BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Philipp Otto Runge

1777 - 1810

 

Farbenkugel

 

1810

 

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So natürlich, ja unumgänglich es scheint, die regelmäßige Resultate, welche beym Vermischen färbender Materialien uns in die Augen fallen, an den Theorieen des I.ichts, oder der Entstehung der Farben, zu vergleichen und zu prüfen, und eine Lehre, einen wissenschaftlichen Unterricht für den Mahler, von den Theoremen oder Hypothesen herzuleiten, aus welchem demnächst fruchtbare Regeln erwachsen können, so ist doch bekannt, wie hülflos den Künstler die aufgestellte Wissenschaft gelassen hat, wenn die bestehenden Verhältnisse farbiger Substanzen Wirkungen erzeugten, die aus der bloßen Brechung des Lichtstrahles nicht zu erklären waren.

Wenn erwogen wird, wie neben einer richtigen Erkenntniß der Formen des menschlichen Cörpers, und ihrer Maaßverhältnisse, dem Mahler auch die Einsicht in die Perspectiv vonnöthen ist, wodurch Größe und Ort in Hinsicht ihrer Erscheinung den Gestalten bestimmt wird; nicht weniger die Kenntniß von der Richtung der Lichtstrahlen, so wie ihrer Brechung und Zurückwirkung, damit es möglich werde, die Gegenstände rund, und in einem räumlichen Verhältniß erscheinend, darzustellen: so gesellet sich [2] unmittelbar die Betrachtung hinzu, daß alle Dinge auch ihre Farben haben, und die Farben in manchen Zusammenstellungen einen angenehmen, in anderen aber einen widrigen Eindruck machen, endlich, daß dieselben durch Vermischung, entweder andere erzeugen, oder sich auflösen.

Beruhet aber die Wissenschaft der Zeichnung, in welcher sich die Kenntniß von der Form, der Proportion, von den perspectivischen Verhältnissen, und der Beleuchtung der Gegenstände vereinigen, wesentlich auf Entdeckung der Gesetze, nach welchen die Gegenstände dem Auge sichtbar werden, mit nichten aber auf Erkenntniß der Körper oder ihrer Formen an und für sich; so möchten wir, wenn unsere Aufmerksamkeit sich nun auf die Farben lenkt, auf ähnliche Weise streben, die Verhältnisse der gegebenen Farben zu einander, sowohl in ihrer Reinheit als aus dem Gesetze wornach ihre Mischungen vorzugehen scheinen, zu erforschen, um die Eindrücke, welche ihre Zusammenstellungen auf uns machten, und die veränderten Erscheinungen, welche aus ihren Mischungen entstehen, bestimmt ausfinden, und jedesmahl mit unserem Material wiedergeben zu können.

Diese Erkenntniß kann daher angesehen werden als ganz abgesondert von der Wissenschaft, wie durch das Licht die Farben entstehen; indem wir vielmehr die Farbe als eine gegebene, ja selbständige Erscheinung, und in Verhältnissen zum Licht und zur Finsterniß, zu hell und dunkel, zu weiß und schwarz, betrachten und so begreifen möchten. Gelangten wir auf diesem practischen Wege, von einem so entgegengesetzten Standpuncte, endlich auf einerley Resultat mit dem Lehrer der Theorie des Lichts, so würde es nur desto gewinnvoller seyn. [3]

Es ist einleuchtend, daß alle reinen Farben, unter und von welchen eine Zusammenstellung möglich ist, auch die Gesammtzahl der Elemente aller und jeder Mischungen ausmachen müssen. Dieser Elemente sind fünfe: weiß, schwarz, blau, gelb, roth; ausser welchen nicht möglich ist, sich eine völlig unvermischte Tinctur vorzustellen.

Wir sondern aber weiß und schwarz von den andern drey Farben (welche wir überhaupt nur Farben nennen) aus, und stellen sie in eine verschiedene, den Farben wie entgegengesetzte Classe; weil nämlich weiß und schwarz einen bestimmten Gegensatz (den von hell und dunkel, oder Licht und Finsterniß) nicht nur für sich allein in unserer Vorstellung bezeichnen, sondern auch in ihrer mehreren oder minderen Vermischung sowohl mit den Farben als mit allen farbigen Mischungen, das hellere oder dunklere überhaupt, durch mehr oder weniger weißlich oder schwärzlich, vorstellen: mithin auch als hell und dunkel überhaupt, in einem allgemeinen und andern Verhältniß zu den Farben stehen, als diese gegen sich unter einander beweisen.

