Eduard Mörike
1804 - 1875
Musikbeilagezu Maler Nolten
1832
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Der Feuerreiter
Sehet ihr am FensterleinDort die rothe Mütze wieder?Muß nicht ganz geheuer seyn,Denn er geht schon auf und nieder.Und was für ein toll GewühlePlötzlich auf den Gassen schwillt –Horch! das Jammerglöcklein grillt:Hinter'm Berg, hinter'm BergBrennt's in einer Mühle!
Schaut, da sprengt er, wüthend schier,Durch das Thor, der Feuerreiter,Auf dem rippendürren Thier,Als auf einer Feuerleiter;Durch den Qualm und durch die SchwüleRennt er schon wie Windesbraut,Aus der Stadt da ruft es laut:Hinter'm Berg, hinter'm BergBrennt's in einer Mühle!
Keine Stunde hielt es an,Bis die Mühle borst in Trümmer,Und den wilden ReitersmannSah man von der Stunde nimmer;Darauf stille das GewühleKehret wiederum nach Haus,Auch das Glöcklein klinget aus:Hinter'm Berg, hinter'm BergBrennt's! –
Nach der Zeit ein Müller fandEin Gerippe sammt der Mützen,Ruhig an der KellerwandAuf der beinern' Mähre sitzen.Feuerreiter, wie so kühleReitest du in deinem Grab!Husch! da fällt's in Asche ab –Ruhe wohl, ruhe wohl,Drunten in der Mühle. |