Die Autorin

Karoline „Carry“ Brachvogel, geborene Hellmann, wird am 16. Juni 1864 in München als Tochter des durch seine frühere Tätigkeit in Venezuela wohlhabend gewordenen jüdischen Kaufmanns Heinrich Hellmann geboren. Nach dem Besuch des Höheren-Töchter-Instituts heiratet sie 1887 den Journalisten Wolfgang Brachvogel und sie haben zwei Kinder, Feodora und Heinrich Wolfgang, die 1888 und 1889 geboren werden. Doch 1892 trifft Karoline ein schwerer Schicksalschlag: ihr Mann stirbt bei einem Badeunfall im Tegernsee. Um den Lebensunterhalt für sich und die Kinder zu sichern, geht sie nicht wie üblich eine Versorgungsehe ein, sondern verwirklicht ihren Jugendtraum und beginnt zu schreiben. Bereits 1894 wird ihr Drama „Vergangenheit“ in Frankfurt uraufgeführt, ein Jahr später erscheint im Fischerverlag ihr erster Roman „Alltagsmenschen“, das Schicksal einer jungen Frau im München des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Darin und in vielen späteren Werken prangert sie das realitätsferne Frauenbild der Zeit an, wie es in Blättern wie der „Gartenlaube“ weiter kultiviert wird. Um 1894/95 gründet sie einen literarischen Salon, der bald ein bedeutender literarischer Treffpunkt wird, und ihre schriftstellerischen Erfolge machen sie zu einer wichtigen Persönlichkeit der Münchener Literaturszene. 1903 wird sie Mitglied im „Verein für Fraueninteressen“ und engagiert sich in der bürgerlichen Frauenbewegung. 1913 gründet sie zusammen mit Emma Haushofer-Merk den „Verein Münchner Schriftstellerinnen“ und übernimmt 1925 dessen Vorsitz. 1933 wird sie als Jüdin zum Rücktritt gezwungen und erhält Publikationsverbot. Auch ihr Bruder Siegmund Hellmann, Mediävistik-Professor an der Münchner Universität, später in Leipzig, verliert seine Anstellung. 1934 ein weiterer Schicksalsschlag: ihr Sohn Heinrich Wolfgang stirbt am 16. März in Berlin-Tempelhof. Am 23. Juli 1942 werden sie und ihr Bruder ins KZ Theresienstadt deportiert. Am 20. November 1942 stirbt Karoline dort, angeblich an Alterschwäche, zwei Wochen später ihr Bruder.

Carry Brachvogel, 1903 und 1938

Das Werk

Vergangenheit (Drama, 1894, verschollen)

Alltagsmenschen (Roman, 1895)

Der Erntetag und Anderes (Novellen, 1897)

Die Wiedererstandenen. Cäsaren-Legenden (1900)    >>>

Die große Pagode (Roman, 1901)

Der Nachfolger. Ein Roman aus Byzanz (1902)

Die Erben. Roman aus Neudeutschland (1904)

Die Marquise de Pompadour (1905)

Katharina II. von Rußland (1906)    >>>

Ihr Dichter und andere Novellen (1906)

Der Abtrünnnige (Roman, 1907)

Madame Mère: Lätitia Bonaparte (1909)    >>>

Der Kampf um den Mann (Roman, 1910)    >>>

Maria Theresia (1911)    >>>

Komödianten (Novellen, 1912)    >>>

Hebbel und die moderne Frau (Vortrag, 1912)    >>>

Die Könige und die Kärrner (Roman, 1912)

Gesammelte Feuilletons (1913)    >>>

Herbstspuk (Roman, 1914)

Die große Gauklerin. Ein Roman aus Venedig (1915)

Das Herz im Süden (Roman, 1916)

Schwertzauber (Roman, 1917)

Das Glück der Erde (Roman, 1919)

Eva in der Politik. Ein Buch über die politische Tätigkeit der Frau (1919)

Phantastische Geschichten und Legenden (1920)

Das Grammophon (Erzählung, 1920)    >>>

Das heimliche Herz (1921)

Das Vermächtnis der Pompadour (1921)

Das Haus mit den goldenen Giebeln. Ein Theater-Roman (1922)

Der Berg der Mütter (Roman, 1922)

Weißes Gold. Eine seltsame aber wahre Geschichte (Jugendbuch, 1923)

Im Weiß-Blauen Land. Bayerische Bilder (Feuilletons, 1923)

Der silberne Berg (Roman, 1925)

Der Pionier der Königin (Jugendbuch, 1925)

Die Tochter Marie Antoinettes, eine Bannerträgerin der Legitimität (1925)

Robespierre (1927)

Die Schauspielerin (Roman, 1927)

Das große Feuer. Historischer Roman (1929)

Zwei Ehen (Roman, 1931)

Der Mord an der Grenze (Roman, 1932)

Sekundäres

Carry Brachvogel (Wikipedia)

Carry Brachvogel (Sophie's Literature Collection)

Die Schriftstellerin Carry Brachvogel: Literatin, Salondame, Frauenrechtlerin (Judith Ritter)

Carry Brachvogel (Stadtportal München)

Carry Brachvogel (Literaturportal Bayern)

Carry Brachvogel (Süddeutsche Zeitung, 8. Juni 2021)

Ihrer Zeit voraus (Süddeutsche Zeitung, 6. März 2018)

Quellen/Kolophon