Novalis
1772 - 1801
TagebücherJournal
17. - 18. Mai 1797
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17. 18. [May] 60. 61.
Gestern hab ich nichts gethan. Die Princess blieb bis Nachmittags. Niebekkers und die Larischen kamen. Den Tag über in freyer Luft. Abends spatzieren und am gewöhnlichen Platze. Der Mittag war vorzüglich schön. Unter den Linden wurde gegessen bey Musik und Nachtigallschlag. Ich war sehr vergnügt bis gegen Abend. Des Entschlusses ward freudig gedacht – S[ophiens] sehr oft. Auf dem Grabe ziemlich innig. Ich habe ein wenig zu viel raisonnirt, so auch heute – besonders nach alter Sitte auf gewisse Leute losgezogen. Heute war ich mehr als gewöhnlich, ängstlich beym Gedanken an S[ophie] – den ganzen Tag sehr warm – und schläfrig. Ich wollte viel thun – es gieng aber nicht. Rockenthien Sen. reiste früh weg. Der Kopf war mit alledem heiter – nur gegen Abend, wie gestern, Kopfschmerzen. Gegen Abend dachte ich auf dem Spatziergange und vorher, auf der Stube, einiges Gute. Am Grabe war ich nicht gerührt – der Entschluß war lebhaft.Ich muß nur immermehr um IhretWillen leben – für Sie bin ich nur – für mich und für keinen Andern nicht. Sie ist das Höchste – das Einzige. Wenn ich nur in jedem Augenblicke ihrer werth seyn könnte – Meine Hauptaufgabe sollte seyn – Alles in Beziehung auf ihre Idee zu bringen. |