Es haben öfters Bestrebungen, wiewohl nur als Versuche statt gefunden, in einer tabellarischen Form das Verhältniß aller Mischungen zu einander darzustellen. Die Figur nun, durch welche der ganze Zusammenhang aller Verhältnisse ausgedrückt werden soll, kann nichts willkührliches, sie muß vielmehr das Verhältniß selbst seyn, indem solche nothwendig aus der natürlichen Neigung so wie Feindschaft, welche die Elemente zu einander äußern, hervorgehen muß.

Wenn wir uns nun die drey Farben, blau, gelb, roth, eine [4] jede in ihrem völlig reinen Zustande vorstellen; so verlangen wir, daß das Blaue weder von gelb noch von roth den geringsten Zusatz habe; so wie von dem gelben, daß es nicht im mindesten weder ins blaue noch ins rothe spiele; auch von dem Rothen, daß es weder gelblich noch bläulich schillere. Da nun vielleicht kein vorhandenes Farbenmateriale in der gesetzten völligen Abwesenheit von aller Beymischung da ist; wenigstens aber es der Theorie zukömmt, wenn wir in den vorhandenen Farben noch eine Mischung und Mehrheit erkennen, von solcher zu abstrahiren, und jedes reine Element als eine absolute Einheit abzunehmen, so beweisen diese so gesetzten ganz mischungsfreyen Farbenpuncte eine Analogie mit dem dimensionslosen mathematischen Puncte. Und da die Qualität einer jeden der drey Farben völlig individuell, und gesondert von jeder Qualität der beyden andern ist, ich also die Differenz derselben in gleicher Größe setze, so formiren die drey Puncte: blau, gelb, roth, wenn ich die gleiche Differenz durch gleiche Linien ausdrücke, ein gleichseitiges Dreyeck, als den (nicht unbekannten) figürlichen Ausdruck für das Verhältniß unter diesen drey reinen Naturkräften. [5]

 

 

Bekannt ist, daß durch die Vermischung von blauem und gelbem grün, von gelbem und rothem orange, und von rothem und blauem violett erzeugt werden, daß aber auch, wenn z. B. in grünem das blaue stärker wirkt als gelb, sich das grüne in blau, und wenn gelb stärker darin wirkt, es sich ins gelbe abstufft oder neigt, und sich zuletzt völlig darin verliehrt. Das übereinstimmende ist mit orange der Fall, welches sich in gelb und roth neigt und verliehrt, so wie violett in roth und blau. Diese Beweglichkeit von grün, orange und violett würde nun im Gegensatz von den drey reinen isolirten Farbenpuncten B. G. R., wenn wir uns diese als gegen einander wirkend vorstellen, als ihre Neigung von einem Puncte zum andern, durch die drey Seiten des Dreyecks ausgedrückt werden.

 

 

Obgleich nun, im Gegensatz von der Einheit jeder der drey Puncte B. G. R. die drey Mischungen: grün, orange, violett jede eine Mehrheit sind, und in unzähligen Stuffen zwischen je zweyen Farben sich befinden, so wird doch, wenn zum Beispiel B. und G. in gleicher Kraft zusammen wirken, oder sich vermischen, in dem Mittelpuncte der Linie BG grün ebensowohl [6] als eine eigene Farbe erscheinen, die zu blau und zu gelb in gleicher Neigung und gleicher Differenz (welche in diesem besondern Verhältniß Indifferenz wird) steht. Ebenso verhält es sich mit orange, und wiederum mit violett. Weil nun grün, orange und violett in diesen Mittel- oder abstracten Puncten mit B. G. und R. in gleicher Differenz stehen, und auf den Seiten des Dreyecks auch in gleiche Entfernung von denselben zu setzen sind, so werden sie auch in ihrem Verhältnisse unter sich in gleicher Differenz stehen, und ein gleichseitiges Dreyeck formiren, welches in dem ersteren mitten inne läge.

