BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Eduard Mörike

1804 - 1875

 

Musikbeilage

zu Maler Nolten

 

1832

 

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Elfenlied

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei Nacht im Dorf der Wächter rief:

Elfe!

Ein ganz kleines Elfchen im Walde schlief,

Elfe;

Und meint, es rief ihm aus dem Thal

Bei seinem Namen die Nachtigall,

Oder Silpelit hätt' ihn gerufen.

Reibt sich der Elf die Augen aus,

Begibt sich vor sein Schneckenhaus,

Und ist als wie ein trunken Mann,

Sein Schläflein war nicht voll gethan,

Und humpelt also tippe tapp

Durch's Haselholz in's Thal hinab,

Schlupft an der Weinbergmauer hin,

Daran viel Feuerwürmchen glühn:

„Was sind das helle Fensterlein?

Da drin wird eine Hochzeit seyn;

Die Kleinen sitzen beim Mahle,

Und treiben's in dem Saale,

Da guck' ich wohl ein wenig 'nein!“

– Pfui, stößt den Kopf an harten Stein!

Elfe, gelt, du hast genug?

Gukuk! Gukuk!