Hans Beimler
1895 - 1936
Im Mörderlager Dachau
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Aufgehängt wirst du ...“
Die Tür ging auf, und der dickbäuchige Schreier trat ein, der beim Abtransport von der Polizei nach Dachau in den Wagen gerufen hatte: Haut dem Beimler auf die Schnauze, wenn er sich rührt.“Ich ahnte nicht, daß der Bandit die Gelegenheit“ benützen würde, als ich mich in sogenannter militärischer“ Haltung zur Stelle“ melde, um mir von der Tür aus mit aller Wucht gegen den Bauch zu springen. Zum soundsovielten Male lag ich in einer Ecke der Zelle.Da die Holzpritsche aufgerichtet war, veranlaßte er einen SS-Mann, daß er sich bückte. Ich mußte mich dann quer über ihn legen, damit der andere Bandit besser auf mich einschlagen konnte. Kaum daß der sadistische Dickwanst noch Luft bekam, als er zu prügeln aufhörte. Das genügte ihm aber noch nicht. Wieder drückte er mich in die Ecke. Dann ging er zurück bis zur Tür, zog seinen Revolver und legte, den Lauf auf den linken Arm gestützt, auf mich an. Er glaubte wohl, ich werde jetzt zusammenklappen. Doch ich sah ruhig und gefaßt in den Lauf. Dreh dich um“ – ich stand ebenso gefaßt mit dem Gesicht gegen die Wand. Sein Schießeisen wieder einsteckend ging er auf mich zu und sagte: Du Sau, du bist gar keine Kugel wert.“ Dann klopfte er auf den oberen Fuß der aufgestellten Holzpritsche und sagte: Aber aufgehängt wirst du morgen früh um sieben doch; kannst noch beten und einen Brief schreiben.“Am Abend, wie täglich, die Quälerei. Als sie von Fritz Dressel 'rauskamen, sagte der Mörder Steinbrenner: Der hat fünf Tage und muß jeden Tag 25 bekommen.“Am 5. Mai wurde ich in eine andere Zelle gesperrt, weshalb, wußte ich nicht. Mag sein, weil ich ab und zu auf die Holzpritsche gestiegen bin und zum Fenster hinaussah. Am Tage vorher hatte man schon begonnen, die Fenster von außen mit Brettern zuzunageln. Wir hatten also eine neue Qual: Strengen Arrest bei Wasser und Brot, dunkle Zellen ohne Luftzufuhr, und in der Hauptsache: Prügel – Beschimpfungen – Stöße. So verging ein Tag wie der andere. |