 

 

Da aber alle drey reinen Mischungspuncte Gr. O. V. sowohl, als alle sich von Gr. in B. und G. von O. in G. und R. und von V. in R. und in B. neigende Mischungen, nur aus der Zusammenwirkung je zweyer reinen Farben hervorgegangen sind, so sind sie von aller Neigung, zu jeder dritten Farbe sowohl als irgend einer sonstigen Tinctur, völlig frey. [7]

Es ist aber vorher bestimmt worden, daß alle Farben und reinfarbige Mischungen zu weiß und schwarz (zu weiß als einer Erhellung und Schwächung, zu Schwarz als einer Verdunkelung oder Trübung) in einem allgemeinen Verhältniß stehen, und der Einwirkung derselben empfänglich sind. Es sind also die drey Puncte Gr. O. V. sowohl, als alle zwischen ihnen und den Puncten B. G. R. liegenden einfachen Mischungen, mit dem Puncte weiß nach der einen, und schwarz nach der anderen Seite (als zwey vollkommenen Gegensätzen) in derselben Differenz, und mithin alle in dieselbe Entfernung von weiß wie von schwarz zu setzen, in welcher die drey Puncte B. G. R. von ebendenselben (nämlich von weiß und von schwarz) stehen; da wir gleiche Differenz unter Naturkräften durch gleiche Linien (Entfernungen) ausdrücken zur Regel angenommen haben.

Diese allgemein gleiche Entfernung aber von zwey verschiedenen Puncten können wir unter keiner andern Figur uns vorstellen, als wenn wir die Totalität aller reinen Farben und ihrer einfachen Mischungen (nämlich die drey Puncte B. G. R. sowohl, als Gr. O. V. mit ihrer ganzen Neigung in die einfachen Farben,) eine vollkommene Creislinie bildend annehmen; innerhalb welcher die beyden gleichseitigen Dreyecke BGR und GrOV zusammen ein gleichseitiges Sechseck ausmachen, und zu welcher weiß und schwarz, oder die zwey Puncte W. und S. wie außerhalb der Creisfläche liegende Pole sich verhalten, deren Entfernung von einander WS als eine Linie (Achse) anzunehmen ist, welche durch das Centrum des Creises geht. [8]

 

 

Es ist daher das zweyte Dreyeck GrOV eben so groß wie das erstere BGR anzunehmen, und man wird sich izt die Totalität aller grünen, orangen und violetten Mischungen in ihrer wahren Richtung so vorstellen können, als wenn das Dreyeck GrOV sich um die Achse WS zwischen den Puncten B.G.R. hin und her bewegte, und so den ganzen Creis bildete.

 

 

Beide Dreyecke, oder das vorhin (Fig. 4.) aufgestellte gleichseitige [9] Sechseck, enthalten, in der Folge: blau, grün, gelb, orange, roth, violett, die sogenannten sieben Farben des Regenbogens; wenn man violett in bläuliches und röthliches an beyden Seiten des Regenbogens zertrennt, annimmt. Und so enthält der Uebergang und Umfang des ganzen Creises, alle reinfarbigen Mischungen, und die reinen Farben selbst.

Wie grün durch die Vermischung von blau und gelb erzeugt wird, so entsteht durch die Vermischung von weißem und schwarzem grau, welches sich in weißlicher und schwärzlicher Neigung auf der Linie zwischen diesen beyden Puncten abstufft, und auf der einen Seite in weiß, wie auf der anderen Seite in schwarz sich verliehrt. Im Mittel aber, wo die beyden Kräfte in gleicher Stärke gegen einander wirken, wird der Punct seyn, wo dasselbe als ein völlig gleichgültiges grau, in gleicher Differenz und gleicher Neigung zu schwarz wie zu weiß steht; welcher Punct, unserer Configuration gemäß, eben derselbe ist, auf welchem die Linie WS die Fläche des Farbencreises berührt und schneidet.

