BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Irmgard Bock

* 1937

 

„So kommen auch Frauen

schon auf die verrückte Idee,

Hochschullehrer zu werden.“

 

Frauen in den Fächern

Psychologie und Pädagogik,

am Beispiel der LMU München

 

2003

 

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5.

Frauen in der Universitären Selbstverwaltung

 

Zur universitären Selbstverwaltung, gehört für mich auch die Vertretung der Studentenschaft, in der ab 1921/2 immer wieder auch Frauen mitgearbeitet haben, die aber von mir keinem Fach bzw. keiner Fakultät zugeordnet werden konnten. Die Universitätsspitze hat noch lange alle Verwaltungsarbeiten von Männern machen lassen, während die Universitätsbibliothek schon 1926 Sekretärinnen eingestellt hatte.

Auf der wissenschaftlichen Ebene ist festzuhalten, daß unsere Fakultät immer auch Frauen in den Fachbereichsrat hineingewählt hat, daß aber in die hochschulpolitisch entscheidenden Gremien von Professoren im Unterschied zu den Wissenschaftlichen Mitarbeitern keine Frau abgeordnet wurde. Wir haben zwar zwei Dekaninnen gehabt, von denen ich sagen kann, daß Frau Heuß-Giehrl, die dieses Amt vom WS 1987/8 an innehatte, von allen sehr geschätzt wurde. Und auch bei meiner eigenen Dekanatszeit konnte ich der Unterstützung der Fakultät im allgemeinen gewiß sein. Daß Frau Speck-Hamdan nach ihrer Zeit als Prodekanin aus persönlichen Gründen nicht für das Amt der Dekanin kandidiert hat, wurde allgemein bedauert. Aber im Senat war nur Frau Heuß-Giehrl Mitglied, weil während ihres Dekanats dieses Amt mit einer Mitgliedschaft dort verbunden war. Auch in die Entscheidungen vorbereitenden, wenn nicht treffenden Kommissionen für Hochschulplanung und für Haushaltsangelegenheiten wurde von unserer Fakultät nie eine Professorin gewählt. Stattdessen waren sie immer in den Kommissionen für Didaktik und für Lehrerbildung vertreten.

Seit 1988/9 gibt es das Amt der Frauenbeauftragten auf Universitäts- und Fakul­tätsebene, und ich meine, wir müssen denen dankbar sein, die sich bereit gefunden haben, diese ungeheuer zeitaufwendige Aufgabe zu übernehmen: Wenn ich stellvertretend allein unsere heutige Frauenbeauftragte, Frau Prof. Dr. Sabine Walper nenne, mögen mir die anderen das verzeihen. Ich selber habe dieses Amt immer für sehr problematisch gehalten, weil ich der Meinung war, daß der dafür nötige Aufwand in keinem Verhältnis zu den Einflußmöglichkeiten stehe, die dieses Amt bietet. Frauenbeauftragte sollen Mitglied aller Kommissionen sein, können Anträge stellen, haben aber nur beratende Stimme, und selbst wenn das nicht der Fall wäre, wäre es doch sicher sehr schwierig, Fraueninteressen gegen andere durchzusetzen.

Ich weiß nicht ob, ich es als List der Geschichte betrachten soll, daß gerade mich es dann auch noch ereilt hat: ich war die letzten Jahre meiner Dienstzeit Frauenbeauftragte, nämlich bei der Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie. Und ich muß beken­nen, daß mir diese Aufgabe viel Spaß gemacht hat.