BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Franz von Pocci

1807 - 1876

 

Der Staatshämorrhoidarius

 

1845/1857

 

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Hochzuverehrendste Anwesende!

Hochachtbarste Collegen, resp. Amtsgenossen, und sonstig dieser Feier Beiwohnende! – Der Tag ist erschienen und das Werk vollendet! welch' ein Tag und welch' ein Werk! Das Bild des Edelsten soll von der Sonne heute das erste Mal beschienen werden! Er, welcher seit der Beamtenstand als solcher ein unerlässig integrirender Theil der menschlichen Gesellschaft und des staatlichen Lebens besteht, uns voranleuchtet auf der Bahn unserer beschworenen Pflicht, unseres gemeinsamen Wirkens, – Er, welcher ungeachtet der in allen Registraturen bis zur Vermoderung sich häufenden Acten, nicht altert, ja stets sich der blühendsten Manneskraft erfreut, – Er, der trotz aller neuerer (dem Himmel sei Dank nur einseitiger) Tendenzen, die Amtswirksamkeit zu lähmen, den edlen Kiel abzustumpfen – ja das römische Gesetzbuch selbst zu verkürzen – fortlebt – Er ist und bleibt in seiner Persönlichkeit unalterirt, alle Stürme sind spurlos an ihm vorübergegangen und verjüngt geht Er aus Revolutionen hervor!

Auf dem Wege der Subskription gelang es uns, das Bild des Edlen im Ideale zu verkörpern, dessen Ausführung wir namhaften Künstlern zu danken haben, die sich auf die uneigennützigste Weise der Lösung dieser erhabenen Aufgabe unterzogen!

Blicken Sie, meine Herren, auf die herrliche Gestalt! welche Würde im Ausdrucke! welch' ein Selbstbewußtsein! Ein Mantelwurf verhüllt zwar die theuren Formen; allein der bedeutsame gestickte Staatsdienerkragen, die würdige Hand, welche die Feder führt – sie sind sichtbar. Die Gesetzbücher an seiner Seite! Alles aus Erz, aber das «monumentum exegi» bleibt hier im großartigsten Sinne verkörpert und sehr richtig und sinnreich deutet die Inschrift des Marmorpiedestals mit entsprechendem Symbole auf Unsterblichkeit!

Ja, meine Herren! Er ist unsterblich! denn Er lebt in Tausenden und Tausenden, und wehe jener Zeit – wäre sie jemals möglich – in welcher der Nimbus dieser Unsterblichkeit schwände! Sein Untergang würde den der ganzen Menschheit mit sich reißen! Diese Welt wäre am Ende! denn alles staatliche Leben und somit alle gesellige Ordnung müßte aufhören!

Lassen Sie uns deßhalb, meine Herren, unbeirrt und berufsgetreu fortschreiten auf der Bahn, die Er, ein leuchtendes Gestirn, vorangeht! Muth und Vertrauen!

Er lebe hoch! dreimal hoch!

 

Ende.