Ernst Theodor Amadeus Hoffmann
1776 - 1822
Haimatochare
1819
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15.Capitain Bligh an den Gouverneur von Neu-Süd-Wales.
Am Bord der Diskovery, den 5. Oktober 18..
Ew. Excellenz Befehle in Ansehung der Haimatochare sind befolgt. In Gegenwart der festlich gekleideten Mannschaft, so wie des Königes Teimotu und der Königin Kahumanu, die mit mehreren Großen des Reichs an Bord gekommen waren, wurde gestern Abend punkt 6 Uhr von dem Lieutenant Collnet Haimatochare aus der baumwollenen Mütze des Davis genommen und in die mit Goldpapier ausgeklebte Schachtel gethan, die sonst ihre Wohnung gewesen und nun ihr Sarg seyn sollte, diese Schachtel aber dann an einen großen Stein befestigt, und [206] von mir selbst unter dreimaliger Abfeuerung des Geschützes in das Meer geworfen. Hierauf stimmte die Königin Kahumanu einen Gesang an, in den sämmtliche O-wahuer einstimmten und der so abscheulich klang, als es die erhabene Würde des Augenblicks erforderte. Hierauf wurde das Geschütz noch dreimal abgefeuert, und Fleisch und Rum unter die Mannschaft vertheilt. Teimotu, Kahumanu, so wie die übrigen O-wahuer wurden mit Grok und andern Erfrischungen bedient. Die gute Königin kann sich noch gar nicht zufrieden geben über den Tod ihres lieben Menzies. Sie hat sich, um das Andenken des geliebten Mannes zu ehren, einen großen Hayfischzahn in den Hintern gebohrt und leidet von der Wunde noch große Schmerzen.Noch muß ich erwähnen, daß Davis, der treue Pfleger der Haimatochare, eine sehr rührende Rede hielt, worin er, nachdem er Haimatochare's Lebenslauf in der Kürze beschrieben, von der Vergänglichkeit alles Irdischen handelte. Die härtesten Matrosen konnten sich der Thränen nicht enthalten, und dadurch, daß er in abgesetzten Pausen ein zweckmäßiges Geheul ausstieß, brachte Davis es auch dahin, daß die O-wahuer entsetzlich heulten, welches die Würde und Feierlichkeit der Handlung nicht wenig erhöhte.
Genehmigen Ew. Excellenz etc. etc. |