu Goethes 100. Geburtstag (1931/32) >>> Adalbert Stifter (1931) >>> Ein Gelegenheitsgedicht von Brockes (1931) >>> Goethe und Walter Scott (posthum 1932) >>> Shakespeare in deutscher Sprache (Übersetzungen) Briefe >>>
Sekundäres
Friedrich Gundolf (Wikipedia) |