In dem Farbencreise sind, wie wir gezeigt haben, die drey abstracten Puncte des grünen, orangen und violetten, welche das Dreyeck GrOV bilden, die Producte von je zweyen reinen Elementarfarben, welche sich in diesen Puncten in gleicher Kraft innigst vereinigt und durchdrungen haben. Wenn wir aber zu dem reinen grün, als dem Producte aus gelb und blau, die dritte Farbe, roth, im geringsten zumischen, so erfahren wir, daß diese den heitern Schein des grünen bloß zerstört und beschmutzt, ohne solchem einen rothen Schein mitzutheilen. Es wird also grün durch eine stärkere Beymischung von roth in einen völlig farblosen Schmutz, oder [10] in grau, aufgelöset; welches nur erst durch noch stärkere Beymischung einen rothen Schein annimmt. Diese Auflösung aller farbigen Erscheinung ist die Folge von der gleich starken Zusammenwirkung aller drey reinen Farben. Denn es werde blau mit orange vermischt, so lösen beyde sich ebensowohl in dasselbe farblose grau auf; so wie auch gelb mit violett. Wie wir uns denn auch ein röthliches grün, ein bläulich orange, oder ein gelblich violett so wenig vorstellen können, als einen östlichen West, oder einen südlichen Nord. Da nun die drey reinen individuellen Qualitäten B. G. R., wenn sie in gleicher Kraft zusammen wirken, alle Individualität völlig verliehren, und in eine absolute Allgemeinheit aufgelöset werden; die Individualitäten von B. G. R. aber in allen einfachen Mischungen des ganzen Farbencreises in vollkommener Wirksamkeit erscheinen: so sind diese einfachen Mischungen sowohl, als die drey reinen Farben, in gleicher Differenz mit der absoluten Allgemeinheit des farblosen Punctes; welcher daher, in gleicher Entfernung von jedem Puncte des ganzen Umcreises stehend, der Mittelpunct des Creises ist. In demselben lösen sich auch alle diametral entgegenstehenden Farben und Mischungen auf; indem in jedem Diameter des Creises alle drey reinen Farben gleich wirkend sind. Denn wenn (Fig. 6.) der Punct Gr. näher an G. gerückt, und auf der gegenüber liegenden Seite roth (R.) sich in ein röthliches violett (oder zu B.) neigt, so ist B. ins rothe um eben soviel hineingerückt, als Gr. dem Blauen entzogen wurde. [11]

 

 

Zugleich ist hier noch anzumerken, daß in demselben Verhältnisse des gleichseitigen Dreyeckes, welches B. G. und R. gegen einander beweisen, und wie diese dreye sich im Mittelpuncte auflösen, sich auch alle, in dem ganzen Umcreise, in einem gleichseitigen Dreyeck gegen einander stehenden Mischungen auf dieselbe Weise gegen einander verhalten. Dem Gr. und O. werden sich, da in beyden G. sowohl mit B. als mit R. zu gleichen Theilen wirkt, durch ihre Vermischung in ein gelbliches grau verwandelt, welches sich zu gelb (G.) verhalten wird, wie der Punct a. (Fig. 7.) zu dem Mittelpunct g. Welcher Punct a. ebensowohl das Mittel der Linie Gg ist, als sich daselbst die Qualität G. in der Vermischung von Gr. und O. doppelter Quantität oder Kraft befunden hat, wie B. und R. jedes einzeln. Es wird also, wenn zu Gr. und O. noch V. hinzukommt, das Gleichgewicht von B. G. und R. wiederhergestellt. Eben so verhält es sich mit jedem gleichseitigen Dreyecke, welches der Peripherie anzulegen [12] möglich ist; das Product desselben wird immer die totale Auflösung aller farbigen Erscheinung seyn.

Wir schließen nun: Da weiß (W.) in gleicher Differenz mit jeder der drey Farben B. G. R. und in gleicher Neigung zu allen dreyen stehet, und da schwarz (S.) in gleichem Verhältniß sich befindet: so sey irgend ein Punct der Neigung beyder Pole zu einander auf der ganzen Linie WS, und unter diesen auch der Mittelpunct g. eben dieser Linie, für sich ebenfalls in gleicher Differenz mit jedem der drey Farbenpuncte B. G. R. und in gleicher Neigung zu allen dreyen zu setzen.

Da ferner die drey Farben B. G. R. in gleicher Differenz mit W. und S. und in gleicher Neigung zu eben diesen stehen; so muß auch der Mittelpunct g. der Farbenscheibe, in welchem jene dreye ihre Individualitäten durch gleiche Wirksamkeit eingebüßt haben, in gleicher Neigung zu W. wie zu S. und in gleicher Differenz mit eben diesen stehen. Folglich, da diese beyden Puncte g. (der Mittelpunct vom W. und S. und der Mittelpunct des Dreyecks BGR) schon mathematisch angesehen in eins zusammenfielen, gehet izt, daß beyde nur einer und derselbe seyn können, auch aus der gleichen Neigung in demselben zu allen fünf Elementen, durch die gleichmäßige Wirksamkeit derselben in diesem Puncte, hervor; so wie aus der gleichen Differenz eine vollkommene Indifferenz, in welcher alle individuelle Qualitäten sich aufgelöset haben, und also nur die bloßen Quantitäten ihrer materialen Substanz in einer Summe übrigbleiben können. [13]

Dieser Punct ist also, da er in gleicher Differenz mit allen fünf Elementen steht, als der allgemeine Mittelpunct von allen anzusehen.

