BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Der Blaue Reiter

1912

 

Das Werk

 

«Der Blaue Reiter» war im deutschsprachigen Raum die wichtigste programmatische Schrift zur Kunst am Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Almanach wurde von der Künstlergruppe des Blauen Reiter 1912 in München im Verlag von Reinhard Piper herausgegeben. Redakteure waren Wassily Kandinsky und Franz Marc. Über den Namen schreibt Kandinsky 1930 im «Kunstblatt»: «Den Namen ‹Der Blaue Reiter› erfanden wir am Kaffeetisch in der Gartenlaube in Sindelsdorf; beide liebten wir Blau, Marc - Pferde, ich - Reiter.» Mit dem Titelbild, dem heiligen Georg als Drachentöter, wollten sie ein Zeichen setzen gegen das «seelenlos-materielle Leben des 19. Jahrhunderts» und stattdessen in allen Künsten «Symbole schaffen, die auf die Altäre der kommenden geistigen Religion gehören». In diesem priesterlichen Sendungsbewußtsein des Künstlers zeigen sich Parallelen zu den Vorstellungen des Kreises um Stefan George. Durch «die Sehnsucht nach dem unteilbaren Sein» sollte sich eine seelisch-geistige Wende der Weltgeschichte vollziehen. Großen Einfluß auf die Gedankenwelt der Gruppe hatte auch die Begrifflichkeit in der Dissertation des jungen Wilhelm Worringer «Abstraktion und Einfühlung», die 1908 erschienen war. Gemäß einer Sentenz von Delacroix wurden in die erste Nummer des Almanachs nur Texte von Künstlern, Schriftstellern und Musikern aufgenommen. Mit den Abbildungen sollten die «feinen Verbindungsfäden» einer Weltkunst aufgezeigt werden: Kinderzeichnungen neben Bildern von El Greco, Rousseau neben afrikanischen Masken, russische Volkskunst neben ägyptischer Plastik, Hinterglasbilder neben den Statuen der Osterinsel. Eine zweite Nummer des Almanachs zu den Themen Kitsch, Reklame und gegenständliche Photographie ist - nach der Auflösung der Gruppe 1914 - nicht mehr erschienen.

 

Der Blaue Reiter

 

 

Sekundäres

 

Der Blaue Reiter (Wikipedia)

Wilhelm Worringer, Abstraktion und Einfühlung (Internet Archive)

Quellen