BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

August von Platen

1796 - 1835

 

Das Grab im Busento

 

1820/1828

 

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Der Busento bei Cosenza

 

 

Ursprüngliche Fassung in « Lyrische Blätter» 1821, S. 132

 

Das Grab im Busento.

 

Am Busento bei Cosenza

Lispeln nächtlich dumpfe Lieder,

Antwort schallt dann aus den Wassern,

Und in Wirbeln klingt es wieder.

 

5

Und flussaufwärts und flussabwärts

Zieh'n die Schatten tapf'rer Gothen,

Die um Alarich noch weinen,

Weinen um den großen Todten.

 

Ihm erblich das Jugendantlitz

10

Ferne von der Väter Saale,

Zu Cosenza schwang der König

Seine Wehr zum letztenmale.

 

An Busento's Ufern reihten

Sich die Goten um die Wette,

15

Und, den Strom hinwegzuleiten,

Gruben sie ein frisches Bette.

 

In der wogenleeren Höhlung

Wühlten sie empor die Erde,

Senkten tief hinein den Leichnam

20

Mit der Rüstung auf dem Pferde.

 

An die linke Hüfte hingen

Sie sein Schwert ihm noch, das kühne,

An den wilden Mannesbusen

Legten sie das Kreuz der Sühne.

 

25

Deckten dann mit Erde wieder

Ihn und seine stolze Habe,

Dass die hohen Stromgewächse

Wüchsen aus dem Heldengrabe.

 

Abgelenkt zum zweitenmale

30

Ward der Fluß herbeigezogen:

Stolzer in ihr altes Bette,

Schäumten die Busentowogen.

 

Aber fromme Priester sangen:

Schlaf' in deinen Heldenehren!

35

Keines Römers schnöde Habsucht

Soll dein Grab dir je versehren!

 

Sangen's, und die Rundgesänge

Tönten fort im Gothenheere:

Trag' des Königs Ruhm, Busento,

40

Durch den ganzen Ring der Meere.

 

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Autograph der Erstfassung (Quelle: BSB München)

 

 

 

 

 

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Revidierte Fassung in den «Gedichten» 1828, S. 25

 

Das Grab im Busento.

 

Nächtlich am Busento lispeln, bey Cosenza, dumpfe Lieder,

Aus den Wassern schallt es Antwort, und in Wirbeln klingt es wieder!

 

Und den Fluß hinauf, hinunter, zieh'n die Schatten tapfrer Gothen,

Die den Alarich beweinen, ihres Volkes besten Todten.

 

5

Allzufrüh und fern der Heimath mußten hier sie ihn begraben,

Während noch die Jugendlocken seine Schulter blond umgaben.

 

Und am Ufer des Busento reihten sie sich um die Wette,

Um die Strömung abzuleiten, gruben sie ein frisches Bette.

 

In der wogenleeren Höhlung wühlten sie empor die Erde,

10

Senkten tief hinein den Leichnam, mit der Rüstung, auf dem Pferde.

 

Deckten dann mit Erde wieder ihn und seine stolze Habe,

Daß die hohen Stromgewächse wüchsen aus dem Heldengrabe.

 

Abgelenkt zum zweyten Male, ward der Fluß herbeygezogen:

Mächtig in ihr altes Bette schäumten die Busentowogen.

 

15

Und es sang ein Chor von Männern: Schlaf' in deinen Heldenehren!

Keines Römers schnöde Habsucht soll dir je dein Grab versehren!

 

Sangen's, und die Lobgesänge tönten fort im Gothenheere;

Wälze sie, Busentowelle, wälze sie von Meer zu Meere!

 

Alarichs umstrittenes Begräbnis auf dem trockengelegten Flußbett des Busento