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- B u c h d e r L i e d e r .
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Harmonie.
An Jenny.
(auch in Geburtstagsgedichten und in den Gedichten 1835/36)
Kennst Du das süsse Zauberbild,
Wo Seelen in einander fliessen,
In einem Hauche sich ergiessen,
Melodisch voll und freundlich mild?
Sie glühen auf in einer Purpurrose,
Und bergen sich verschämt im weichen Moose.
Und walle weit durch Flur und Land,
Das Zauberbild wirst Du nicht finden,
Kein Talisman vermag's zu binden,
Und keine Sonne je es fand.
Es ist in ihrem Scheine nicht entsprossen,
Hat keine Erdennahrung je genossen.
Drum bleibt es ewig prangend stehn,
Ob schwingt die Zeit den raschen Flügel,
Apollo fast der Rosse Zügel,
Und Welten stumm im Nichts vergehn.
In sich hat's eine Kraft sich selbst erzeuget,
Die keine Welt, die selbst kein Gott ihm beuget.
Es ähnelt wohl dem Zytherklang,
Gespielt auf einer ew'gen Leier,
In stetem Glühen, steter Feier,
In hohem, sehnsuchtsvollem Drang.
O! horch den Saiten, die in Dir erschallen,
Zu suchen wird Dein Fuß nicht weiterwallen.
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