 

 

Alle Mischungen, welche aus der Neigung irgend eines Punctes von dem ganzen Farbencreise in weiß oder in schwarz hervorgehen, (eine Neigung, die allen diesen Puncten gemein ist) werden sich in allmähligen Abstufungen nach W. und nach S. verliehren, und müssen, (da alle nur das Produkt je zweyer reiner Farben sind, und sich als solche bloß zu weiß oder zu schwarz neigen) als ganz frey von Zumischung einer dritten Farbe gedacht werden. Sie sind also in jedem Puncte ihrer Neigung in derselben Differenz von dem Mittelpuncte g. als der Zusammenwirkung dreyer Farben, (oder vielmehr als der Nichterscheinung aller Individualität der Elemente, im Gegensatze von der deutlichen Zusammenwirkung und Erscheinung in den ebengedachten Mischungen) und bilden mithin, da die Differenzen aller Puncte ihrer Neigungen (zu W. oder S.) mit dem Mittelpuncte g. Radien ausmachen, lauter in die Pole W. und S. ablaufende Bogenlinien [14] oder Quadranten. Wodurch denn das ganze Verhältniß aller fünf Elemente zu einander, durch ihre Differenzen und durch ihre Neigungen, die vollkommene Kugelfigur formirt, deren Oberfläche alle fünf Elemente, und diejenigen Mischungen derselben enthält, welche in freundlicher Neigung der Qualitäten zu einander erzeugt werden, und nach deren Mittelpuncte zu, alle Nuancen der Oberfläche in gleicher Stufenfolge sich in ein völlig gleichgültiges grau auflösen: in Verhältnissen, wie ferne sie mit gleicher oder ungleicher Wirksamkeit der gesammten Elemente sich berührt haben. So wie überhaupt in jeder Bildung die Größe aus der Differenz, und die Form aus der Neigung der Elemente zu einander hervorgeht.

Man wird izt, wenn man sich die Farbenkugel (wobey eine gedoppelt beygefügte Abbildung, von dem weißen, wie von dem schwarzen Pole herabgesehen, zur Vergleichung dienen möge) von der Oberfläche bis zum Mittelpuncte in gleichmäßiger Wirksamkeit durchdrungen vorstellt, die gleichfalls abgebildeten beyden Scheiben, die eine als einen Durchschnitt im Aequator (als die Farbenscheibe,) die andere aber durch beyde Pole geführt (in der Richtung, daß im Aequator roth und grün (R. und Gr.) die beyden Endepuncte des Diameters ausmachen) zu erkennen im Stande seyn. Wie ich denn auch nicht zweifle, daß man nach diesem Schema sich die auf willkührliche Weise zwölffach eingetheilte Oberfläche leicht als einen völligen Uebergang wird denken können.

Leicht ist nun einzusehen, daß auf gleiche Weise jeder Abschnitt, welcher parallel mit dem Aequator geführt würde, in demselben [15] Verhältniß einen schwarzgrauen Mittelpunct zeigen müßte, wie derselbe nach dem schwarzen, so wie einen weißgrauen, wie er nach dem weißen Pole hin geschähe.

So würden auch in allen Durchschnitten durch die Pole, welche im Aequator die Richtung eines verschiedenen Diameters zeigten, auf die gleiche Weise sich die Farben beym Zutreffen auf die Linie WS in grau zerstören.

Man wird sich nun eben so wenig irgend eine Nüance, welche, durch Vermischung, aus den fünf Elementen hervorgegangen wäre, denken können, welche nicht in diesem Verhältniß berührt oder enthalten wäre, als man sich eine andere richtige und vollständige Figur für das Ganze dieses Verhältnisses wird vorstellen können. Und da jede Nüance zugleich in ihr richtiges Verhältnis, zu allen reinen Elementen wie zu allen Mischungen gestellt ist, so ist diese Kugel als eine Generaltabelle zu betrachten, wodurch derjenige, welcher zu seinem Geschäfte verschiedener Tabellen bedürfte, sich immer wieder in den Zusammenhang des Ganzen aller Farben zurechtfinden könnte. Wie es denn izt dem Aufmerksamen einleuchten muß, daß sich auf einer ebenen Fläche keine Figur zu einer vollständigen Tabelle aller Mischungen finden könne; indem sich das Verhältniß nur cubisch nachweisen läßt.