BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Novalis

1772 - 1801

 

Tagebücher

Journal

 

7. Mai 1797

 

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7. [May] 50. [Sonntag]

 

Heute früh las ich in den Novitaeten. Dann excerpirte ich aus Meister und schrieb einiges gedachte auf. Ich gieng Nachmittags in die Kirche. Nachher disputirte ich mit dem Kreisamtmann über seine und meine Religion – heftig, aber doch kalt, besonnen und genau. Mosel kam. Ich gieng spatzieren – dachte viel und präcis. Schrieb es zu Hause auf und gieng zu Gustchen – Da ward mir recht wohl – Sie bezeigte sich ganz zutraulich gegen mich. Wir klagten einander – ich suchte sie etwas zu beruhigen – Es ist eine Freude jemanden ganz offen gegen sich zu sehn. Das Unglück bringt die Menschen einander immer näher. Viel an Sofie hab ich heute nicht gedacht – doch einige mal, besonders in der Kirche mit wahrer Andacht. Früh war ich etwas sinnlich – auch fand ich eine sonderbare Frucht in mir vor dem Gefährlichkrank werden – Sie schien wenigstens da zu seyn. Ich muß mich noch immer nicht ganz an meinen Entschluß gewöhnen können. So fest er zu seyn scheint, so macht mich doch das zuweilen argwöhnlich, daß er in so unerreichbarer Ferne vor mir liegt, mir so fremd vorkömmt.