Hermann Kurz
1813 - 1873
GenzianenEin Novellenstrauß
1837
Textgrundlage:Hermann Kurz: Genzianen. Ein NovellenstraußStuttgart: Karl Erhard, 1837
|
|
______________________________________________________________________________
|
|
Nachlass.__________________Ich werde so von hinnen eilenMit tiefgeschlossenem Visier,Und ein paar arme, stumpfe ZeilenDie bleiben dann der Welt von mir.
| |
5 | Nach diesen werden sie mich wägen,Verdammung sprechen oder Lob,Nicht ahnend, ach, mit welchen SchlägenSich oft mein Herz in meinem Busen hob,Wie ich am schönen Tag, in guter Stunde, |
10 | Verschmelzend Geist in Geist gewebt,Mit einem kleinen MenschenbundeEin ganzes, volles Leben durchgelebt;Wie wir das Herz, wie wir die Welt gemessen,Wie manch gewichtig Wort in Lethe's Wellen fiel, |
15 | Und wie wir dann in seligem VergessenManch kecken Scherz geübt, manch übermüthig Spiel.Vor solchem Leben frisch und reichWie sind die Lettern todt und bleich!
Doch was ich mir in mir gewesen, |
20 | Das hat kein Freund gesehn, wird keine Seele lesen. |